0848 - Spionin der Hölle

Titel: 0848 - Spionin der Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Krämer

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Vorsichtig berührte sie ihren Scheitel… und zuckte zurück. Nur mit Glück konnte sie einen neuerlichen Sturz vom Rücken des Tieres vermeiden. Was war das? Die Amazone hatte nicht wirr geredet, denn-Yolas Finger hatten sich in dichten Haaren verfangen.
    Das Kribbeln wurde zu einem sanften Druck, der auf Yola äußerst beruhigend wirkte. Ich bin bei dir… keine Angst. Die Worte wurden nicht gesprochen - sie bildeten sich direkt in Yolas Denken. Noch einmal wagte sie den Griff nach oben. Ein tiefes Empfinden von Zufriedenheit drang ihr entgegen, als sie über ihre Haare strich.
    Haare?
    Quietly! Als die Amazone in das Erdloch gekrochen war, in dem-Yola und ihr stummer Freund gehaust hatten, war der Kleine plötzlich verschwunden. Einfach so. Doch nun wusste Yola, was geschehen war. Eine genaue Vorstellung konnte sie sich von dem Vorgang nicht machen, doch Quietly musste sich in Panik an sie gekrallt haben. Dass er seine Gestalt verändern konnte, war ihr bewusst… und genau das hatte er getan: Quietly war zu einem - wenn auch unkonventionellen - Haarteil geworden.
    Yola konnte es nicht erklären, doch die Anwesenheit des kleinen Freundes gab ihr neue Kraft. Und offenbar fühlte sich Quietly sehr wohl, dort, wo er sich nun befand.
    Yola wurde aus ihren Gedanken gerissen, denn die Kriegerin hatte sich zurückfallen lassen, ritt nun genau neben dem Reittier des Models. Eine ganze Weile verging, ehe die Amazone mit dem herausrückte, was ihr auf der Zunge brannte.
    »Deiner Tochter geht es gut.«
    Überrascht und verwirrt blickte Yola zu der Kriegerin. Hatte das eben… fürsorglich geklungen?
    Die Amazone hielt Yolas Blicken stand. »Was ist? Ich wollte dich nur ein wenig beruhigen. Deine Tochter ist bei einer Sippe meiner Schwesternschaft. Nichts und niemand wird dem Kind etwas tun - das kannst du für bare Münze nehmen, Heulauge.«
    »Yola.«
    »Was?« Die Kriegerin schien verwirrt.
    »Ich heiße Yola. Darf ich auch deinen Namen erfahren?«
    Die Amazone wandte den Kopf verunsichert nach vorne, als gäbe es dort etwas Wichtiges zu entdecken. Ihren Namen? Warum wollte dieses schwache Etwas den von ihr hören? Es dauerte, bis die Frau zu einer Antwort ansetzte. »Ich… Galina, so hat man mich wohl genannt. Aber Namen bedeuten unter Schwestern nicht viel. Ich mag den Namen nicht.«
    Yola konnte sich ein Lächeln nicht verbeißen. Sie konnte es kaum fassen, aber unter der dicken Haut, die wie ein Panzer jede Emotion von ihr fernhielt, steckte bei der Kriegerin wohl doch so etwas wie ein Gefühlswesen. Zumindest hockte dort ein winziger Rest davon, den man vielleicht nur aufwecken musste. »Galina ist ein schöner Name. Auf der Erde bedeutet er so viel wie Ruhe oder Stille.«
    Die Kriegerin machte eine unwillige Handbewegung. »Was spielt das für eine Rolle, Heul… Yola. Wir sind bald am Ziel. Die weiße Stadt ist nicht mehr fern von hier. Ich werde dich bis auf Sichtweite begleiten, dann musst du alleine weiter.«
    Galina gab dem Tier die Sporen, doch dann bremste sie den Sechsbeiner erneut ab. Sie wandte den Kopf zu Yola. »Ich bin auch Mutter.« Mit einem Ruck riss sie das Reittier herum, jagte in die Weite hinaus.
    ***
    Die beiden Dolche schlugen gegen Yolas nackte Schenkel. Das Model hasste Waffen, doch in diesem Fall…
    »Hier, nimm das.« Galina hatte Yola die beiden Waffen in die Hand gedrückt, die in lederbezogenen Scheiden steckten. Verbunden waren sie mit einem breiten Gurt, der nun um Yolas Hüften hing. Die Mauer zu überklettern, war für die junge Frau kein Problem. Dennoch lief ihr der Schweiß in Strömen am Körper herab. Die Amazone hatte es nicht versäumt, Yola in allen Einzelheiten zu berichten, was hier mit ungebetenen Gästen für gewöhnlich geschah.
    Ob Yola wirklich so magisch tot, so absolut neutral war, das mochten die kommenden Sekunden zeigen. Quietly jedenfalls verhielt sich vollständig ruhig.
    Er schien sich der Gefahr nicht bewusst zu sein - oder er wusste es besser.
    »Du wirst sie vielleicht brauchen.« Galina vermied den direkten Augenkontakt zu Yola, als wäre ihr die ganze Situation zuwider. »Niemand weiß, was du dort vorfinden wirst. Ich werde drei Tage hier auf dich warten. Wenn du später zurückkommst, hast du Pech gehabt. Dein Sechsbein lasse ich jedoch auch danach hier angebunden. Du wirst dir dann selbst zu helfen wissen… oder auch nicht.«
    Es schien Yola, als wolle die Amazone noch etwas sagen, doch die Kriegerin begann sich mit ihrem Reittier zu beschäftigen,