0848 - Spionin der Hölle
Sekunde stattfinden konnte. Dennoch war sie innerlich nicht bereit, sich anzupassen.
»Heulauge, zuhören jetzt!« Die Amazone wandte sich nicht zu Yola um, doch ihre Worte kamen klar und deutlich an. »Wenn wir gelandet sind, lässt du dich zu Boden fallen, dann rennst du weg. Keine Fragen. Lauf, bis du aus der Reichweite der Flügel unseres bockigen Freundes hier bist. Jetzt!«
Und Yola reagierte. Die Krallen des Sauriers hatten gerade den Boden berührt, da lag sie schon auf dem felsigen Boden, rollte sich ein paar Mal um ihre eigene Längsachse und sprang hoch. Mit weiten Sätzen brachte sie sich in Sicherheit.
Den Grund für diese Aktion begriff sie in den nächsten Sekunden. Yola sah die Amazone mit einem gewagten Sprung den Rücken des Tieres verlassen. In der Bewegung noch riss sie das Breitschwert aus der Scheide, die auf ihren Rücken geschnallt war.
Jetzt ging alles unglaublich schnell. Hasserfüllt schnappte der Saurier zu, wollte seine Peinigerin in zwei Hälften beißen. Doch die parierte den vorschnellenden Schädel der Kreatur mit einem Schwerthieb, der eine klaffende Wunde hinterließ. Der Schrei des Luftwesens war entsetzlich.
Der Drache versuchte die Amazone mit den Schwingen zu treffen, doch erneut hatte er nicht mit der Geschmeidigkeit gerechnet, die in dem Körper der durchtrainierten Frau steckte. Ein zweiter Schwerthieb bewies ihm, dass er seiner Gegnerin unterliegen würde.
Mit seinen mächtigen Schwingen trat das Wesen die Flucht an, dorthin, wo seine Feindin ihn niemals erreichen konnte - in den weiten Himmel!
Es blieb bei dem Versuch, denn die Amazone ließ ihm keine Chance.
Die breite Klinge bohrte sich von unten in den Leib des Geflügelten, der wie ein Stein zurück auf den Boden fiel. Im nächsten Augenblick war sie über ihm und das Schwert bohrte sich mit einem hässlichen Knirschen ellentief in den Hals des Drachen.
Noch einmal zuckten seine Schwingen, dann war es vorbei.
Mit erstaunlichem Gleichmut reinigte die Amazone ihr Schwert und stieß es zurück in die Scheide. Wie in Trance war Yola näher gekommen. Die Kriegerin sah den ungläubigen Blick des Ex-Models.
»So ist das hier bei uns, Heulauge. Er wäre nie ein guter Reitdrache geworden. Zu bockig, zu freiheitsliebend. In einem echten Kampf muss ich mich auf mein Reittier blindlings verlassen können. Dazu war er einfach nicht geboren. Und wenn ich ihn hätte entkommen lassen, dann hätte er als Einzelgänger nur Unruhe in die Gruppen der gezähmten Flugtiere gebracht. Besser so.«
Mit ihrer Stiefelspitze berührte die Amazone das Maul des Drachen. Eine eigenartige Geste, wie Yola fand. Darin lag so etwas wie verstohlene Zärtlichkeit, ein burschikoser Abschied, doch nicht ohne Gefühle. Es war das erste Mal, dass Yola eine solche Regung bei einer Amazone entdeckte. Die Jedoch winkte bereits herrisch ein paar herumlungernde Gestalten zu sich.
»Hey, schlaft nicht ein. Die Herrin erwartet mich. Also werdet ihr euch um den Kadaver kümmern. Verbrennt ihn, zieht ihm die Haut ab - von mir aus könnt ihr ihn auch fressen. Wenn ich zurückkomme, will ich von ihm nichts mehr sehen.«
Yola sah die Gier in den Blicken der Wesen, die sich über den toten Drachen hermachten.
Die Amazone zog Yola unsanft mit sich, in Richtung des größten Felsens, der grob die Form einer mächtigen Kuppel aufwies. Yola konnte jetzt Details erkennen - auch den sicher künstlich erschaffenen Eingang, der in tiefste Finsternis führte. Zumindest wirkte das jetzt so.
»Werden sie… ihn tatsächlich essen?« Die Frage konnte sie nicht zurückhalten.
Grunzendes Gelächter antwortete ihr. »Darauf kannst du dich aber verlassen, Heulauge. Für dieses Pack ist ein Drache sicher ein Leckerbissen - und aus seiner Haut werden sie Kleidung und was weiß ich noch alles anfertigen. Die lassen nichts umkommen. Nicht einmal die Knochen, denn aus Drachenbein lassen sich erstklassige Waffen herstellen.« Die Kriegerin blickte zu ihrem ihr lästigen Anhängsel hin. »Ich frage mich wirklich, was sie von dir will?«
Yola verstand nicht, doch zum Nachfragen fehlte ihr die Kraft. Die Amazone betrachtete die zerlumpten Kleidungsfetzen, die an Yola wie zerfetzte Säcke herabhingen. Vön der gewagten Kluft, die sie damals in der Stadt getragen hatte, war nichts mehr zu erkennen. Die Blicke der Frau blieben an-Yolas Kopf hängen.
»Was hast du mit deinen Haaren gemacht?« Als die Kriegerin-Yola seinerzeit in die weiße Stadt gebracht hatte, war deren Kopf mit
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