0849 - Das letzte Siegel
kam aber auch Kälte. »Es wird eben Winter«, seufzte Nicole. »Bei euch in Florida müsste man leben.«
»Und ständig mit Hurricans und Tornados rechnen.« Monica schüttelte sich. »Bisher ist Tendyke's Home ja erfreulicherweise verschont geblieben, die Wirbelstürme ziehen immer knapp an uns vorbei und zerlegen andere Bereiche. Aber wer weiß, wie lange das noch gut geht…«
Uschi seufzte. »Das ist es übrigens, was wir in Zamorra spüren konnten, dieser düstere Schatten. Wenn der Angriff stattfindet, sind wir seine Feinde… aber was sollen wir sonst noch machen? Wenn selbst Asmodis keine bessere Lösimg findet?«
»Wir werden abwarten müssen«, meinte Nicole.
»Das ist sicher nicht gut. Niemand von uns weiß, was das letzte Siegel für Unheil über uns alle, über die ganze Welt bringt. Vielleicht macht es Zamorra zum Dämon. Vielleicht verbrennt die ganze Erde. Das eine wie das andere möchten wir nicht erleben.«
Nicole zuckte mit den Schultern. »Es kann aber auch ganz anders kommen«, sagte sie leise. »Immerhin hat er durch die Siegel eine Menge neuer Funktionen des Amuletts kennengelernt. Vielleicht ist das der Sinn der Sache, und alles andere nur Beiwerk.«
»Wir gehen zurück nach Tendyke's Home«, sagte Monica. »Falls es einen Angriff gibt, informieren wir dich. Vielleicht wirst du Zamorra betäuben und aus dem Château bringen müssen. Und natürlich die anderen alle warnen - Patricia und Rhett, den Butler…«
Nicole nickte. Butler William war zwar unterwegs, um Besorgungen zu machen, aber da waren noch die anderen. Unwillkürlich sah sie auf ihr Armbandchrono. William war eigentlich schon viel zu lange unterwegs. Die Läden hatten längst geschlossen. Sollte ihm etwas zugestoßen sein?
Sie fühlte eine dumpfe Beklommenheit. Sie glaubte eine schwarze Wolke der Vernichtung über Château Montagne zu sehen.
»Dürfen wir deine Sachen noch tragen? Falls Assi mit Robert dorthin teleportiert ist, möchte ich ihm nicht fast nackt vor die Augen laufen«, bat Uschi.
»Wir bringen dir die Sachen so schnell wie möglich zurück«, versprach Monica.
»Behaltet sie«, sagte Nicole. »Ihr habt ja gesehen, dass mein Kleiderschrank fast aus den Fugen platzt. Ich will sowieso demnächst wieder shoppen gehen.«
»Danke!« Die Zwillinge umarmten sie. Dann verschwanden sie in Richtung Keller zu den Regenbogenblumen.
Nicole seufzte. Sie ging ins Kaminzimmer zurück. Fooly war immer noch da, und Zamorra hatte sein Whiskyglas bis zum Rand gefüllt.
»Sie sind wahnsinnig«, sagte er. »Absolut wahnsinnig.«
»Vielleicht bist du der Wahnsinnige«, gab Nicole zu bedenken.
Er sah sie an. In seinen Augen glomm etwas, das sie nie darin gesehen hatte.
»Vielleicht«, sagte er. »Vielleicht…«
***
Ted Ewigk sah zum Himmel hinauf. So einen Anblick gab es selten, fand er: ein dunkelgraues Wolkengebilde über einer strahlend sonnigen Ebene, und zwischen den Wolken tauchten immer wieder Monde auf. Drei Monde insgesamt, rötlich glühend.
Ted blickte über den Bach zum anderen Ufer und darüber hinweg auf die Ebene. Da parkten sie, die Raumschiffe der Ewigen. Die kleine Flotte von Renegaten, die sich Al Cairo angeschlossen hatten, um gegen die ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN zu rebellieren und sie zu stürzen. Ein Spruch aus einem alten Comic-Album ging Ted durch den Kopf: »Ich möchte Kalif sein anstelle des Kalifen.« Das war es, was Al Cairo motivierte, seinen Weggefährten aus alten Zeiten. Damals hatte Cairo Ted immer unterstützt, als dieser selbst der ERHABENE war und, als »Friedensfürst« bespöttelt, gegen eine starke Opposition zu kämpfen hatte.
Damals.
Jetzt wollte Al Cairo selbst ERHABENER werden.
Ted war das egal. Er hatte die Macht selbst nie gewollt, war damals in die Rolle des Herrschers hineingerutscht, ohne seine Absicht. Wenn Cairo nun nach der Macht griff - sollte er doch! Ted hatte ihm zwar seine Unterstützung zugesichert, aber er war sich nicht sicher, ob er diese Zusage nicht bei sich bietender Gelegenheit zurückziehen sollte. Denn alles deutete darauf hin, dass Cairo nicht nur ein Duell mit der ERHABENEN Nazarena Nerukkar anstrebte, sondern einen Bruderkrieg!
Er sah zu den geparkten Raumschiffen hinüber. Es wimmelte von Männern in Schwarz. Die Cyborgs, aus denen die Besatzungen hauptsächlich bestanden, sorgten dafür, dass die Ressourcen der Raumer auf diesem Rastplaneten ergänzt wurden. Sauerstoffhaltige Atemluft, Frischnahrung als willkommene Ergänzug für die
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