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0849 - Schattengesicht

0849 - Schattengesicht

Titel: 0849 - Schattengesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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glauben konnte.
    »Ja.«
    »Sie muß sehr einsam gewesen sein.«
    »Das glaube ich nicht, Shao. Wenn ich das Buch richtig gelesen habe, dann muß dieses Haus auf den Klippen tolle und schöne Zeiten erlebt haben. Mit rauschenden Bällen und großen Festen, die unvergeßlich blieben. Das alles hat es früher gegeben, dann aber vereinsamte dieses Haus ebenso wie die Bewohnerin.«
    Suko war ein paar Schritte in die Halle hineingegangen und blieb an der modernen Stereoanlage stehen. »Paßt sie hinein?« fragte er. »Da liegt noch eine Scheibe auf dem Plattenteller.«
    »Stimmt, Suko. Ein Querschnitt aus der Oper ›Martha‹. Erica muß diese Musik geliebt haben.«
    »Könnte nicht auch eine Botschaft auf der Platte versteckt sein?« fragte Suko.
    »Das glaube ich nicht. Die Botschaften, ich denke da an das Buch, hat Erica Saleri niedergeschrieben.«
    »Wie du meinst.« Suko löste sich von seinem Platz und ging wieder vor. Er schaute sich die Türen an, die von der Halle abzweigten, er betrachtete auch die Treppenstufen und fragte mich, ob ich oben gewesen war.
    »Sicher.« Ich hob die Schultern. »Dort war alles leer. Die Räume da sahen unbewohnt aus.«
    »Aber den Zwerg hast du hier gesehen?«
    »Als ich aus der oberen Etage zurückkehrte. Zacharias hat seine Helfer überall, sie sind…« Ich verstummte mitten im Satz, weil ich Suko anschaute.
    »Was ist, John?«
    »Hörst du den Gesang?«
    »Ja, aber sage nicht, ich hätte die LP aufgelegt. Das stimmt nicht. Außerdem scheint mir dieser Gesang nicht von der Platte zu kommen, der ist live.«
    Er hatte genau das ausgesprochen, was ich auch gedacht hatte. Es war der Livegesang einer Frau.
    Eine Solostimme, die eine Arie aus der Oper ›Martha‹ intonierte.
    »Mag der Himmel Euch vergeben, was Ihr mir habt angetan…« Eine wunderschöne Melodie, perfekt vorgetragen. Jedenfalls von einer Sopranstimme, die sich nicht zu verstecken brauchte. Shao, Suko und ich standen da, ohne uns zu rühren, und sicherlich nicht nur mir rann eine Gänsehaut über den Rücken.
    Shao unterbrach das Schweigen. »Wer kann das sein?« hauchte sie. »Wer singt da?«
    Suko hob die Schultern.
    Ich dachte mir meinen Teil, und plötzlich kam mir ein Name in den Sinn. Ich sprach ihn aber nicht aus. Das Lächeln auf meinen Mundwinkeln zeigte den beiden anderen, mit welchen Gedanken ich mich beschäftigte, aber sie sagten nichts.
    Wir warteten so lange, bis der Gesang verstummt war. Erst dann atmeten wir aus, und es war Shao, die gegen die Treppe nickte. »Ich denke, wir sollten hochgehen, John.«
    »Ich möchte es allein tun.«
    »Warum?«
    »Bitte, ich will es.«
    »Du hast eine Idee?« fragte Suko.
    Da ich mich bereits auf dem Weg zur Treppe befand, stoppte ich und drehte den Kopf. »Ja, ich habe eine Idee. Ich möchte einfach nur herausfinden, ob Tote auch singen können.«
    »Erica Saleri also.«
    »Genau.«
    »Okay, wir halten hier unten Wache. Wäre ja möglich, daß plötzlich die kleinen Bestien auftauchen, um die hübsche Sängerin zu beschützen.«
    »Damit könnt ihr rechnen.«
    Die Zeit drängte jetzt. Ich wollte auf keinen Fall, daß die Sängerin verschwand. Ich mußte mit ihr reden. Sie war die einzige Person, die außer Zacharias Licht in diesen mysteriösen Fall hineinbringen konnte. Ich hoffte auch, daß ich mich in meiner Annahme nicht irrte und alles so kam, wie ich es mir ausgerechnet hatte.
    Diesmal lief ich schneller über die Treppe.
    Ich ließ den Halbbogen der Treppe hinter mir, peilte schon in den Gang hinein, in dem sich die Schatten gesammelt hatten.
    Dann hatte ich freie Sicht.
    Ich sah sie, und sie sah mich.
    Die Frau bewegte sich nicht, auch ich stand still, und ich wußte sofort, wer vor mir stand.
    Gesungen hatte die tote Erica Saleri!
    Warum war sie nicht tot? Warum stand sie vor mir und lebte noch? Sie sah so züchtig aus in ihrem hochgeschlossenen Kleid, auf dem sich kein feuchter Wasserfleck abzeichnete. Diese Person kam mir klinisch vor und gleichzeitig wie eine Lichtgestalt im Schatten, die es geschafft hatte, den Tod zu überwinden.
    Das Ende der Treppe lag noch einige Stufen entfernt. Ich schaute hoch, sie blickte hinab, und ohne etwas gesagt zu haben, drehte sich die Frau um und ging.
    Ich zögerte noch. Sie machte mir nicht den Eindruck eines Flüchtlings. Mit beinahe provozierend langsamen Schritten bewegte sie sich auf eine Tür zu, und sie drehte sich noch einmal um, bevor sie die Tür aufstieß. Dabei schaute sie mich an, und ihrer zur Seite

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