0844 - Tödliches Amsterdam
sie grunzen und schreien.
Zwei von ihnen taumelten. Einer schlug noch mit seinem Knüppel zu und erwischte einen Artgenossen am Kopf. Die Gestalt taumelte auf den Rand des Flusses zu und klatschte hinein.
Der Schläger brach zusammen. Eine dicke Flüssigkeit pumpte aus seiner Brust, aber die anderen wollten nicht aufgeben.
Wieder schossen wir.
Abermals trafen wir.
Eine halbverweste Gestalt mit schon rückenlangen Haaren hatte die Kugel in den Rücken bekommen. Die Wucht der Einschläge hatte sie nach vorn geschleudert, auf die in den Fesseln hängende Person zu, und wie im Krampf klammerte sich die Gestalt an Jolandas Hüfte fest.
»Wir müssen sie alle vernichten!« keuchte Suko.
Soweit kam es nicht mehr.
Wir hatten die aus der Wand schauenden Hände vergessen. Sie aber nicht uns, plötzlich wurden wir von verschiedenen Seiten gepackt und eisern festgehalten.
Für uns war es das vorläufige Aus.
Nicht aber für die Hungrigen, die sich um ihre toten Artgenossen nicht kümmerten und sich wieder der blonden Frau zuwandten…
***
Rob Exxon hielt die Augen geschlossen. Er hatte versucht, alles zu vergessen, er mußte alles vergessen und sich allein auf sich konzentrieren, um überhaupt eine Chance zu haben. Bei Rob Exxon mußte das eintreten, was in seiner Lage eigentlich unmöglich war.
Schlafen?
Einschlafen, wegtauchen, wegsacken, träumen und dabei Kräfte freimachen, die seinen Zweitkörper entstehen ließen.
Wie lange er Zeit hatte, wußte er nicht.
Sekunden nur, oder waren es Minuten? Wie lange würden die anderen seine Partnerin noch am Leben lassen? Wie mordgierig und hungrig waren sie denn? Er versuchte es, er wollte hineinfallen in die Meditation des Schlafs, er wollte sich selbst müde reden, er konzentrierte sich einzig und allein nur darauf.
Schlafen…
Alles andere war vergessen.
Keine Fesseln mehr spüren, nicht mehr diesen widerlichen Geruch wahrnehmen, zu einem anderen werden und dann…
Er hörte Geräusche.
Mehrere Explosionen, aber um sie konnte er sich nicht kümmern. Das andere war wichtiger.
Schlaf…
Die Fesseln hielten ihn auch dann, als er sich entspannte. Er hatte seinem Inneren befohlen, sich zu entspannen und in den anderen Zustand hineinzugleiten.
Abtauchen…
Nichts anderes interessierte ihn mehr.
Und die Welt um ihn herum versank. Der Sack des Schlafs wurde über seinen Kopf gestülpt…
***
Jolanda hatte vergessen zu schreien und zu zittern. Sie spürte auch die Schmerzen nicht mehr, die Stockschläge auf dem Körper hinterlassen hatten, aber sie hörte die Schüsse, sah, als sie zur Seite schaute, die beiden Männer, die so plötzlich erschienen waren, als hätten sie sich materialisiert.
Sie schossen.
Sie trafen.
Die ersten beiden fielen vor ihren Füßen zu Boden, blieben liegen und rührten sich nicht mehr.
Aber die anderen gaben nicht auf. Sie wollten die Frau, sie wollten das Fleisch, das Blut…
Wieder fielen Schüsse.
Die beiden nächsten Gestalten wurden getroffen. Ein Wesen versank in den schlammigen Fluß. Das zweite kippte nach vorn, die Arme ausgestreckt und klammerte sich mit einer letzten, besitzergreifenden Bewegung in Hüfthöhe an ihrem Körper fest.
Ein Toter, der mit ihr zusammen pendelte, der sie nicht losließ. Jolanda konnte es kaum fassen, sie hatte zum Glück auch nicht die Kraft, darüber nachzudenken, sie wollte nur leben… leben… leben…
Die Kraft hatte den Toten verlassen.
Er rutschte an ihrem Körper herab.
Sie spürte, wie die Hände über ihre Haut glitten und sie dabei an gewissen Stellen aufkratzten, so daß kleine Wunden wie rote Streifen zurückblieben. Noch einmal schlugen die Hände gegen ihre Füße, dann fiel das Wesen über seinen Artgenossen. In einer schrägen Lage blieb es darauf liegen.
Noch waren vier da.
Sie hatten freie Bahn.
Und sie griffen zu!
***
Im selben Augenblick war Rob da. Nein, nicht er, sondern sein Zweitkörper, der plötzlich vor und über den vier Wesen schwebte, und Rob war bewaffnet. In dieser, seiner Traumwelt trug er wieder seine mörderische beidseitig geschliffene Waffe, die ihm schon mehr als einmal geholfen hatte.
Er war nicht verletzbar, er war ein Geist, und er kämpfte jetzt innerhalb dieser Amöbenwelt um das Leben seiner Geliebten und Partnerin. Er würde und durfte kein Pardon kennen, wenn sie beide überleben wollten, und so führte er seine Waffe mit tödlicher Entschlossenheit.
Jolanda konnte nur zuschauen, wie er die Wesen der Reihe nach zur Hölle
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