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0845 - Das Höllenhaus

0845 - Das Höllenhaus

Titel: 0845 - Das Höllenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sperrte sie eben in das Haus. Es sollte eine Kapelle werden oder eine Begegnungsstätte. Eine Sekte hatte es gekauft, zu der auch Bewohner hier aus Wye gehörten. Sie haben Fanny dort eingesperrt. Eine Woche, Tag und Nacht, sollte sie darin verbrennen. Schon am ersten Tag geschah es dann.« Seine Stimme versickerte, so daß ich mich gezwungen sah, rasch nachzufragen.
    »Was geschah?«
    »Das Haus brannte ab. Es fing Feuer, es verschwand. Es brannte nieder, nichts blieb zurück.«
    »Keine Trümmer?«
    »So ist es. Am anderen Morgen war es nicht mehr da. Ein leerer Fleck ohne Brandspuren. Das Haus schien es nie gegeben zu haben, aber die Menschen hier wußten es besser.«
    »Und wann passierte das?« wollte Bill wissen.
    »Das liegt rund fünfzig Jahre zurück.«
    »Aber wir haben das Haus gesehen und waren auch in ihm«, erklärte ich.
    Der Mann schluckte, bekam große Augen, ging nicht auf meine Bemerkung ein und meinte nur:
    »Genau das ist das Problem. Das Haus brannte zwar ab, aber plötzlich stand es wieder da.«
    »Wann?«
    »In der folgenden Nacht.«
    Wir sagten nichts. Dafür kam der Wirt, schaute uns mißtrauisch an und wandte sich an den Einheimischen. »Noch ein Bier, Greg?«
    »Ja, und einen Brandy.«
    »Okay. Wenn du Schwierigkeiten haben solltest mit deinen beiden Nachbarn, dann gib mir Bescheid.«
    »Es ist alles in Ordnung.«
    »Bleiben wir beim Haus, Greg«, sagte ich. »Es brannte also ab und kehrte wieder zurück.«
    Er nickte.
    »Öfter?«
    »Bis in die heutige Zeit«, flüsterte er. »Oft brennt es im Haus, es schimmert durch die Fensterscheiben, aber man riecht nichts und sieht auch keinen Rauch. Nur manchmal erscheint das Gesicht der Fanny Weldon übergroß, als wollte es den Leuten hier sagen, daß sie noch da ist und nur keiner sie vergessen soll.« Greg kriegte sein Bier und den Brandy und legte eine Pause ein. Mit zittriger Hand kippte er den Brandy weg. Ein Finger wischte waagerecht über die Oberlippen. »Seit dieser Zeit hat das Haus einen besonderen Namen. Man nennt es das Höllenhaus, denn in ihm brennt auch das Feuer der Hölle.«
    »Was ist mit Fanny?« fragte Bill. »Die hat der Leibhaftige geholt, um sie der staunenden Welt hin und wieder zu zeigen.«
    »Das sagt man so hier.«
    »Ja, und wir glauben es auch.«
    »Stammt Fanny hier aus dem Ort?«
    Greg nickte mir zu. »Sie war noch jung. Sie war auch ein Mitglied der Sekte. Sie durfte nichts. Kein Blick nach jungen Männern, nur züchtige Kleidung, kein Tanzen, nicht mal mit Gleichaltrigen in die Kneipe gehen, das alles war ihr verboten worden, und sie hat sich daran gehalten.«
    »Das war wohl zuviel des Guten«, meinte Bill.
    »Und ob. Sie wehrte sich, aber so, daß es niemand mitbekam. Sie muß zum Teufel gefleht haben, was auch immer. Jedenfalls bereitete sie ihren Eltern und Verwandten Schande. Zur Strafe sperrte man sie in das Haus, den Rest kennen Sie.« Er griff zum noch vollen Glas und leerte es beinahe bis zur Hälfte. Dann rutschte er vom Hocker und ging auf eine kleine Tür zu mit der Aufschrift »Gentlemen«.
    Wir blieben zurück, noch immer mißtrauisch beäugt. Wahrscheinlich rätselte man, worüber wir uns wohl unterhalten hatten. »Der kommt erst einmal nicht wieder«, sagte Bill, griff in die Tasche und holte einen Geldschein hervor. Er legte ihn zwischen unsere Gläser. »Sollen wir verschwinden?«
    Ich war dafür. Wir ließen unsere zur Hälfte geleerten Gläser stehen, und Bill verzichtete auch auf das Wechselgeld. Der Wirt steckte den Schein ein. Ein finsterer Blick begleitete uns noch bis zur Tür.
    Als wir draußen standen, fröstelten wir beide. Eine noch größere Ruhe hatte sich über den Ort gelegt. Es war später Nachmittag geworden. Bei diesem kühlen Wetter hatten sich die Bewohner in ihre Häuser und Wohnungen zurückgezogen.
    Der Porsche parkte nicht weit entfernt. Er stand unter den kahlen Ästen einer großen Linde. Jugendliche hockten in der Nähe auf den Sätteln ihrer Räder und fachsimpelten über Bills Flitzer.
    Wir stiegen ein, Bill drehte und rollte dem Ortsausgang entgegen. »Ich hoffe, daß es die richtige Zeit ist«, sagte er. »Ein Höllenhaus erwacht erst am Abend.«
    »Und brennt in der Nacht ab.«
    »Ja, John, ja. Verdammt noch mal, aber ich komme damit nicht zurecht. Tut mir leid. Hast du eine Erklärung?«
    »Auch nicht.«
    Bill stöhnte. »Da brennt ein Haus ab und ist wieder da. Wir haben es doch gesehen und besichtigt. Wir spürten das andere zwischen seinen Wänden. Und wir

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