085 - Flitterwochen mit dem Tod
kommen. Er hat etwas Bestimmtes vor."
„Sehen wir nach", sagte Dorian entschlossen.
Er legte einen Arm um Cocos Schultern und zog sie auf die Tür zu. Aber im selben Augenblick ging die Tür auf. Magnus stand in der Öffnung und zog Dorian und Coco herein. Kaum hatte sich die Holztür knarrend geschlossen, erhellte ein fahles, zuckendes Licht den Raum.
„Sie sind im Begriff, meine Aktionen zu sabotieren. Bisher haben Sie sich nicht eingemischt, Hunter, aber langsam werden Sie zu einer echten Plage", sagte der Isländer.
Dorian sah sich blitzschnell um. Er begann zu ahnen, daß er bisher alle Zusammenhänge falsch beurteilt hatte. Plötzlich empfand er Furcht. Kühl, gelassen und maßlos überlegen stand Gunnarsson vor ihm und Coco. Seine Augen strahlten eine dämonische Kraft aus.
In dem Raum befanden sich nur noch fünf der grünhäutigen Untoten. Aber mehr als ein Dutzend der Gäste standen oder saßen starr herum.
Noch ehe Dorian begriff, was er wirklich gesehen hatte, merkte er, wie sein Bewußtsein schwand. Eine Art schwarzer Vorhang schlug über ihm zusammen. Er spürte nur noch, wie seine Fingerspitzen und Zehen zu vereisen begannen. Dorians letzter Gedanke war, daß Coco jetzt vollkommen schutzlos der Masse der gierigen Dämonen ausgeliefert war.
Coco sprang mit einem leisen Aufschrei zur Seite, als sie die eisige Kälte spürte und merkte, daß Dorian versteinerte.
„Was haben Sie mit ihm gemacht?" rief sie.
Eben noch hatte sie mit Magnus im Saal gesprochen, jetzt befand er sich hier. Gab es einen Doppelgänger? Dann sah sie die Untoten und die regungslosen Teilnehmer des Festes. Blitzartig und mit steigender Panik erkannte Coco, daß es sich um die menschlichen Partner handelte. Sie begriff jetzt absolut nichts mehr.
Magnus hob eine Hand und sah sie ernst an. „Ich bin von Hunter in meinen Plänen gestört worden. Außerdem darf keiner der Dämonen etwas merken. Sie spüren es noch früh genug - wie ich hoffe." Auch Coco merkte nun, daß sie ihren eigenen Willen verlor. Magnus hatte ihre Aufmerksamkeit eingeschläfert. Als sie reagieren und sich wehren wollte, war es bereits zu spät. Vor ihren Augen begannen sich Schleier zu drehen. Ihre Glieder wurden schwer und gehorchten ihr nicht mehr. So oder ähnlich mußte es auch den anderen menschlichen Teilnehmern des Balles ergangen sein.
Coco sah und fühlte nichts mehr. Sie nahm nicht wahr, daß auch sie sich in einen unbeweglichen Organismus verwandelte, der von dem Willen des Isländers beherrscht wurde. Es geschah etwas mit ihr. Eine der grünhäutigen Leichen begann sich zu bewegen, und das Licht in dem schmutzigen Raum fing an, wild zu flackern.
Olivaros Wut und Gier waren an ihrem Höhepunkt angelangt. Er sprang hinter dem Baum hervor, lief auf Zehenspitzen bis zur Tür des Nebengebäudes und hörte die Stimme Gunnarssons.
Schlagartig begriff er, in welche großangelegte Falle die Dämonen dieses Festes gelockt werden sollten. Olivaro fühlte sich durchschaut - und zwar von Gunnarsson. Der Mann war zweimal vorhanden - einmal hier hinter der morschen Tür, das zweite Mal im Saal, zur Musik tanzend und Sekt trinkend.
Eine Falle!
Olivaro war gerade noch davongekommen. Er kannte Gunnarsson nicht, erkannte die Bedeutung des Mannes nicht. War seine eigene Tarnung schon vollkommen, so überstieg die des Isländers alle seine bisherigen Erfahrungen. Seine Ausstrahlung war eindeutig magisch. Eine vollkommene Mischung zwischen Schwarzer und Weißer Magie.
Olivaro schäumte vor Wut. Coco war ihm abermals entwischt. Seine Leidenschaften drohten ihn zu unüberlegten Handlungen zu zwingen, aber es gelang ihm in letzter Sekunde, sich abzulenken.
Wenn es dem goldblonden Isländer gelang, ihn in seinen magischen Bann zu ziehen, war er verloren. Olivaro erkannte klar, daß noch heute nacht die Falle, die für ihn und die anderen Dämonen aufgestellt war, zuschnappen würde. Auch Dorian Hunter war hier, der unerbittliche Jäger.
Olivaro begriff, daß dort drinnen, nur wenige Schritte von ihm entfernt, etwas Geheimnisvolles inszeniert wurde. Er war gewarnt; er würde nicht in die Falle gehen.
Der Dämon mit dem Januskopf war hilflos, als seine Emotionen über ihm zusammenschlugen. Langsam begann sich der Doppelkopf zu drehen. Sein Dämonengesicht verzerrte sich zu einer furchtbaren Fratze des Hasses. Das Haar teilte sich, zuckte wie viele kleine Schlangen. Dann keuchte er, und sein wahres Gesicht zeigte nach vorn.
Olivaro flüchtete. Er verzichtete
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