0848 - Spionin der Hölle
ziehen.«
Die Wächterin richtete ihren Blick auf Zamorra. »Ich weiß, dass jeder Schaden, der den Schwefelklüften entsteht, für dich und dein Streben ein Erfolg ist. Doch du solltest bedenken, dass die Hölle - wie ihr es nennt - nur einen winzigen Schritt neben eurer Welt liegt. Die Gefahr, dass auch eure Erde in Mitleidenschaft gezogen würde, ist nicht von der Hand zu weisen.«
Die letzten Sätze klangen in Zamorras Ohren wie eine geschickte Werbung um Hilfe, doch die Worte der Wächterin waren nicht zu vernachlässigen. Zudem gab es da bei Zamorra nach wie vor diese leise Vorahnung, die ihm sein Unterbewusstsein immer wieder einzuflüstern versuchte: Armakath sollte in nicht zu ferner Zukunft eine entscheidende Rolle spielen.
Wobei? Das verriet das leise Flüstern ihm allerdings nicht.
»Aber was könnten wir denn schon dagegen tun?« Artimus hatte sich wieder einigermaßen erholt. Als er seinen Schild wie einen Schutzfilm um das Zentrum der Wurzel gelegt hatte, war der Schutz, der ihn gegen die Hitze und den Rauch abgeschirmt hatte, augenblicklich erloschen.
Nur mit Mühe und Not hatte er den Weg ins Freie geschafft. Doch die Spuren waren unübersehbar - seine Kleidung war angesengt, van Zants Hände und Gesicht vom Rauch geschwärzt. Und auch seine nicht eben üppige Haarpracht hatte ihren Teil abbekommen. Einzig den Zopf hatte die Hitze verschont, was den Südstaatler zumindest einigermaßen gnädig stimmte.
»Es gibt nur einen einzigen Weg. Die Wurzel muss geheilt werden.« Die Wächterin hielt inne, schien so etwas wie eine Kunstpause zwischen ihre Worte legen zu wollen. »Das jedoch kann nur durch eine andere Wurzel geschehen. Sie muss die sterbende Wurzel der Stadt ersetzen oder zumindest ergänzen.«
Van Zant schüttelte stumm den Kopf. Eine andere Wurzel? Er war zu erschöpft, um diesen abstrakten Gedanken fortzuführen. Woher sollte eine andere Wurzel wohl kommen?
Zamorra sah tief in die Augen der Wächterin, deren Silberschimmer ihm wie zwei Spiegel erschienen. Spiegel, die tief in die Seele des Parapsychologen blicken wollten, in seine Gedankenwelt, die nach wie vor um das Siegelbuch kreiste. Die Augen wollten ihm etwas sagen… ihn auf eine Spur lenken, die ja doch so nahe liegend war.
Dann nickte der Professor langsam, mit einer zähflüssigen Bewegung, die so gar nicht zu ihm passte. Ja, er wusste nun, wovon die Wächterin sprach. »Aber ist das denn zeitlich durchzuführen?«
Artimus sah von Zamorra zur Wächterin. Er hatte den Sinn von Zamorras Frage nicht begriffen.
Die Ftau atmete tief ein. »Ich hoffe es. Doch nur die Hüterin der Wurzel selbst kann diesen Vorgang ausführen. Sie wird wissen, was zu tun ist.«
Zamorra kam federnd in die Höhe. »Dann sollten wir keine Zeit verlieren. Ich kann durch Magie zur Erde zurückkehren, doch nicht direkt an den Ort, den ich erreichen muss. Das kostet zusätzliche Zeit, die wir nicht haben. Jetzt könnten wir Laertes oder Gryf hier gut brauchen. Mit ihren zeitlosen Sprüngen wäre es für die beiden kein Problem, mich direkt vor Ort zu führen.«
Die Wächterin erhob sich scheinbar schwerelos vom Boden. Ihre Art, sich zu bewegen, war faszinierend. »Nimm das hier.«
Sie drückte Zamorra etwas in die Hand, das nicht größer als ein Bleistift war und auch annähernd dessen Form aufwies. Holz… zumindest schien das auf den ersten Blick so zu sein, doch dazu war der Span viel zu schwer. Zamorra sah die Frau fragend an.
»Es ist ein Stück aus der Wurzel. Jede Faser von Armakaths Ursprung ist mit denen verbunden, die wichtig für das Bestehen der Stadt sind. Es wird dich direkt zur Hüterin führen. Du musst dich nur darauf konzentrieren.« Sie wandte sich zu van Zant, der nach wie vor auf der langen Leitung stand.
»Du musst bei mir bleiben, bei der Wurzel, Krieger. Wir müssen die Magie deines Schildes gemeinsam so stärken, dass er die sengende Glut auf Dauer von der Wurzel abhalten kann. Sonst wird jeder Rettungsversuch sinnlos bleiben. Der neuen Wurzel darf nicht das gleiche Schicksal wie ihrer Vorgängerin drohen.« Artimus van Zant sah, wie sich Zamorra in eine magische Trance vertiefte. Ein Weltentor gab es hier nicht, also musste er den Weg zurück zur Erde auf dem magischen Weg beschreiten.
Was er dort wollte… nur langsam begann es in Artimus' Verstand zu dämmern.
»Komm, Krieger. Für den Moment können wir hier beide nichts ausrichten. Du musst dich ein wenig erholen. Folge mir…«
Artimus warf einen letzten Blick auf
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