Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0846 - Im Namen des Leibhaftigen

0846 - Im Namen des Leibhaftigen

Titel: 0846 - Im Namen des Leibhaftigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Woorie…«
    »Ich weiß, weshalb Sie hier sind.« Der Mann sprach mit einer heiseren Stimme und stemmte sich dann hoch. Es war so, als hätte sich etwas von ihm gelöst, denn der Geruch billiger Kernseife wehte dem vor dem Schreibtisch wartenden G-man entgegen.
    »Dann können wir ja zu ihm.«
    Gulda wartete noch. Er schielte dabei auf das Zifferblatt der Normaluhr an der Wand. »Kennen Sie ihn?«
    »Ja.«
    »Wie gut?«
    Abe hob die Schultern. »Ich war dabei, als er festgenommen wurde. Ich habe ihn gejagt.«
    »Aha.«
    »Was heißt das?«
    »Nicht viel. Ich will Ihnen nur sagen, daß er ein Schwein ist, ein Haufen Scheiße.«
    »Das weiß ich selbst, Mr. Gulda.«
    »Wir haben auch unsere Probleme mit ihm.«
    »Haben Sie das nicht mit jedem Gefangenen?«
    »Nicht unbedingt und nicht so direkt, wenn Sie verstehen.« Er grinste den G-man kalt an, und der hatte das Gefühl, daß ihm noch eine Überraschung bevorstand.
    »Darf ich fragen, wie Sie das meinen?«
    »Wollen Sie wirklich?«
    »Ja.«
    Das Grinsen wurde breiter und noch kälter. »Ihr FBI-Typen seid harte Burschen, wie?«
    »Pardon, aber ich weiß nicht, was das mit unserer Unterhaltung hier zu tun hat.«
    »Werden Sie gleich sehen.« Gulda beugte sich zur Seite. Er zog eine Schublade im Schreibtisch auf.
    Sie glitt lautlos hervor, und Gulda griff mit der rechten Hand hinein. Er holte eine kleine Blechschachtel hervor, die matt glänzte. Er stellte die Schachtel auf den Schreibtisch und drückte auf den Knopf der Leuchte.
    Das Licht strahlte von oben her gegen die Schachtel.
    »Heben Sie den Deckel ab, G-man.«
    »Und dann?«
    »Machen Sie schon!« Gulda grinste weiterhin dünn.
    Abe Douglas wollte kein Spielverderber sein und versuchte es. Mit einer Hand schaffte er es nicht, der Deckel klemmte ein wenig. Er nahm die zweite zu Hilfe. So zog er ihn auf.
    Er schaute in die Dose - und wurde leichenblaß!
    Auf dem Boden lag - leicht gekrümmt wie ein dicker Wurm - der Zeigefinger eines Menschen…
    ***
    Wenn dieser Jorge Gulda darauf gewartet hatte, daß ein gewisser Abe Douglas in Ohnmacht fallen würde, so hatte er sich getäuscht. Der Schock dauerte auch nicht zu lange, und im Kopf des G-man jagten sich die Gedanken. Es war der rechte Zeigefinger eines dunkelhäutigen Menschen, und Abe konnte sich vorstellen, zu welcher Hand er einmal gepaßt hatte. Man mußte ihn abgeschnitten haben.
    Er besah ihn sich genauer, aber eine glatte Schnittfläche sah er nicht. Dann hob er den Deckel ab und setzte ihn provozierend langsam wieder auf das Unterteil.
    »Na und?«
    Gulda grinste noch immer. »Alles klar?«
    »Nein.«
    »Wollen Sie wissen, wem der Finger gehört?«
    »Ich kann es mir denken - Woorie Cabal.«
    »Bingo, voll getroffen. Er ist ein Irrer, er ist wahnsinnig. Er verwechselt seine Zelle mit einem Hotelzimmer. Er hat Ansprüche gestellt, er wollte besser behandelt werden als seine Mitgefangenen. Er war einfach mit unserem Essen nicht zufrieden. Ein Irrer, in der Tat. Und weil er damit nicht zufrieden war, hat er sich den eigenen rechten Zeigefinder abgebissen.« Gulda hob die Schultern. »Er hat dabei nicht einmal geschrieen, wie ich mir habe sagen lassen. Da habt ihr uns vielleicht einen gebracht, der stellt alles in den Schatten.«
    »Stimmt.«
    »So hat noch nie jemand gegen unser Essen protestiert.«
    »Ernähren Sie sich auch davon?«
    »Nein.«
    »Das hätte ich mir denken können«, erwiderte Abe mit einem Blick auf die stämmige Figur. »Aber lassen wir das. Was geschah anschließend, nachdem er sich den Finger abgebissen hat?«
    »Seine Portion wurde nicht erhöht. Er hat nur noch die Hälfte bekommen. Dafür gaben wir ihm einen Verband und auch Pflaster.«
    »Ich will zu ihm.«
    »Ja, gern. Ich habe Sie nur auf ihn vorbereiten wollen. Es wird lange dauern, bis wir ihn kleinkriegen, wenn überhaupt.«
    »Eine Frage noch. Wie hat er sich sonst benommen? War er still, oder tobte er?«
    »Nein, mehr ruhig. Sehr ruhig sogar. Er war in sich versunken, Hin und wieder hat er sogar gesungen, aber der Gesang war anders als ein normales Lied. Der Text schien aus Afrika zu stammen. Ich weiß es nicht, ich konnte auch nichts verstehen, aber den Gesang hat er über Stunden durchgehalten, sogar in der Nacht. Er fiel damit uns ziemlich auf die Nerven.«
    »Verständlich. Gibt es sonst noch Probleme?«
    »Bisher nicht.«
    »Dann möchte ich ihn sehen.«
    Jorge Gulda drehte sich um. Er verließ seinen Platz hinter dem Schreibtisch und bat Abe, ihm zu folgen. Sie

Weitere Kostenlose Bücher