0846 - Die Flucht des Laren
begreife?" fragte der Lare zurück.
„Ich war keine Sekunde lang in Gefahr. Ich wußte, daß ich mich auf Trookan verlassen kann. Das Attentat hat seine Schatten vorausgeworfen. Trookan hat gewußt, was der Mann vorhatte. Schon beim ersten Zusammentreffen hat er die Schatten, die ihn begleiteten, richtig gedeutet."
„Das war erst der Anfang, Hotrenor-Taak. Sie werden immer wieder mit solchen Anschlägen rechnen müsjsen, auch von Gruppen, die ihr Vorhaben gewissenhafter planen."
„Ich habe schon immer mit der Gefahr gelebt. Erinnern Sie sich an das Fest der Urquellelf Damals haben Sie mir das Leben gerettet. Warum sagen Sie mir das alles eigentlich, Kershyll?
Wollen Sie, daß ich die Milchstraße verlasse?"
Kershyll Vanne schüttelte den Kopf.
„Ich will Ihnen nur deutlich machen, daß Sie sich auf ein Leben als Geächteter vorbereiten müssen.
Und ich versuche, über Ihre Motive Klarheit zu bekommen."
Es gab viele mögliche Gründe, warum der Lare das beschwerliche Leben unter Menschen dem bei seinen Artgenossen vorzog.
Wenn er tatsächlich, wie er sagte, den Plan der Kelosker im letzten Moment durchschaut hatte, dann würde er sich vermutlich auch überlegt haben, daß er an dem Ort hinter dem Black Hole keine große Zukunft hatte.
Zweifellos mußte er damit rechnen, daß seine Artgenossen ihn zur Verantwortung ziehen würden.
Vielleicht war das der Grund, warum er sie nicht begleitet hatte.
Es konnte aber auch sein, daß Hotrenor-Taak Schuldgefühle bekommen hatte.
Die 125 Jahre der Macht hatten ihm deutlich zeigen müssen, daß er das Chaos über die Milchstraße gebracht hatte.
Es war ihm nicht gelungen, die Galaxis ins Hetos der Sieben einzugliedern, und am Ende hatte er sogar erfahren müssen, daß ein Volk dieser Galaxis maßgeblich an der Zersplitterung des Konzils der Sieben beteiligt gewesen war.
Er hatte seine Macht ganz umsonst demonstriert. Am Ende blieb nur Ohnmacht, aus der ein Schuldkomplex resultieren mochte.
War sein Verbleib in der Milchstraße eine Art selbstauferlegter Buße?
„Meine Motive ...", sagte Hotrenor-Taak. Er wirkte belustigt. „Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf darüber, Kershyll.
Sie vergeuden Ihre Fähigkeiten. Wenn ich Ihnen nun sage, daß ich mich nur alt und müde fühle...?"
Hotrenor-Taak ließ die letzten Worte einwirken.
„Sie, ein alter Mann?" Vanne lächelte.
Aber vielleicht... Und doch eher unwahrscheinlich. Ein anderer Gedanke, unglaublich, aber beachtenswert: Hotrenor-Taak als „Ein-Mann-Unternehmen" im Dienst des Konzils. Hoffte er auf eine Wiedergeburt der alten Glorie des Hetos der Sieben?
Man mußte jede Möglichkeit in Betracht ziehen.
Vanne verscheuchte diese Gedanken. Er verabschiedete sich von Hotrenor-Taak. Auf dem Korridor traf er mit Daroque zusammen, in dessen Begleitung sich Cloning Trookan befand.
In ihnen hatte Hotrenor-Taak zwei Freunde. Das hatte sich bereits herauskristallisiert.
„Sie rätseln immer noch über Hotrenor-Taaks Beweggründe, Vanne", sagte der junge Neu-Arkonide geradeheraus. „Mir ging es lange Zeit wie Ihnen.
Doch ich habe den Vorteil, nicht in so komplizierten Bahnen denken zu müssen wie ein 7-D-Mann.
Ich habe nach dem Nächstliegenden gesucht und es gefunden. Jetzt nehme ich es als gegeben hin, daß sich Hotrenor-Taak einfach nach Ruhe sehnt. Absurd? Nun, dann habe ich eine noch einfachere Antwort: Er fühlt sich unter Menschen wohl."
„Warum auch nicht", meinte Vanne lächelnd und setzte seinen Weg fort. Solange er keine bessere Antwort fand, konnte er Daroques Meinung ebenso den Vorrang geben wie irgendeiner anderen.
Aber jetzt würden sie erst einmal den unterbrochenen Flug nach Olymp fortsetzen, wo man, getreu Julian Tifflors Auftrag, sehen wollte, ob der Vario-500, Anson Argyris, vielleicht Hilfe benötigte.
ENDE
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