0845 - Das Höllenhaus
Anbruch der Dunkelheit wieder zurück?«
Mein Grinsen zeigte Härte. »Darauf kannst du dich verlassen, mein Lieber.«
Bill ging schon zum Wagen. Ich schloß die Tür und war nicht einmal leise dabei. Wütend warf ich sie ins Schloß, dann folgte ich meinem Freund aus alten Studententagen.
Die Tür war geschlossen, das Haus lag hinter uns, es brauchte uns vorerst nicht zu interessieren.
Dennoch würde es uns nicht loslassen. Bill schaute zurück, obwohl er schon am Wagen stand, und ich drehte ebenfalls mehrmals den Kopf.
Nichts hatte sich an der Fassade verändert. Es gab auch keine Gestalt, die in der Nähe umherschlich, es stand einsam unter den grauen Wolken. Dennoch ging von ihm etwas aus, mit dem ich nicht zurechtkam. Das Kreuz hatte mir den endgültigen Beweis erbracht. Dieses Gebäude lag unter einem bösen Einfluß. Ob dieser Einfluß zwischen den Wänden schwebte oder unsichtbar darüber, das war nicht festzustellen.
Der Reporter schloß den Wagen auf, auch meine Beifahrertür öffnete sich automatisch. Ich wollte den Wagenschlag aufziehen, stand so, daß ich über das flache Dach hinwegblicken konnte, und war über Bills Gesichtsausdruck erstaunt.
»Was ist los?«
»Sieh mal zurück, John!«
Mein Freund hatte ziemlich langsam gesprochen, und er hatte dabei auch unverwandt in die eine Richtung geblickt, in die ich mich ebenfalls drehte.
Auch mir stockte der Atem.
Zum erstenmal sahen wir etwas. Über dem Dach schwebte ein Schleier. Im ersten Augenblick sah er völlig konturenlos aus, und wir mußten schon genauer hinschauen, um die feinen Unterschiede zu entdecken.
Es waren zwei Farben vorhanden.
Ein ungewöhnliches Weiß oder Hell und darunter ein aschiger Grauton. Rund, vielleicht auch etwas oval, so daß wir daraus die Andeutung eines Gesichts ausmachen konnten. Um dieses »Gesicht« herum verteilte sich die Helligkeit, die auf keinen Fall die Haare darstellen sollte, sondern mehr wie ein Schleier wirkte. Das Gesicht konnte zu einer geisterhaften Braut oder auch zu einer Nonne gehören.
Weder Bill noch ich gaben einen Kommentar. Wir warteten darauf, daß etwas passierte, aber das Gesicht bewegte sich ebensowenig wie der Schleier.
Und dann war es weg!
Einfach so.
Diese Insel erinnerte nun an kleine Eiskristalle, die sich zusammengeballt hatten.
Ich hörte, wie Bill schnaufend die Luft ausstieß und dachte laut: »Also doch.«
»Was oder wen meinst du?«
»Das muß sie gewesen sein, John. Das… das war die Erscheinung einer gewissen Fanny Weldon.«
»Was macht dich so sicher?«
»Hast du eine andere Lösung?«
»Im Moment nicht.« Ich hob die Schultern. »Fanny Weldon als Erscheinung. Eine Tote, deren Tagebuchseite du gefunden hast. Ein Geist, der keine Ruhe gibt.«
»Ja, das sehe ich auch so, obwohl ich beinahe das Gefühl habe, daß es nicht so einfach ist.«
»Wir werden uns am Abend und in der Nacht darum kümmern.«
»Aber du rufst Sheila an.«
»Mache ich, Bill.«
Wir stiegen endlich ein. Bevor wir starteten, warfen wir noch einen Blick auf das Gebäude. Es stand ebenso da, wie wir es auch beim erstenmal gesehen hatten.
Das Brummen des Porschemotors riß mich wieder zurück in die Wirklichkeit. Bill lenkte den Flitzer auf Wye zu. Bevor wir in den Ort hineinfuhren, mußten wir die Tankstelle passieren.
Es war dort nichts zu tun, der Besitzer lehnte an seiner Zapfsäule wie ein Westernheld am Stützbalken eines Saloons. Der Mann hatte unseren Wagen schon längst gesehen. Um auf sich aufmerksam zu machen, nahm er seine Mütze ab und winkte damit.
Bill ließ den Porsche dicht vor den Füßen des Mannes ausrollen. Er sprach den Tankwart an, nachdem die Scheibe nach unten gesurrt war. »Na, haben Sie nicht etwas, das Sie uns sagen wollen?«
»Nein…«
»Aber?«
Der Mann schaute dorthin, wo auch das Haus lag, wenn man die Richtung weiter verfolgte. »Sie waren dort, nicht wahr?«
»Stimmt.«
»Waren Sie auch im Haus?«
»Sicher, sonst wären wir nicht so lange geblieben.«
Die Antwort hatte den Tankwart verunsichert. Er suchte nach Worten.
Seine Hände bewegten sich dabei zuckend.
Bill half ihm. »Wir leben noch, Mister. Sie aber sehen so aus, als wären Sie deswegen überrascht.«
Er kratzte sich an der Stirn, blieb trotzdem verlegen. »Nun ja, so habe ich das eigentlich gemeint, wenn Sie verstehen. Ähm… es ist Ihnen nichts passiert?«
»Gar nichts.«
»Haben Sie auch nichts gesehen?«
»Was sollten wir denn gesehen haben?« fragte ich an meinem Freund vorbei.
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