0844 - Tödliches Amsterdam
wie es diesen Wesen gelungen ist, in das Haus einzudringen. Ich will einfach nicht glauben, daß sie durch diese Häuserzeilen spaziert sind, das wäre viel zu auffällig gewesen. Also muß es noch eine andere Möglichkeit geben.«
»Wenn du das sagst«, murmelte ich. »Also ich kenne mich hier nun wirklich nicht aus.«
»Haben wir den Keller nicht genau genug durchsucht?« erkundigte sich Suko. »Möglicherweise existiert dort eine Geheimtür, die wiederum zu einem Geheimgang führt.«
»Nein, das ist es nicht. Dazu kenne ich den Keller zu gut.«
Jolanda hatte bisher geschwiegen. Nun redete sie, und ihre Worte ließen uns aufhorchen. »Erinnerst du dich nicht an den zweiten Eingang, der ebenfalls existiert, Rob?«
»Zweiter Eingang?« flüsterte ich.
Exxon nickte. »Ja, der existiert.«
»Wo?«
Rob Exxon drehte sich um. »Wir befinden uns in der Nähe.« Er ging einige Schritte zur Seite und blieb dabei dicht an der Hauswand. Dann stoppte er und bückte sich.
Mir war die alte Holztür bisher nicht aufgefallen, weil sie sich von der Farbe der Mauer kaum abhob. Eine sehr schmale und auch nicht eben hohe Tür, aber sie diente nicht als normaler Eingang, wie uns Rob Exxon erklärte. »Es ist der Zugang zu einem alten Lagerraum, der noch von früher stammt. Hier hat es einmal eine Kneipe gegeben, eine Kellerhöhle, mehr ein Lager. Das ist seit Jahren schon vorbei. Ich kenne es auch nur aus Erzählungen. Wir haben hier noch nicht gewohnt.«
»Was ist heute damit? Steht das Lager leer?«
»Nein, John, daß nicht. Soviel mir bekannt ist, lagern Mieter alte Möbel dort unten. Hin und wieder werden auch Nachtfeten gefeiert, denn für manche Jugendliche ist es die ideale Umgebung. Die finden den Keller echt geil.«
»Und was ist mit dir?« fragte Suko.
»Ich betrachte ihn als eine Möglichkeit, eine Spur meinetwegen.« Er lächelte uns an. »Was ist? Sollen wir es versuchen?«
»Immer doch«, sagte ich.
»Außerdem hatte er noch eine andere Funktion«, erklärte Jolanda. »Die Grachten sind zwar durch die Schleusen vor Hochwasser geschützt, aber das Wasser ist gefährlich. So kann es passieren, daß auch Keller vollaufen.« Sie deutete gegen die Tür. »Dieser dort unten ist als Auffangkeller gedacht worden. Das hat mir mal eine ältere Frau erzählt. Wenn das Wasser also extrem steigt, läuft es in diesen Keller hinein, und die anderen Räume werden geschützt. Das ist eigentlich alles, was ich weiß.«
»Sehr gut, Jolanda«, lobte Suko. Er schaute sich das Schloß an. »Man brauchte nur einen Schlüssel.«
»Es ist offen«, sagte Jolanda. Sie zerrte an der Klinke und konnte die Tür aufziehen. Mit der unteren Kante schrammte sie über den Boden.
Rob staunte. »Woher weißt du das denn?«
»Hin und wieder schaue ich mich um, das ist alles. Sollen wir uns auf den Weg machen?«
Keiner hatte etwas dagegen, nur ich kam noch mit einem Einwand. »Wir müssen van Steen Bescheid geben.«
»Dann tu es, John.«
Ich nickte Suko zu, doch meinen Vorsatz konnte ich nicht in die Tat umsetzen, denn der Kommissar verließ soeben das Haus und lächelte, als er uns sah. »Euch habe ich gesucht.«
»Warum?«
»Warum, John? Habt ihr etwas gefunden?«
»Nein, nicht beim ersten Versuch.«
»Das dachte ich mir. So einfach lassen sich die Kreaturen nicht übertölpeln.«
»Es gibt noch einen zweiten. Sieh dir die Tür an.«
Van Steen trat näher heran. »Wohin führt denn dieser Weg?« Er schielte durch den Spalt. »Sieht alles sehr dunkel aus.«
»Ist es auch, Ric. Den Rest kann dir Rob erklären.«
Der Kommissar hörte zu, nickte sich einige Male selbst zu und meinte:
»Ihr geht also davon aus, daß die Kreaturen diesen Weg genommen haben - oder?«
»Wir hoffen es.«
»Okay, ich werde versuchen, etwas später nachzukommen. Die Kollegen sind gleich fertig.«
»Wir gehen schon vor«, sagte Suko.
Van Steen hatte nichts dagegen, und wir nutzten den Moment, um die Tür ganz aufzuzerren.
Der erste Blick hinein.
Mir kam der Keller vor wie ein großes, feuchtes und düsteres Grab.
Ich zuckte nicht zurück und erkundigte mich statt dessen, ob es denn auch Licht gab.
»Rechts«, sagte Jolanda.
Ich fand den Schalter und mußte den Knipser noch herumdrehen. Es wurde heller, aber nicht hell. Alte Steinstufen führten zum Grund des Kellers, und wieder schnüffelte ich.
Diesmal war es anders.
Ein typischer Geruch drang in meine Nase, und schon nach dem ersten Schritt wußte ich Bescheid.
Die hungrigen Leichen hatten
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