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0845 - Das Höllenhaus

0845 - Das Höllenhaus

Titel: 0845 - Das Höllenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mir bisher den Rücken zugewandt hatte. Er war stämmig, trug eine abgeschabte Lederweste über dem rot und schwarz gewürfelten Hemd, und hatte seine Fischermütze weit in den Nacken geschoben. Seine kleinen Augen, die gar nicht zu dem breiten Gesicht passen sollten, schauten mich mißtrauisch an. »Was haben Sie da eben gesagt, Mister?«
    Ich tat unbefangen. »Wieso? Was soll ich gesagt haben?«
    »Einen Namen.« Der Mann umklammerte mit einer Hand sein Bierglas. Die Pranke war groß genug, um dies zu schaffen.
    »Fanny Weldon.«
    »Aha.«
    »Pardon, aber habe ich was Falsches gesagt?«
    Er überlegte einen Moment, dann schüttelte er den Kopf. »Etwas Falsches wohl nicht.«
    »Na bitte.«
    »Ihr seid fremd hier?«
    »Wir kommen aus London.«
    Er nickte. »Das sieht man euch an.« Dann trank er. »Darf ich fragen, was ihr mit Fanny Weldon zu tun habt?«
    »Wir hörten ihren Namen.«
    »Nur den?«
    »So ganz nicht. Da erfuhren wir noch etwas von einem Haus nicht weit von hier.«
    »Fannys Haus.«
    »Kann sein.«
    »Was ist denn mit ihr?« fragte Bill an mir vorbei. »Wo können wir die Dame finden?«
    Das hätte er nicht sagen sollen, denn der Thekengast machte einen verschlagenen Blick. »Willst du mich auf den Arm nehmen, du Buckel, du?«
    »Um Gottes willen, das hatte ich nicht vor. Nein, ich wollte nur etwas über Fanny wissen.«
    »Über eine Tote?«
    »Ach, sie ist tot.«
    Der Mann schlug mit der Faust auf den Handlauf. »Ja, sie ist tot, verdämmt, und sie soll es auch bleiben!«
    »Gut, akzeptiert, Ich weiß nur nicht, weshalb Sie sich darüber so aufregen?«
    »Weil man sich um ihren Tod nicht kümmern soll, schon gar nicht als hergelaufene Fremde.«
    »Aber das Haus steht noch«, warf ich so gleichmütig wie möglich ein und erlebte, wie der Knabe zusammenzuckte.
    »Ihr seid am Haus gewesen?«
    »In der Tat.«
    Der Mann hob den rechten Zeigefinger zur Warnung. »Geht nie wieder hin, hört ihr? Nie wieder.«
    »Und warum nicht?«
    »Geht nicht hin!« Für ihn war das Thema erledigt, nicht für uns, auch wenn er sich wegdrehen sollte.
    »Fannys Geist lebt noch weiter, wie?«
    Der Mann hielt in der Bewegung inne. Tief holte er Luft, dann drehte er sich wieder, um uns anschauen zu können. »Ich bin ein Menschenfreund, und als Menschenfreund sage ich euch, daß es besser ist, wenn ihr von hier verschwindet! Wenn die anderen hier erfahren, daß ihr schnüffeln wollt, kann es großen Ärger geben. Die guten Leute sind nicht so friedlich wie ich. Man wird euch mit den Füßen voran aus der Kneipe schaffen.«
    »Sitzt die Angst so tief?« fragte ich.
    »Haut ab oder…«
    Ich hielt ihm meinen Ausweis hin. Zuerst nahm der Mann ihn nicht wahr, dann schaute er genauer hin, und plötzlich bewegten sich seine Wangen und Kaumuskeln, ohne daß er etwas aß. »Aha, so ist das.«
    »Ja, Mister, so ist es. Wäre nicht eben gut, wenn zwei Yard-Beamte mit den Füßen zuerst aus dem Saloon getragen würden. Wir sind hier nicht im Wilden Westen. Wir fragen uns nur, wie ausgewachsene Männer wie Sie und die anderen hier an der Theke nur soviel Angst haben können. Das fragen wir uns wirklich.«
    »Es ist keine Angst.«
    »Was ist es dann?«
    »Schutz«, flüsterte er. »Selbstschutz. Begreifen Sie das nicht, verdammt?«
    »Nein«, sagte Bill. »Wovor wollen Sie sich schützen?«
    »Vor ihr!«
    »Dann ist Fanny nicht tot.«
    »Ihr Geist lebt weiter.«
    Jetzt hatten wir endlich eine klare Antwort erhalten, auch wenn uns die Hintergründe noch unbekannt waren.
    »Ihr Geist lebte also weiter.« Bill grinste. »Das ist wirklich ein Hammer. Kann es sein, daß wir ihn schon gesehen haben?«
    »Was weiß ich denn, was Sie gesehen haben.«
    »Da war ein Gesicht - grau, mit gelblichen Augen. Und über dem Kopf so etwas wie ein Schleier. Das Gesicht schwebte vor dem Haus. Wir haben uns immer gefragt, wer es wohl sein könnte, dank Ihrer Auskunft wissen wir es genau.«
    Der Mann trank hastig. »Es gibt sie«, flüsterte er, »sie wird nie vergehen. Der Fluch ist einfach zu schlimm.«
    »Klären Sie uns doch auf.«
    »Fanny wurde verflucht.«
    »Warum?«
    »Gerüchte…«
    »Die interessieren uns«, sagte ich. »Sie war noch jung. Man hat sie damals in dieses Haus eingesperrt. Sie galt als Frau, die mit bösen Mächten paktierte.«
    »Wie äußerte sich das?«
    »Sie… sie spielte immer mit dem Feuer. Einige haben sie im Feuer gesehen, daß sie nicht verbrannte. Fanny Weldon stand inmitten der Flammen und hatte Spaß.«
    »Weiter!«
    »Man

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