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0849 - Schattengesicht

0849 - Schattengesicht

Titel: 0849 - Schattengesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich ebenso um, wie ich es tat, nur hob der Inspektor die Schultern und sagte: »Es tut mir leid, du scheinst dich geirrt zu haben. Niemand erwartet uns.«
    »Abwarten.«
    Es ging uns etwas besser, als wir das Blöken der Schafe hinter dem Haus hörten. Shao zeigte ein Lächeln. »Deine Besorgnis scheint unbegründet gewesen zu sein, John.«
    »Das hoffe ich auch.«
    Die Tür war wie immer offen. Ich bat Shao und Suko, erst einmal zu warten, denn mein ungutes Gefühl war noch immer nicht ganz verschwunden. Die Tür knarrte, als ich sie aufzog.
    Den Geruch kannte ich.
    Kalte, alte Asche, vermischt mit dem Geruch des Tabaks. Den Schäfer selbst sah ich nicht. Entweder streunte er draußen umher, oder er hielt sich in seinem kleinen Raum auf.
    Ich rief nach ihm.
    Keine Antwort.
    Ich öffnete die Tür zum Nebenraum, aber auch dort bekam ich ihn nicht zu Gesicht.
    Draußen warteten Shao und Suko. Sie schauten mich an, als ich die Schultern hob.
    »Also nichts«, sagte Shao.
    »Sieht ganz so aus.«
    »Wo könnte er denn stecken?«
    »Wir werden bei seiner Herde nachschauen.«
    »Okay.«
    Suko hatte noch eine Frage. »Bisher hast du von dieser Felswand immer nur gesprochen, John. Könntest du uns sie jetzt zeigen?«
    »Sicher.« Ich drehte mich und streckte während der Bewegung noch meinen rechten Arm aus. »Seht ihr den Hang?« Als sie nickten, sprach ich weiter. »Wo er endet, beginnt die Wand. Diese graue Fläche, die sich schräg in die Höhe zieht.«
    Suko konnte sich ein bissiges Grinsen nicht verkneifen. »Durchlässig sieht sie mir nicht gerade aus.«
    »Ist sie auch nicht - normalerweise. Aber das kann sich ändern, und dies liegt im Ermessen eines gewissen Zacharias. Wenn er es für nötig hält, lädt er uns ein. Dann öffnet sich die Felswand wie ein Tor, und wir können in den Berg hineingehen.«
    Suko nickte. Er hatte verstanden und sagte: »Sehen wir mal nach deinem Freund, dem Schäfer.«
    Das Haus hatten wir schnell umrundet. Die Schafe verteilten sich auf einer Weide, die ebenfalls leicht anstieg. Vögel segelten durch die Luft und ließen sich von den Aufwinden treiben. Der Wind blies uns hier scharf in die Gesichter. Wir suchten das Gelände nach dem Schäfer ab. Ihn selbst sahen wir nicht, dafür seine Tiere, die uns anglotzten oder auch anblökten.
    »Ich vermisse Rocky«, sagte ich.
    »Wer ist das?«
    »Crichtons Hund. Sein zweiter. Der erste wurde getötet. Rocky haben die kleinen Bestien nur verletzt. Sieht nicht gut aus, wenn beide nicht hier sind.«
    »Dann sind sie gemeinsam weggegangen«, sagte Shao.
    »Das will ich hoffen.«
    Noch ließ das Tageslicht ein gutes Sehen zu. Ich hatte auch den Kopf gesenkt und dachte dabei an das Grab, das der Schäfer für seine Tiere geschaufelt hatte. Ich wußte noch ungefähr, wo es sich befand und lenkte meine Schritte dorthin. Seltsamerweise hielten sich in seiner Nähe keine Schafe auf. Die Tiere mieden diese Umgebung, als spürten sie, daß sich dort der Schrecken verbarg.
    Crichton hatte die Grabstelle nicht flachgeklopft. Die Oberfläche sah ziemlich aufgelockert aus, es drang uns auch ein Geruch von Verwesung entgegen.
    Mich wunderte nur, daß der Spaten und die Schaufel ebenfalls nicht weggeräumt waren. Dafür schien der Schäfer keine Zeit mehr gefunden zu haben, was mich wunderte.
    Ich bückte mich und nahm den Spaten hoch. Beinahe spielerisch stach ich das Blatt in die weiche Oberfläche und zuckte zusammen, weil ich dicht darunter bereits den Widerstand spürte.
    Da stimmte etwas nicht.
    »Nimm mal die Schaufel, Suko.«
    Mein Freund stellte keine Nachfrage. Er ahnte, was ich vorhatte und was uns möglicherweise auch bevorstand. Gemeinsam gruben wir von zwei verschiedenen Seiten und brauchten uns nicht großartig anzustrengen, um ein erstes Ergebnis zu bekommen.
    »Mein Gott«, sagte Shao nur, als sie die bleiche, starre Hand des Toten sah.
    Ich kannte die Hand. Oft genug hatte sie eine Tabakpfeife gehalten. Das würde sie nie mehr können.
    Diesem Schäfer leuchtete kein Lebenslicht mehr.
    Ich strich über meine Stirn.
    »Graben wir weiter?« fragte Suko.
    »Ja.«
    Wir fanden ihn. Zudem wollte ich auch herausbekommen, wie er gestorben war. Als wir ihn dann sahen, konnte ich nur denken: Hoffentlich hat er nicht gelitten. Der Schäfer sah schrecklich aus. Er mußte Besuch von den Zwergen gehabt haben und gegen deren Macheten hatte er nicht die Spur einer Chance gehabt.
    »Das ist ja grauenhaft«, keuchte Shao. »Meine Güte, was können wir da

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