085 - Professor Kulls Blutnixe
aus, als spielten wir diesmal mit offenen Karten.
Das war neu.
Ich machte Noel darauf aufmerksam, daß er und Fred mit Sicherheit auch noch auf Kulls Abschußliste standen. »Mich glaubt er erledigt zu haben«, sagte ich ernst. »Nun könnte er seine Männer auf euch ansetzen.«
Noel Bannister zuckte mit den Schultern. »Ich kann ihn nicht daran hindern. Ich kann nur verhindern, daß die Kerle uns kriegen.«
»Mit wievielen OdS-Leuten ist Kull hier?« wollte ich wissen.
»Die genau Zahl kennen wir natürlich nicht, aber Kull scheint, um so wenig wie möglich aufzufallen, mit kleiner Mannschaft angetreten zu sein.«
Ich massierte mein Kinn nachdenklich mit Daumen und Zeigefinger. »Mit kleiner Mannschaft? Wie will er denn dann das Sicherheitssystem der Gangster knacken?«
»Das ist bis auf weiteres noch ein Geheimnis«, sagte der CIA-Agent. »Wir werden es noch eine Weile dabei belassen.«
»Weil wir müssen«, sagte ich. »Ist sein guter Freund Atax auch dabei?«
»Sollte Atax auf die Inseln gekommen sein, dann bestimmt nicht in seiner wahren Gestalt.«
»Tarnen und täuschen heißt wieder mal seine Devise«, brummte ich.
***
Fred Arness schwitzte leicht. Wenn andere noch staubtrocken waren, standen ihm schon Schweißperlen auf der Stirn. Er hatte das von seiner Mutter geerbt. Er kannte sie nicht anders als schwitzend. Immer hatte sie ausgesehen, als würde sie sich in Schweiß auflösen, die gute Frau. Allein mußte sie sich durchs Leben schlagen, nachdem ihr Mann bei einem Arbeitsunfall ums Leben gekommen war.
Er bedauerte, daß sie nicht mehr erlebt hatte, wie er zur CIA kam. Sie wäre bestimmt sehr stolz auf ihn gewesen.
Arness warf sein durchgeschwitztes Hemd aufs Bett. Er eilte ins Bad und wusch sich.
Plötzlich war ihm, als hätte er ein Geräusch vernommen.
Sofort war er mißtrauisch.
Soeben hatte er sich mit dem Hotelhandtuch abgetrocknet. Jetzt hielt er inne und lauschte, das Handtuch in beiden Händen, den Blick in den großen Spiegel gerichtet. Aber er sah nicht sich an, sondern blickte an sich vorbei und durch die offene Tür.
Hatte jemand sein Zimmer betreten?
Er kniff die Augen zusammen. Wenn jemand nebenan war, konnte es keinesfalls ein Freund sein. Tony Ballard und Noel Bannister hätten sich laut bemerkbar gemacht.
Eine Minute verstrich. Nichts war zu hören. Vielleicht habe ich mich geirrt, sagte sich Fred Arness.
Es war möglich, daß das Geräusch aus einem der angrenzenden Zimmer gekommen war. Arness wohnte schließlich nicht allein im »Grand Central«.
Er entspannte sich, wischte sich mit dem Handtuch noch einmal über das Gesicht, obwohl es bereits trocken war, hängte das Frotteetuch dann über die Chromstange und kämmte rasch sein Haar. Anschließend schüttete er eine herb duftende Körperlotion in seine hohle Hand und rieb sich damit ein.
In der Badezimmertür blieb er kurz stehen und ließ den Blick aufmerksam durch den Raum schweifen. Nichts hatte sich verändert. Arness' Argwohn war unbegründet. Niemand hatte sich Einlaß in sein Zimmer verschafft.
Er schaute zum Schreibtisch, der in der Nähe des Fensters stand. Ein Stuhl stand davor, und über dessen Lehne hing die Schulterhalfter, in der eine Luger-Pistole steckte, die neuerdings mit geweihten Silberkugeln geladen war.
Arness begab sich zum Schrank. Er öffnete beide Türen und wollte ein neues Hemd herausnehmen.
Da raste ihm eine Stahlfaust entgegen, die mit einer synthetischen Haut überzogen war, und landete mitten in seinem Gesicht.
***
Mortimer Kull befand sich noch im Haus des griechischen Reeders, jedoch nicht mehr im Laboratorium. Man hatte das Opfer der Vampirnixe fortgeschafft. Es war nicht nötig, Barry Foxworth zu begraben. Es genügte, ihn zu entkleiden, ihm einen schweren Gegenstand an die Beine zu hängen und im Meer zu versenken. Haie und Barracudas würden den Rest besorgen.
Einer der OdS-Agenten holte Kull ans Telefon. Robert McEveely stand indessen auf der Terrasse und beobachtete, wie die Sonne allmählich unterging.
McEveely hörte Kull wütend brüllen. »Was? Sagen Sie das noch mal!« Der Professor schien schwer enttäuscht zu sein. Atax ahnte, was für eine Nachricht Kull soeben erhalten hatte.
Der Dämon vernahm die schweren Schritte seines Verbündeten und wandte sich langsam um. Wut funkelte im Mortimer Kulls Augen. Es zuckte in seinem Gesicht, und er rang nach Fassung.
»Tony Ballard lebt!« platzte es aus ihm heraus.
»Ich hab's befürchtet«, sagte McEveely. »Habe ich
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