0848 - Spionin der Hölle
die dichten Rauchschwaden, die ihm beinahe zum Verhängnis geworden wären. Dann folgte er der Wächterin, die ihm mit ihrem schwebenden Gang schon ein ganzes Stück voraus war.
Bald würden sie hierher zurückkehren. Da war sich der Physiker sicher.
Ob sie dann etwas ausrichten konnten?
Van Zant zuckte mit den Schultern. Das würde sich zeigen.
***
Yola Hacoon spürte ihr Herz auch jetzt noch heftig pochen.
Die drei Personen waren verschwunden - der Platz vor dem Haus, aus dem die Rauchschwaden kamen, war nun leer. Drei Personen. Diese merkwürdige Frau, der große Bursche, der aus dem Haus getorkelt war und -der Mann, den Yola ermordet hatte.
Sie lehnte sich gegen die Wand des Gebäudes, hinter dem sie Deckung gesucht hatte. Was die drei miteinander besprochen hatten, war zum größten Teil bis hierher zu ihr gedrungen. Doch Yola war ehrlich - sie hatte den Sinn des Gespräches nicht verstanden. Wurzel… das Ende dieser riesigen Stadt… irgendein Schild? Sie merkte sich die Worte, denn Stygia würde jedes Detail wissen wollen.
Nun, jetzt gab es zumindest etwas, dass sie der Fürstin zu berichten hatte. Was die dann damit anfangen würde, war allein ihre Sache. Doch-Yola wusste, dass sie noch mehr tun musste, ehe sie die Stadt wieder verlassen konnte. Sie musste in dieses Haus hinein.
Rauch hin oder her. Yola war sich sicher, dass Stygia dieses Hindernis nicht gelten lassen würde. Yola riss einen Fetzen von ihrem schlichten Sackkleid ab, das ein wenig der römischen Tunika ähnelte.
Galina, die Amazone, hatte es ihr besorgt, weil Yolas Kleidungsreste kaum tauglich waren, als solche überhaupt noch bezeichnet zu werden. Nun würde der leinenähnliche Stoff ihr vielleicht noch zusätzlich einen guten Dienst erfüllen. Mit einer Hand öffnete Yola den Verschluss der kleinen Feldflasche, die sie zusätzlich zu den beiden Dolchen am Gürtel trug.
Sie brauchte nicht viel feste Nahrung, doch ohne einen kleinen Wasservorrat hatte sie sich nicht in die Stadt gewagt. Rasch war der Leinenfetzen mit dem Wasser getränkt. Ein primitiver Schutz, sicher, aber sie musste improvisieren.
Zumindest einen raschen Blick wollte sie in das Haus werfen - ohne sich eine Rauchvergiftung zuzulegen. Yola presste sich das nasse Tuch vor Nase und Mund. Mit ein paar schnellen Schritten war sie beim Eingang. Der Rauch biss ihr gnadenlos in die Augen, doch das versuchte sie zu ignorieren. Yola schlich sich in das Gebäude wie eine Diebin.
Der Rauch versuchte penetrant sich den Weg zu ihren Atem wegen zu bahnen. Lange würde er sich von der Feuchtigkeit nicht daran hindern lassen. Yola konnte nichts erkennen. Alles war in tiefschwarzen Rauch gehüllt. Es war sinnlos, dieses Unternehmen konnte sie ebenso gut wieder abbrechen. Sie musste es sogar, denn die schützende Feuchtigkeit verlor nur immer schneller ihre Wirkung. Die junge Frau wandte sich um. Selbst der Eingang war in der Schwärze nicht zu entdecken, doch irgendwo dort vorne musste er sein.
Yolas nächster Schritt war verhängnisvoll.
Der Grund unter ihren Füßen war plötzlich nicht mehr da. Sie versuchte, sich nach hinten fallen zu lassen, doch es war zu spät.
Yola Hacoon fiel, fiel hinein in eine scheinbar bodenlose Tiefe, die nur ihren Tod bedeuten konnte.
***
Brik Simon hielt inne, nahm seine Finger von der Tatstatur des Laptops.
Dann lauschte er. Nichts, da war tatsächlich kein Geräusch. Nur sein Klappern auf dem Manual des tragbaren Computers zerstörte die absolute Stille in dem Haus am Rande des Kirchplatzes.
Jetzt lebte die dunkelhäutige Schönheit bereits eine ganze Weile gemeinsam mit ihm in den Wänden von Briks Haus, dass ja kürzlich erst der Abbruchbirne entgangen war. Doch wenn Brik ganz ehrlich war, dann war er vor Sabeth' Einzug nicht minder alleine gewesen.
Nein - er stellte der schönen Vampirin natürlich nicht nach. Obwohl sie tatsächlich eine unglaublich attraktive Frau war, wie er zugeben musste. Dennoch verkniff sich Brik jeden Gedanken in diese Richtung, was seine Nachbarn und Freunde in dem kleinen Dorf Nassen im Hochsauerlandkreis ihm selbstredend nicht glaubten.
Brik hatte viel zu großen Respekt vor diesem Wesen der Nacht, das hier bei ihm lebte, um die uralte Wurzel der weißen Stadt zu bewachen - vor allem, um sie ruhig zu stellen, denn Professor Zamorra hatte nur mit äußerster Mühe verhindern können, dass hier eine dieser Städte zu entstehen begann.
Sabeth war in Armakath - der weißen Stadt, die mitten in der Hölle
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