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0844 - Tödliches Amsterdam

0844 - Tödliches Amsterdam

Titel: 0844 - Tödliches Amsterdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wollte er sein Leben retten.
    Er machte auf der Stelle kehrt und rannte weg, als wäre der Teufel persönlich hinter ihm her. Sein Gesicht war verzerrt, der Mund stand weit offen. Einmal rutschte er beinahe auf dem feuchten Boden aus, fing sich wieder, erreichte zum Glück die Tür und schaute dort zurück.
    Was er sah, war furchtbar.
    Aus den Tiefen der Erde hatte sich eine gewaltige Lawine aus Schlamm auf den Weg gemacht, um alles zu begraben, was sich ihr in den Weg stellte. Gegenstände, Menschen, Tiere - einfach alles. Nichts ließ dieser Schlamm aus und der Geruch, der dem Kommissar entgegenwehte, erinnerte ihn an eine Mischung aus altem Laub und vermoderten Leichen.
    Der Schlamm war gierig.
    Er fraß alles.
    Van Steen reagierte noch rechtzeitig. Er huschte nach draußen, warf blitzschnell die Tür zu, obwohl er wußte, daß er die Lawine damit auch nicht aufhalten konnte.
    Stoppte sie?
    Van Steen war auf die Straße gesprungen. Er stierte gegen die schmale Tür, weil er damit rechnete, daß sie jeden Augenblick von innen her aufgestoßen wurde. Daß er von einem Radfahrer gestreift wurde, kriegte er nur am Rande mit.
    Wie war das mit der Tür?
    Sie brach nicht auf, sie hielt.
    Van Steen bewies Nerven und schaute auf seine Uhr. Nachdem eine Minute vergangen war, faßte er sich ein Herz und schritt auf die Tür zu.
    Sie saß normal in den Angeln, kein Druck wellte sie nach außen, und er riskierte es.
    Vorsichtig öffnete er sie.
    Nur spaltbreit, mehr nicht.
    Er schaute hinein.
    Schlamm, wohin er blickte. Tödlich, alles erstickend, natürlich auch die Menschen.
    Für das Leben der Personen gab Kommissar van Steen keinen Pfifferling mehr…
    ***
    Warum lebte ich?
    Ich hätte doch tot sein müssen, erstickt unter den Schlammassen, die mich wie der breite Hang eines zusammenbrechenden Berges unter sich begraben hatten.
    Das stimmte nicht.
    Okay, ich war begraben worden. Weder ich noch meine Freunde hatten die Massen aufhalten können, aber ich konnte atmen, mich bewegen. Ich saugte eine Luft ein, die klar und bitter schmeckte, trotzdem nicht frei war, sondern mir irgendwie gefangen vorkam, weil ich auch keinen Wind dabei spürte.
    Ich war gerettet. Oder gerettet worden…?
    Zudem stand ich auf meinen eigenen Füßen in einer grauen, schattigen und dennoch bleichen Düsternis, in der es immerhin so hell war, daß ich mich zurechtfinden konnte.
    Ich war auch nicht schmutzig. Das Zeug klebte nicht an meiner Kleidung, es verschmierte mir auch nicht das Gesicht. Den Schlamm schien es nicht gegeben zu haben. War er tatsächlich eine Illusion gewesen, ebenso wie dieser See?
    Im Laufe der Zeit hatte ich gelernt, Gelegenheiten zu nutzen. Auch hier setzte ich die Gabe ein und kümmerte mich zunächst einmal nicht um meine direkte Umwelt. Noch gab man mir die Zeit, über gewisse Dinge nachzudenken, und da bewegten sich meine Gedanken schon in eine bestimmte Richtung.
    Unser Trip in die Amsterdamer Unterwelt war real gewesen. Den hatte ich mir auf keinen Fall eingebildet. Wir waren so weit gegangen, bis es nicht mehr weiterging. Der Kanal war in einen See gemündet, dieser hatte sich gegen uns erhoben, uns verschlungen, und nun begann ich zu spekulieren.
    Es lag durchaus im Bereich des Möglichen, wenn auch nicht in dem des zu Erklärenden, daß dieser See gar nicht aus Schlamm bestanden hatte, sondern aus etwas anderem.
    Er war eine Trennung gewesen!
    Auf der einen Seite die normale Welt, auf der anderen die fremde Dimension. Die Magie, die nicht nur mich gepackt hatte und mich zurückgeschleudert hatte. In eine andere Zeit, tief hinein in die Vergangenheit, wo ich nun steckte, nicht wußte, was ich unternehmen sollte, etwas verloren dastand und dabei überlegte, wie es nun weitergehen sollte. Ich kam mir dabei nicht vor wie der einsame Rufer in der Wüste, denn ich war gekommen, um einen Fall zu lösen.
    Allerdings nicht allein.
    Nun stellte sich die Frage, wo meine drei Freunde steckten. Daß es Jolanda, Rob Exxon und Suko ebenfalls erwischt hatte, stand außer Zweifel. Leider befanden sie sich nicht in meiner Nähe. Obwohl ich mich mehrmals umschaute, hatte ich sie noch nicht sehen können.
    Sie blieben verschwunden.
    Ich war da.
    Und mußte etwas tun.
    Ich dachte an den Tunnel der hungrigen Leichen. In ihn war ich entführt worden. Bis jetzt wußte ich nicht, wo ich ihn würde finden können und glaubte einfach daran, daß er sich von meinem Standort nicht allzu weit entfernt befand. Ich war in eine Welt hineingeraten,

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