0848 - Die letzte Bastion
Geschichte zu glauben."
Er machte eine Pause. Als er weitersprach, war seine Stimme ungewöhnlich ernst. „Ihr und ich, wir sind uns alle darüber im klaren, daß das Reich der Überschweren nur dann weiterbestehen wird, wenn die Laren zurückkehren und uns ihre Unterstützung gewähren.
Allein sind wir nicht stark genug, um uns gegen einen hinterhältigen und zahlenmäßig überlegenen Gegner lange zu wehren. Wir müssen hoffen, daß Hotrenor-Taaks Geschichte wahr ist. Ist sie es nicht, wird der Verkünder mit uns untergehen!"
Es widersprach ihm keiner. Er ließ die Stille ein paar Sekunden lang andauern, dann sagte er: „Ihr wißt, woran wir sind. Behandelt den Verkünder mit Ehrfurcht.
Wenn er die Wahrheit spricht, wird der Augenblick kommen, in dem ihr euch glücklich preist, daß ihr euch auf meine und nicht auf Mimikars Seite geschlagen habt.
Und jetzt schafft mir Yargonz herbei. Ich muß mit ihm sprechen."
Aber der Unteroffizier Yargonz war nirgendwo zu finden.
Yargonz hatte sich aus dem Staub gemacht, sobald sich ihm die erste Gelegenheit bot. Er war aus einem ganz bestimmten Grund nach Titan gekommen.
Seit Monaten war er hierher unterwegs. Er hatte sich von einem Truppenteil zum anderen versetzen lassen, immer so, daß er mit jeder Versetzung näher an die Stahlfestung herankam.
So wäre es immer weiter gegangen, wenn nicht die verlorene Raumschlacht ihm die Möglichkeit geboten hätte, seinen Kommandanten Detrolanc dazu zu bewegen, daß er Kurs auf Titan nahm.
Im selben Zusammenhang war es nicht Detrolancs Verhalten an Bord der explodierenden MARHAAB schlechthin, das er dem Kommandanten übelnahm. Er störte sich wenig daran, daß ein hoher Offizier jede Gelegenheit nützte, um sein Leben vor dem eines Unteroffiziers zu retten.
Yargonz hatte mehr als zweiundzwanzig Jahre Dienst in der Raumflotte der Überschweren hinter sich.
Er hatte so gut wie keine Illusionen mehr.
Was er Detrolanc übel anrechnete, war, daß dieser ihn um ein Haar daran gehindert hätte, die Stahlfestung zu erreichen.
Diese aber war Yargonz' Ziel. Es gab Zeiten, da hätte er einen Arm und ein Bein dafür gegeben, nach Titan versetzt zu werden. Als die MARHAAB zu explodieren begann, sah er seinen Augenblick gekommen. Er würde Detrolanc nie verzeihen, daß er ihn an der Ausführung seines Planes hatte hindern wollen.
Yargonz marschierte durch leere, hell erleuchtete Gänge. Als die Überschweren darangegangen waren, die Stahlfestung auszubauen, die Anlagen von der Oberfläche ins Innere des Mondes zu verlegen und die Umweltbedingungen so zu verändern, daß man sich auf Titan wie auf Paricza fühlte, da waren sie von der Überlegung ausgegangen, daß die Stahlfestung eines Tages das Hauptquartier des Ersten Hetrans sein werde und daß die Situation des Reiches sich bis dahin derart gefestigt habe, daß für den Hetran eine Festung, die einen ganzen Riesenmond umspannte, gerade gut genug sei.
Infolgedessen gab es im Innern des Saturnmondes ganze Fluchten, die leer standen - in Erwartung des Gefolges des Ersten Hetrans, das, wie man nun wußte, nie mehr eintreffen würde. Yargonz hatte monatelang Pläne der Festungsanlage studiert.
Manche Pläne hatte er sich unter der Hand beschaffen müssen, denn die Stahlfestung war eine geheime Anlage.
Yargonz kannte sich aber aus. Er wußte, daß er von seinem Quartier bis zum Hof der Säulen rund zwölf Kilometer zu gehen hatte. Im gewaltigen Hof der Säulen hatten die Überschweren seinerzeit ihre Turniere ausgetragen - groteske Spiele, die manchem das Leben kosteten.
Als die Stahlfestung umgebaut wurde, war der Säulenhof zum Denkmal erklärt worden. Man hatte ihn kaum angerührt. Er lag an der Oberfläche des Saturnmonds. Mehrere Aufgänge führten aus den unterirdischen Anlagen zum Hof hinauf.
In der Nähe des Hofes, aber in das Titan-Gestein eingebettet, befand sich die vollautomatische Hauptschaltzentrale, die die umfangreiche Maschinerie der Stahlfestung steuerte.
Der Hof der Säulen war Yargonz' Ziel. Er hatte ein Gerücht vernommen, das so abenteuerlich war, daß es ihm keine Ruhe ließ, es selbst auf seinen Wahrheitsgehalt zu überprüfen.
*
Es war beißend kalt. Zu beiden Seiten des mächtigen Hofes ragten kahle Bergflanken in die Höhe.
Saturns bleicher Schein fiel auf die ebene Fläche zwischen den Säulen.
Yargonz fühlte sich beklommen. Jeden Augenblick erwartete er, aus dem mageren Schatten einer Säule einen Widersacher auftauchen zu sehen. Aber es
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