0847 - Shango
haben.«
»Sein Ziel«, bestätigte Abe.
»Als Schatten kein Problem - oder?« Suko hatte seine Stimme verstärkt, saß dann still, schielte aber in unsere Gesichter, die nicht nur nachdenklich, sondern auch allmählich bleich wurden.
Mir schmeckte das Rührei nicht mehr. Ich schob den Teller zur Seite und trank Kaffee. Was Suko uns da gesagt hatte, konnte durchaus zutreffen. Als Schatten konnte jemand auch in eine gesicherte Festung gelangen. Zudem machte es ihm nichts aus, Menschen zu töten, und Shango würde, um sein Ziel zu erreichen, sicherlich die gesamte Belegschaft umbringen, um dann Cabal herausholen zu können. Für uns bedeutete dies, New York zu verlassen, um in diesem Bunker auf Shango zu warten.
Zumindest war das eine Möglichkeit, die wir diskutieren sollten, und ich sprach meine Freunde darauf an.
Sie stimmten mir zu. Nicht gerade fröhlich oder optimistisch, mit dürren, knappen Worten.
»Wie wäre es denn, Abe, wenn du dort einmal anrufst und dich erkundigst, ob alles okay ist?«
»Kann ich machen.« Er überlegte. »So ganz freunde ich mich mit dem neuen Gedanken noch nicht an.«
»Warum nicht.«
»Es ist zunächst eine Spekulation, Suko.«
»Stimmt.«
»Aber Shangos Rachetour ist eine Tatsache. Das meine ich. Wird er sie aufgeben, nur um seinen Bruder aus dem Knast zu holen, oder will er beides? Das kann er auch als Schatten nicht. Er wird seinen Schatten nicht in den Bunker schicken und mit dem Körper hier in New York bleiben. Oder glaubt ihr, daß er dazu fähig ist?«
»Keine Ahnung, Abe. Ich habe auch nur eine Möglichkeit angedeutet, die wir in unsere Rechnung mit einbeziehen sollten.«
»Das ist mir klar, das werde ich auch. Zunächst einmal muß ich mit dem Attorney reden, aber ich werde ihm diese andere Möglichkeit nicht mal andeuten. Er würde mir nicht glauben und mich für verrückt halten. Es gefällt ihm sowieso nicht, daß ich euch habe aus London kommen lassen. Er fühlt sich brüskiert, als wären wir nicht in der Lage, mit unseren Problemen selbst fertig zu werden.«
»Tu das«, sagte ich. »Wie geht es dann weiter?«
Douglas hob die Schultern. »Macht ihr einen Vorschlag.«
»Du wirst uns auf jeden Fall informieren.«
»Das versteht sich.«
»Dann könnte es sein, daß wir zu diesem Zuchthaus hinfliegen. Es liegt in der Nähe von Boston, nicht?«
»Ja, westlich davon. Ziemlich einsam, in einem wald- und sumpfreichen Gelände.«
»Ich bin dafür«, sagte Suko, »daß wir fliegen.«
Abe war es nach einigem Überlegen auch. »Ich muß nur noch für die entsprechenden Papiere sorgen, damit man euch auch hineinläßt. Das ist ein Hochsicherungstrakt. Nicht nur die Insassen der Zellen sind gestört, die meisten Wächter auch. Sie gehen nicht eben sanft mit Menschen um, das haben sie wohl während ihrer Arbeit verlernt.«
Suko winkte ab. »Macht nichts, darauf stellen wir uns ein.«
Douglas schob den Stuhl zurück.
»Ich muß verschwinden. Erreiche ich euch hier im Hotel?«
Ich nickte. »Sicher.«
»Dann bis später.«
»Und viel Glück bei Bing.«
Er lachte nur, als ich ihm diese Worte nachrief. Uns war nicht zum Lachen zumute. Ich zündete mir eine Zigarette an und kümmerte mich nicht um Sukos mißbilligende Blicke, bis mich mein Freund darauf hinwies, daß hier nicht geraucht werden durfte.
»Das hättest du mir auch vorher sagen können.« Ich tunkte die Zigarette in den Kaffeerest und hob die Schultern. »Es sieht nicht gut aus, Alter, dieser Shango hat immer die Chance, uns stets einen Schritt voraus zu sein.«
»Leider.«
Ich stützte meinen Kopf ab. »Er wird Cabal aus dieser Festung herausholen, da bin ich mir ziemlich sicher. Wir können New York vergessen.«
»Meinst du?«
»Bestimmt.«
Suko erwiderte nichts. Er stand auf und ging wieder zum Büfett. Mir war der Appetit noch immer vergangen. Am liebsten hätte ich mich ins Bett gelegt, tief geschlafen und alles vergessen. Leider kann man nicht immer so, wie man gerne will…
***
Walter Bing und seine Frau Lucie wohnten an der Fifth Avenue, in einer Gegend also, die den Wohlhabenden und Reichen vorbehalten war, denn diese Apartments kosteten eine Unmenge an Miete und waren nur selten zu kaufen.
Die Bings hatten die drei Zimmer in der zwölften Etage gekauft, denn Lucie hatte Geld mit in die Ehe gebracht. Zudem verdiente sie als stellvertretende Chefin einer Werbeagentur gut, war immer top und gehörte zu den Frauen, die sich mit einer gewissen Lässigkeit bewegten und dafür den großen
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