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0844 - Tödliches Amsterdam

0844 - Tödliches Amsterdam

Titel: 0844 - Tödliches Amsterdam Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anders geworden.
    Mit jedem Schlag, der so dumpf an unsere Ohren drang, tat sich etwas an der Oberfläche des Schlammsees.
    Bewegungen…
    Sehr schwach, kaum sichtbar. Da nicht nur ich auf diesen See starrte, sondern auch die anderen drei, mußte es ihnen ebenso ergehen wie mir.
    Poch… poch…
    Bei oder kurz nach jedem Schlag schien der See an bestimmten Stellen zu atmen oder sich aufzubäumen. Das Zittern des Schlamms verstärkte sich dann, aber es spritzte nichts in die Höhe - oder noch nichts.
    »Es lebt«, sagte Rob Exxon keuchend. »Ja, es lebt. Ich spüre genau, und es wird stärker werden, mit jedem Schlag des Herzens nimmt die Stärke zu. Wir… wir müssen uns gleich entscheiden, ob wir bleiben oder uns auf den Rückweg machen sollen.«
    »Wie kommst du darauf?« fragte Suko.
    »Ich merke doch, daß sich etwas aufbaut. Verdammt noch mal, ich spüre es. Das Böse hat uns geortet. Dieses grausame Böse, der Alte Feind. Er weiß Bescheid…«
    Wir alle hörten ihm zu, blickten auch gleichzeitig auf den Schlamm, in den eine nicht erklärbare Energie hineingeraten war und ihn immer mehr aufwühlte.
    Da war etwas.
    Und es kam näher…
    Wieder hörten wir das Pochen. Diesmal noch lauter, als wollte es zum Finale ansetzen. Die Oberfläche begann an einer bestimmten Stelle zu vibrieren, diesmal stärker als sonst - und sie wellte sich dabei in die Höhe.
    Von unten her schien jemand zu schieben, eine Kraft, mit der wir Beobachter nicht zurechtkamen.
    Etwas entstand.
    Es sah so aus wie das runde Dach eines Zelts oder wie eine Faust, die von einer Schlammschicht überzogen war. Sie dehnte sich aus, sie wuchs in die Höhe und auch in die Breite, wobei wir von den hungrigen Leichen nichts sahen, aber diese Beule, diese Veränderung verströmte ebenfalls eine Gefahr.
    Dann platzte sie.
    So plötzlich, daß wir von unseren Standorten nicht mehr wegkamen.
    Auf einmal wuchtete ein gewaltiger Regen aus Schlamm auf uns zu. Er war wie ein Teppich, zwar löchrig, aber brandgefährlich, und er senkte sich über uns.
    Wir flohen zurück, ohne allerdings eine Chance zu haben, dem Schleim entwischen zu können. Er war so verflucht schnell, und ich sah, wie Jolanda ausrutschte. Beinahe wäre sie in den Kanal gefallen, sie rollte schon darauf zu, als ihr Freund sie blitzschnell packte und in Sicherheit zerrte.
    Es ging weiter.
    Poch… poch… poch…
    Schlammtropfen erwischten meinen Rücken. Es kam mir vor, als hätte man mit weichen Steinen nach mir geworfen.
    Ich blieb stehen und drehte mich um.
    Im selben Augenblick wurde ich starr. Der Schrei des Entsetzens erstarb mir auf den Lippen, denn der gesamte See war in die Höhe gestiegen und hatte sich zu einer riesigen Woge zusammengefunden, die mit aller Kraft nach vorn drängte, um uns, die Fliehenden, erfassen und begraben zu können.
    Auch ich bewegte mich nicht mehr. Da erging es mir nicht anders als meinen Freunden, die ebenfalls vor Entsetzen starr geworden waren.
    »Das ist wie das Jüngste Gericht!« brüllte Rob Exxon plötzlich. Er streckte beide Hände aus, als könnte es ihm damit gelingen, diese riesige Lawine aufzuhalten.
    Er schaffte es nicht.
    Auch wir anderen schafften es nicht.
    Der Schlamm war zu schnell, zu wuchtig, zu massig, und er begrub uns unter sich.
    So also kann man auch sterben, dachte ich noch, dann erfaßte mich die Dunkelheit zusammen mit der Masse und riß mich einfach davon wie ein leichtes Stück Holz…
    ***
    Die Leiche der Frau war in eine Plane gewickelt und anschließend in den Sarg gelegt worden. Die Polizisten nannten ihn Totenwanne, und das kam ungefähr hin.
    Noch immer waren die beiden Kinder mit ihrer Mutter nicht zurückgekehrt, und der Kommissar hatte auch keinerlei Nachforschungen in dieser Richtung betrieben.
    Er hatte auch die Fragen seiner Kollegen nicht beantworten können. Keiner dieser Männer hatte jemals bei einem Mordfall eine derartige Leiche zu Gesicht bekommmen, und der Schock stand ihnen auch noch eine halbe Stunde später ins Gesicht geschrieben.
    »Fahren Sie mit, Kommissar? Oder wollen Sie noch bleiben?« wurde er gefragt.
    »Ich bleibe.«
    »Die Frau und die Kinder, nicht?«
    »Ja.«
    »Ich möchte mit Ihnen nicht tauschen.«
    Van Steen hob die Schultern. Er schaute auf den Rücken des Kollegen, als dieser das Haus verließ. Vor dem schmalen Gebäude blieb der Kommissar stehen, und er kam sich trotz der Enge innerhalb der Straße verloren und einsam vor. Er sah zwar die zahlreichen Menschen, nur nahm er sie nicht

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