Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0847 - Metamorphose

Titel: 0847 - Metamorphose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Moleküle seines Körpers zurückzugewinnen.
    Als ihm das endlich gelungen war, merkte er, daß die Wahrnehmungsorgane der Topsiderkopie nicht mehr vorhanden waren. Er konnte zwar fühlen, daß er auf einer glatten Unterlage lag, aber er hörte und sah nichts mehr. Der Gys-Voolbeerah ahnte, daß die Wahrnehmungsorgane mitsamt den Körperstellen, in denen sie sich befunden hatten, verschwunden waren, sich aufgelöst hatten.
    Und noch etwas bemerkte er: Die Moleküle seines Körpers - oder dem, was davon übrig war - besaßen nur noch einen geringen Teil der Bindungsenergie, die sie normalerweise zusammenhielt.
    Ihm wurde klar, daß er sich in einem Desintegrationsfeld befunden hatte - und ein Desintegrationsfeld pflegte ja dadurch zu wirken, indem es die zwischenmolekularen Bindungsenergien neutralisierte, so daß die Moleküle haltlos auseinander trieben.
    Blunnentior begriff, daß ein Mensch in seiner Lage nur noch eine rasch verwehende Wolke molekularen Gases gewesen wäre.
    Nur die Tatsache, daß die zwischenmolekularen Bindungsenergien eines Gys-Voolbeerah sich erheblich schneller erneuerten als diejenigen aller anderen Lebewesen, hatte ihn vor diesem Schicksal gerettet.
    Aber er begriff auch, daß es keine endgültige Rettung war, denn durch die Überbeanspruchung der Moleküle bei der Erneuerung ihrer Bindungsenergie waren die Zellen, die dafür verantwortlich waren, förmlich ausgebrannt.
    In absehbarer Zeit würde er zerfallen - und seine Moleküle würden ziellos davontreiben. Sie würden nicht einmal mehr die Chance haben, sich in einem fremden Organismus festzusetzen, sich zu regenerieren und zu vermehren und schlußendlich die Kontrolle über diesen Organismus zu erkämpfen.
    Der Tod würde endgültig sein.
    Doch diese Erkenntnis war nichts im Vergleich zu der, daß er seine Brüder nun nicht erreichen und warnen konnte.
    Durch den Restkörper des Gys-Voolbeerah ging ein schreckhaftes Zucken, als der Boden unter ihm vibrierte. Schritte! Jemand näherte sich!
    Anson Argyris?
    Unter Aufbietung aller Willenskraft gelang es Blunnentior, einen Teil seiner Körpermassen abzuschnüren und ein Pseudopodium zu formen, an dessen Ende er zwei Konzentrationen von Molekülen schuf, die ihm die optische und akustische Erfassung seiner Umwelt ermöglichten.
    Blunnentior sah, daß es tatsächlich Anson Argyris war, der sich ihm in leicht vorgebeugter Haltung näherte. Der Kaiser von Olymp hatte ihn bereits gesehen, aber in seinen Augen funkelte kein Trumph über den Sieg. Es schien dem Gys-Voolbeerah eher, als drückte der Blick des Kaisers Betroffenheit und Schmerz aus.
    Vor dem Gys-Voolbeerah ging Argyris in die Hocke, so daß Blunnentiors Gesichtsfeld völlig vom Gesicht des Kaisers ausgefüllt war, denn es befand sich unmittelbar vor dem kugelförmig verdickten Ende des Pseudopodiums.
    „Du kannst mich hören und sehen, denke ich", hörte Blunnentior. „Es tut mir leid, daß du in diese schreckliche Desintegrationsfalle gelaufen bist."
    Warum diese Menschen nur so sentimental waren! dachte der Gys-Voolbeerah. Sie können einen Gegner hetzen, bis er besiegt zu ihren Füßen liegt, doch dann betrachten sie ihn beinahe wie einen guten Freund.
    Plötzlich durchfuhr den Gys-Voolbeerah eine Erkenntnis, die ihn hätte aufjubeln lassen, wenn er dazu in der Lage gewesen wäre.
    Ich habe ein Pseudopodium mit optischen und akustischen Wahrnehmungsfähigkeiten gebildet! Kein Gys-Voolbeerah, der an Veränderungsschizophrenie erkrankt ist, bringt das fertig! Das Desintegrationsfeld hat durch die Aufpeitschung meiner inneren Reserven indirekt die Krankheit beseitigt!
    Augenblicklich wurde Blunnentior von neuer Zuversicht gepackt. Er sah seinen Gegner vor sich - und er wußte, daß sein Gegner ihn für besiegt hielt. Es mußte leicht sein, ihn unter diesem Umständen zu überwältigen, seine Gestalt zu kopieren und als „Kaiser von Olymp" ungehindert alle Fallensysteme und Sperren des subolympischen Labyrinths zu passieren.
    Es wurde dem Gys-Voolbeerah nicht bewußt, daß sein Plan einer Trübung seines Bewußtseins entsprungen war, denn auch die Moleküle der Nervenzellen, die für das bewußte Denken verantwortlich waren, hatten sich infolge des Schwundes der Bindungsenergie voneinander entfernt (was allerdings nur unter einem starken Elektronenmikroskop zu sehen gewesen wäre).
    So fing er an, die Gestalt des Freifahrerkaisers nachzuformen, ohne sich bewußt zu werden, daß das sinnlos war, wenn er das Original nicht

Weitere Kostenlose Bücher