085 - Flitterwochen mit dem Tod
mich töten."
Der Leichnam gab mit hohler, Stimme röchelnd zurück: „Ich werde dich töten. Du bist in die Falle gegangen."
Die grünen, eiskalten Finger packten noch stärker zu. Die Nägel bohrten sich wie Dolche in den Rücken und die Flanken des zitternden Dämonenkörpers. Der Dämon klapperte mit seinen Zähnen wie im tiefsten Winter. Seine Lebensenergie wurde wie Wasser aus einem Schwamm aus dem Körper herausgesaugt.
Der präparierte Untote handelte wie eine Maschine. Er ließ sich nach hinten fallen, preßte seinen Körper und den zappelnden, immer kraftloser um sich schlagenden Körper des Dämonen gegen die Wand und drückte fester zu.
Die Maske zerbrach weiter. Die Kleidung löste sich auf und hing in grünlichen Fetzen über die Schuppen herunter. Die Dolche der Fingernägel verwandelten sich in riesige Eiszapfen, die jede Energie und nach und nach den letzten Rest Körperwärme aus dem Dämonen sogen.
Das Keuchen, Gurgeln und Wimmern des Unholds war verstummt. Er wurde immer steifer und schlaffer, aber noch immer zuckte er. Das Gesicht und die schreckgeweiteten Augen lebten am längsten. Der Leib begann sich zu verändern und nahm seine dämonische Gestalt an. Das Gift aus dem Leichenkörper sorgte für eine zusätzliche schreckliche Veränderung. Zuerst zersetzten sich die Finger und Zehen; sie wurden zu einem rostfarbenen Schleim und begannen zu tropfen; dann löste sich auch der übrige Körper auf.
Aber auch der Untote hatte seinen Zweck erfüllt. Die Glieder schwollen an und wurden immer unförmiger. Die Gelenke veränderten sich, wurden zu prallen Kugeln aus schwammigem Fleisch, das sich grünlich und weißlich verfärbte und schließlich in großen Fetzen abfiel. Es stank mörderisch. Von den schuppigen Resten stieg ein ätzender Dampf auf.
Mit einem letzten langgezogenen Stöhnen - es war fast ein Seufzer - brach der Untote über seinem dämonischen Opfer zusammen. Die zwei Körper bildeten einen unentwirrbaren Haufen aus blasenwerfenden Knochen und sich auflösender Haut. Beide Wesen waren endgültig tot. Keine Kraft der Unterwelt würde diese schauerlichen Reste mehr erwecken können. Der Haufen brodelte und knisterte, der kalte Dampf verflüchtigte sich in der warmen Luft.
Noch hatte niemand gemerkt, was auf dem Treppenabsatz geschehen war. Nicht einmal die anderen Dämonen, deren Fest immer ausgelassener, wilder und lauter wurde, hatten spüren können, daß einer der ihren verendet war.
Elf Uhr dreißig: Hätte jemand einen Blick auf das Schlößchen und dessen unmittelbare Umgebung geworfen, hätte er eine merkwürdige Prozession gesehen. Zwanzig Männer und Frauen - im Smoking oder in den prächtigsten Abendkleidern - verließen nacheinander den Nebenbau und gingen hinten um „Maximilianslust" herum. Es war deutlich zu erkennen, daß sie ein Ziel hatten. Niemand hätte geglaubt, daß sie hypnotisiert worden waren oder im Bann einer fremden Macht standen. Sie schritten im silbernen Licht des Vollmondes an dem ringförmigen Kanal entlang und blieben stehen, als das Tor vor ihnen auftauchte. Einer von ihnen öffnete ganz langsam einen Torflügel. Sofort folgten ihm die anderen. Niemand sprach. Aber als sie in der Nähe der wartenden Luxuslimousinen kamen, wurden sie lebhafter. Teilweise stiegen jeweils zwei in einen Wagen; und alle nannten als Ziel ein Hotel. Die Wagen fuhren nacheinander ab.
Coco Zamis setzte sich auf den Rücksitz des Jaguars, sagte dem halb schlafenden Fahrer die Adresse ihres Hotels und lehnte sich zurück. Sie machte, wie der Fahrer später zu Dr. Kern sagte, einen müden, aber sehr glücklichen Eindruck, als ob sie an diesem Abend tatsächlich das Glück ihres Lebens gefunden hätte.
Der Jaguar fuhr an. Er reihte sich in den spärlichen Verkehr der Hauptstraße ein und raste dann dem Zentrum der Weltstadt mit Herz entgegen.
Durch eine schmale, kaum sichtbare Tür waren sie auf den kleinen Balkon hinausgetreten. Sie hatten die Tür hinter sich geschlossen und waren nun allein. Sappho war kurz vor dem ersehnten Ziel. Sie sagte sich, daß sie dafür eigentlich viel zu ruhig war.
„Ich bin die schönste Frau des Abends, und du bist ohne Zweifel der aufregendste Mann von allen, Magnus", sagte sie in einem Ton, dem noch kein Mann jemals hatte widerstehen können.
Sappho registrierte zufrieden, daß Gunnarssons Finger aufgeregt ihre Hand suchten und zupackten, etwas zögernd, aber doch fordernd.
„Ich wundere mich", sagte er, „daß du allein gekommen
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