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0849 - Schattengesicht

0849 - Schattengesicht

Titel: 0849 - Schattengesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gerichteten Kopfbewegung entnahm ich, daß ich ihr in das Zimmer folgen sollte. Ich setzte mich in dem Augenblick in Bewegung als die Tochter des Zacharias über die Schwelle schritt.
    Ich hatte sie nicht gehört. Ihre Schritte waren so leicht gewesen, aber die andere Stimme war nicht zu überhören, denn Suko rief mich unten aus der Halle an.
    »John, was ist?«
    »Bleib unten, Suko!«
    »Warum? Was hast du?«
    »Erica ist da.«
    »Was?«
    »Ja, und sie will, daß ich ihr folge. Ich werde in ein Zimmer gehen, wo sie auf mich wartet. Ich habe einfach das Gefühl, daß sie mir etwas sagen will.«
    »Aber sie ist tot, John!«
    War sie das wirklich? Ich wußte nicht mehr, was ich noch alles glauben sollte. Egal - tot oder nicht tot. Ich würde es schon herausfinden, und auch sie wollte es, sonst hätte sie mir nicht das Zeichen gegeben, ihr zu folgen.
    »Okay, dann warten wir.«
    »Das ist besser.«
    Suko zog sich wieder zurück. Ich hörte noch, daß er und Shao sich leise unterhielten. Für mich aber gab es nur den Weg nach vorn, und ich ging ihn nicht einmal schnell, weil ich mir sicher war, daß die Frau warten würde.
    Schon bei der ersten Durchsuchung des Hauses hatte ich jede Tür geöffnet und in die Zimmer geschaut. Nur konnte ich mich nicht mehr daran erinnern, wie es in den Räumen aussah.
    Noch brauchte ich kein Licht, um mich zu orientieren. Ich war auch darauf gefaßt, in eine Falle zu laufen. Dementsprechend vorsichtig drückte ich die Tür auf.
    Noch blieb ich auf dem Gang stehen und schaute zu, wie die Tür nach innen schwang. Düsternis gähnte mir entgegen. Ich sah die Frau nicht sofort und rechnete bereits damit, mich in der Zimmertür geirrt, zu haben, als ich das Rascheln hörte. Stoff schabte gegen Stoff, ich blickte nach links, und da sah ich sie.
    Die Frau stand mit dem Rücken an der Wand. Sie hatte sich leicht bewegt, und der Stoff war dabei über die Seide der alten Tapete geschabt. Sie sagte kein Wort, und ich entdeckte in ihren Händen auch keine Waffe.
    Das Licht reichte noch aus. Zwei Fenster standen ihm zur Verfügung, durch das es wie ein Grauschleier dringen konnte. Nichts lenkte mich ab, bis auf das plötzliche Kribbeln an meiner linken Handfläche. Ich hob den Arm etwas an und drehte die Hand, so daß ich einen Blick auf die Fläche werfen konnte.
    Nicht sehr deutlich, aber deutlich genug sah ich das Gesicht des Zacharias, um auch sein Grinsen erkennen zu können. Wieder hatte ich das Gefühl, an seiner langen Leine zu laufen. Er hatte dafür gesorgt, daß Erica und ich uns gegenüberstanden.
    Das Gesicht verschwand wieder.
    Für mich stand fest, daß Zacharias mir hatte klarmachen wollen, was Sache war. Ich konnte tun und lassen, was ich wollte, aber ich mußte immer daran denken, daß ich mich unter seiner Kontrolle und Beobachtung befand.
    Es gefiel mir nicht, praktisch auf der Türschwelle zu stehen, deshalb ging ich weiter, so daß sich zwischen Erica und mir nur mehr eine Körperlänge befand.
    Wir schauten uns an.
    Wir waren stumm.
    Jeder suchte wohl nach Worten. Ich war der erste, der diese Brücke schlug. »Du bist Erica Saleri?«
    Sie nickte.
    »Die Autorin Saleri, die eine Geschichte über dieses Haus geschrieben hat, in dem eine gewisse Rosanna die Hauptrolle spielte, wobei tatsächlich aber du damit gemeint warst.«
    »Es stimmt.«
    Sie hatte nur diese beiden Worte gesagt, und ich lauschte dem Klang der Stimme. Er war irgendwie anders als bei einem normalen Menschen. Er war so melodisch, er war fern und gleichzeitig nah, und er umwehte mich wie ein akustischer Schleier. »Da ich dich kenne, Erica, solltest du auch meinen Namen wissen. Ich heiße John Sinclair.« Ich hatte meinen Namen bewußt lauter gesprochen, weil ich auf die Reaktion der Frau gespannt war, aber in ihrem Gesicht rührte sich nichts. Es blieb glatt wie Porzellan, und nicht einmal ein Zucken der Lippen nahm ich wahr. Sie blieb dort stehen wie eine Statue.
    »Weißt du, was geschehen ist?«
    »Ich kann es mir denken«, flüsterte sie.
    »Es geht um deinen Vater, Erica, um den Herrn der Legenden. Er hat mit mir Kontakt aufgenommen, er hat mich geholt, um dich vor einem sicheren Tod zu bewahren, denn du bist es gewesen, die auf den Rand des Abgrunds zulief und sich darüber hinwegstürzte. Du bist in das Wasser gefallen, du hast die Klippen berührt, und dein Körper hätte eigentlich zerschmettert sein müssen. Das ist nicht geschehen, denn du stehst hier so vor mir, wie ich dich zum erstenmal gesehen

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