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085 - Flitterwochen mit dem Tod

085 - Flitterwochen mit dem Tod

Titel: 085 - Flitterwochen mit dem Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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die schmutzigen Reste stinkender Kleidungsstücke gehüllt, blieb zwischen den Büschen stehen. Er wuchtete Agnes' Körper von der Schulter und warf schweigend einen langen Blick auf den weißen Wagen, der auf der Seite lag und fast völlig zerstört war. Dann schien sich dieses Wesen, das von einer geheimnisvollen Kraft geleitet wurde und unter dem Einfluß eines fremden Willens handelte, seines Auftrages zu erinnern. Er nahm die Leiche in beide Arme und preßte sie an seine nackten, von Narben und Schuppen bedeckte Brust. Der Untote achtete nicht darauf, daß das Blut an seinem Bauch entlanglief, sondern drehte sich herum und setzte sich in Marsch. Er schob sich durch das Unterholz am Hang des Autobahndammes und erreichte freies Feld. Der Untote lief jetzt, aber langsam und unbeholfen. Doch in der lichtarmen Zone zwischen den ersten Gebäuden der Stadt und diesem Teil der Autobahn sah niemand den riesigen Mann mit dem kleineren Körper auf den Armen. Die blutigen und aufgerissenen Beine von Agnes schwangen bei jedem Schritt des Wiedergängers hin und her.
    Die Spur führte in einem großen Bogen von der Unfallstelle zur ersten großen Brücke. Dort kreuzte ein kanalisierter Bach die Straße. Gerade in dem Augenblick, als der Untote die Böschung hinunterstolperte und sich ins aufspritzende Wasser stürzte, raste ein U-Bahnzug mit einer Reihe hellerleuchteter Fenster vorbei. Aber wiederum sah niemand den großen, breitschultrigen Mann mit der Mädchenleiche auf den Armen. Er stapfte etwa hundert Meter gegen die Strömung. Gurgelnd und schäumend brach sich das Wasser an seinen Oberschenkeln.
    Der Abwasserkanal, der weiter oben in diesen Bach floß, schwemmte Unrat mit heran. Die Büsche auf beiden Seiten des Wassers, das jetzt stank und schlammig war, wurden größer und standen dichter. Der Englische Garten fing hier an. Aber der Untote hatte keinen romantischen Spaziergang im Sinn. Als das rechte Ufer niedriger wurde, kletterte er triefend und tropfend aus dem Wasser.
    Er blieb stehen und sah sich um. Das stinkende Wasser lief an seinen Beinen herunter. Eine innere Stimme schien ihn zu rufen. Starr stand er da und hielt die Leiche in den Armen. Das Wasser hatte viele Blutspuren abgewaschen, aber die Wunden nicht geschlossen. Von hier aus bis in die Innenstadt waren es rund fünf Kilometer. Bisher war das seltsame Paar nicht aufgefallen.
    Der Untote drehte sich um neunzig Grad und lief wieder los. Geschickt bemühte er sich, jede Deckung auszunutzen. Er sprang von Baumstamm zu Baumstamm, von Busch zu Busch. Ein Instinkt schien ihn eine ganz bestimmte Strecke entlangzuführen. Diese fremde Kraft hielt ihn fest in ihrem Bann.
    Einmal verließ er den Park und überquerte mehrere kiesbestreute Wege. Die Steine knirschten unter seinen bloßen Sohlen. Er lief in seinem merkwürdig torkelnden Gang über einen verlassenen Kinderspielplatz. Der Griff um den langsam starr werdenden Körper von Agnes lockerte sich nicht. Lichtschein fiel aus den Fenstern, und die Straßenlaternen beleuchteten die Umgebung spärlich. Unbeirrt stapfte der Untote im Zickzack auf eine Reihe alter, baufälliger Häuser zu, hinter denen sich Schuppen, kleine Gärten und morsche Holzzäune befanden. Lärm gellte aus einigen Zimmern. Ein betrunkener Radfahrer fuhr hinter dem Untoten über den Weg. Das Fahrrad klapperte und quietschte erbärmlich. Zaunlatten zerbrachen unter den Schritten des Untoten. Er stapfte durch einen verrotteten Garten. Seine Haut wurde von den dornigen Ranken irgendwelcher Beerensträucher zerkratzt. Am Ende der verwilderten Zone hob sich dunkel ein Schuppen gegen die helle Fassade eines weiter entfernt stehenden Hauses ab.
    Der Untote blieb stehen, als eine Tür aufgerissen wurde. Die Silhouette einer alten dicken Frau zeichnete sich ab. Die Frau kippte einen Eimer mit Abfällen in den Garten. Nachdem die Tür krachend wieder zugefallen war, bewegte sich der Schatten weiter und erreichte die Front des windschiefen Bauwerks. Vor dem halboffenen Tor, das seit langer Zeit unbeachtet verfaulte, stand ein Wagen aus zwei Holzrädern und einer Plattform. Die langen Handgriffe lagen auf einer zerbeulten Abfalltonne ohne Boden. Der Untote legte den Körper des getöteten Mädchens auf den Wagen. Der Körper war steif; er mußte auf die Seite gekippt werden. Der Wiedergänger stapfte um den Wagen herum, hob das Tor und öffnete es ganz. Die rostigen Angeln knirschten laut, aber niemand bemerkte dieses markerschütternde Geräusch. Der

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