0846 - Die Flucht des Laren
voraussehen konnte, wie er behauptete. Es ist auch nicht maßgeblich.
Mir genügte es, daß er anders als ich war und mir in manchen Punkten überlegen. Ich hätte keine ruhige Minute mehr vor ihm gehabt. Selbst wenn er mir noch so zugetan war, mich liebte und mir Treue schwor.
In einem so gnadenlosen Machtkampf, wie ich ihn zu führen gedachte, konnte man nur sich selbst vertrauen. Und Trookan war nicht mehr ich.
Irgendwann hätte er seine Überlegenheit erkannt und sich gefragt, warum er sich mir unterordnen sollte.
So weit wollte ich es nicht kommen lassen.
Mit einem Cloning Trookan wäre ich wahrscheinlich sogar fertig geworden.
Aber mit Tausenden oder gar Hunderttausenden dieser Monstren nicht. Irgendwann hätten sie die Herrschaft an sich gerissen.
Ich flüchtete vor Trookan ins All. Erst als ich mit meinem Schiff die Flotte erreichte, faßte ich einen Entschluß.
Trookan konnte meine Absicht also nicht durchschauen, selbst wenn er ein Telepath war, denn mein Plan entstand erst, nachdem ich außerhalb seiner Reichweite war.
Es gab aus diesem Schlamassel nur einen Ausweg. Ich mußte die Clone-Station mitsamt Trookan und der ganzen Brut vernichten!
Und so geschah es. Ich erweckte den Anschein, das die Laren den Stützpunkt entdeckt hätten, damit es so aussah, als hätten sie ihn vernichtet. Damit sicherte ich mich auch gegen den Eventualfall ab, daß jemand die Flammenhölle wider Erwarten überlebte.
Irgendwie war ich froh, daß die Clone-Station dem Boden gleichgemacht war.
Jetzt konnte ich auch wieder Hotrenor-Taak mit ruhigerem Gewissen gegenübertreten.
Seine Spione hatten ihm nämlich das Gerücht zugetragen, daß ich in einem geheimen Stützpunkt ein Heer aufrüste.
Jetzt konnte ich ihm die Bilder von der Vernichtung des Stützpunktes vorlegen, und der Verkünder der Hetosonen war zufrieden. Die volle Wahrheit hat er nie erfahren.
Niemand wird je die volle Wahrheit erfahren, es sei denn, er findet diese Aufzeichnungen. Aber das kann nur nach meinem Tode sein.
Irgendwie läßt mich die Spekulation nicht los, daß Trookan das Bombardement überlebt hat und ausgezogen ist, um Hotrenor-Taak den Garaus zu machen. Wenn es dazu käme, dann wäre das Experiment doch nicht ganz fehlgeschlagen.
Aber den Traum von einer Million geclonter Leticrons, die die Galaxis beherrschen, kann ich vergessen.
Es war erschütternd mitanzusehen, wie Trookan beim Abspielen des Tonbands immer mehr verfiel.
Für ihn war wahrlich eine Welt zusammengestürzt.
Nachdem Leticrons Lautsprecherstimme verstummt war, herrschte Schweigen. Trookan saß mit gekrümmtem Rücken da.
Hotrenor-Taak und ich, wir rührten uns auch nicht. Der Lare hatte die Hände noch immer auf den Rucken gefesselt. So unbequem seine Lage auch war, er beschwerte sich nicht.
Plötzlich sprang Trookan auf und ging zum Rand des Kraters.
Ich fragte mich, was in seinem Kopf vorgehen mochte.
Fand er sein Leben nun, nachdem er seine Rache verloren hatte, Inhalts und sinnlos? Möglicherweise war er auf seine Rache so fixiert, daß nichts anderes seinen Selbsterhaltungstrieb aufrechterhalten konnte als nur sie.
Er stand lange so da, bevor Hotrenor-Taak sich erhob und zu ihm ging. Ich beobachtete die beiden von meinem Platz aus.
Wie standen sie nun zueinander, nachdem die Wahrheit ans Licht gekommen war?
„Tut mir leid, Trookan", sagte Hotrenor-Taak, „daß du die Wahrheit auf diese Weise erfahren mußtest.
Aber mir hättest du nicht geglaubt."
„Es macht für mich keinen Unterschied, daß ich quasi von ihm selbst das Geständnis gehört habe", erwiderte Trookan.
„Der Schmerz ist dadurch nicht größer." Er blickte den Laren an. „Ich will nichts mehr von dir, Hotrenor-Taak. Du bist frei.
Aber verlange nicht, daß ich mich wegen der falschen Verdächtigungen entschuldige."
Hotrenor-Taak lächelte. Auf Uneingeweihte, die die Physiognomie der Laren nicht kannten, mußte das Lächeln diabolisch wirken. Aber Trookan deutete es richtig.
„Das erwarte ich gar nicht, Trookan", sagte der Lare. „Unter anderen Voraussetzungen, wenn ich von der Existenz des Leticron-Clones erfahren hätte, hätte ganz bestimmt ich den Befehl zur Vernichtung des Stützpunkts gegeben.
Es hätte sich also ohne weiteres so zutragen können, wie du vermutest. Meine relative Unschuld basiert nur darauf, daß ich von den Vorgängen auf Gen-koder nichts wußte."
„Willst du für eine unbegangene Tat bestraft werden, nur weil sie im Bereich des Möglichen
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