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0850 - Rache aus der Totenkammer

0850 - Rache aus der Totenkammer

Titel: 0850 - Rache aus der Totenkammer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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als er an Schmidts Taktik dachte. Natürlich hätte ihm dieser Mann längst alles berichten können, aber er hatte Harry hingehalten, um dessen Spannung zu erhöhen und ihn nervös zu machen.
    Schmidt würde sich wundern, wie cool Harry bleiben konnte. Da war nichts, aber auch gar nichts, was ihn aus der Fassung bringen konnte, und ein Typ wie der Schmidt schon gar nicht.
    Als das Telefon klingelte, schrak der ehemalige Kommissar zusammen. Das wäre ihm früher nicht passiert, doch in seiner Situation wurde er nur selten angerufen.
    Trotzdem wartete er bis zum vierten Durchläuten, bevor er den Hörer abhob.
    »Ja bitte.«
    »Habe ich dich endlich, du alter Sachse.«
    Für einen Moment stand Stahl unbeweglich. Dann lachte er und schrie ein »Ha« in den Hörer.
    »Was heißt hier ha?«
    »John! John Sinclair!« rief Harry. »Wer sagt es denn? Wenn man an den Teufel denkt, ruft er an.«
    »Ich finde es ja toll, daß du an mich gedacht hast, aber mit einem Teufel bin ich selten verglichen worden.«
    »Ich bin eben für jede Überraschung gut.« Harry setzte sich auf den Küchenstuhl. Er hatte das Gefühl, ein längeres Gespräch vor sich zu haben. Zudem wurde er den Eindruck nicht los, daß dieser Anruf indirekt mit dem Besuch eines gewissen Gregor Schmidt zusammenhing, das aber würde sich noch herausstellen.
    »Wie geht es dir?«
    »Ich weiß es noch nicht, John.«
    »Wieso nicht?«
    »Kommt darauf an, was du mir zu bieten hast. Heute morgen hat man mir schon etwas geboten.«
    »Will man dich zurückhaben?«
    »So ungefähr.«
    »Deshalb rufe ich auch an.«
    Stahl blies die Luft schnaufend durch die Nasenlöcher. »Ich will dich ja nicht drängen, John, aber ich fände es toll, wenn du erzählst. In meiner Lage ist man für jede gute Nachricht dankbar.«
    »Hör zu, Harry…«
    Und Harry hörte zu. Er entspannte sich dabei immer mehr, und sein Gesicht zeigte ein Lächeln. Plötzlich fühlte er sich nicht mehr so mies oder bedrückt wie sonst. Das Leben hatte für ihn wieder Sinn bekommen und drängte sich in eine Schiene hinein, mit der er gut zurechtkam. Hinter seinem Rücken hatte sich etwas getan. Da war praktisch ein Netz aufgebaut worden, und dieses Netz würde ihn auffangen. Er hörte den Namen Brinkmann zum erstenmal, deshalb konnte er damit auch nichts anfangen. Namen waren Schall und Rauch. Im Prinzip reichte aus, daß dieser Brinkmann, die entsprechenden Verbindungen hatte, um ihm zu helfen.
    »Was sagst du?« hörte er seinen Freund aus London fragen.
    Stahl antwortete mit einer Gegenfrage. »Was willst du erfahren?«
    »Dich jubeln hören.«
    »Dazu besteht kein Grund.«
    »Warum nicht?«
    »Weil noch nichts entschieden ist, gar nichts, John. Alles ist offen.«
    »Aber es gibt Ansätze?« hörte er die Stimme aus London.
    »Stimmt.«
    »Dann rück mal raus mit der Sprache. Könnte ja sein, daß Suko und ich eine Reise machen müssen.«
    Harry lächelte versonnen, als er diese Antwort vernahm. Er fühlte sich gleichzeitig stark, beinahe wie neugeboren. Es tat ihm gut, mal wieder dienstlich mit John Sinclair reden zu können, wobei er auch eine Perspektive sah. Er berichtete von dem Besuch dieses Gregor Schmidt in der Kneipe. Dieser Mann würde ihn noch am Abend erneut aufsuchen, um sich genauer zu erklären.
    »Das ist doch günstig.«
    »Denke ich auch.«
    »Und worum geht es, Harry?«
    Da konnte sich der ehemalige Kommissar ein Lachen nicht verkneifen. »Das hat er mir leider nicht gesagt. Daß ich allerdings keinen Kindergarten-Job übernehmen soll, steht für mich fest.«
    »Richtig.«
    »Hat man euch nichts gesagt?«
    »Nein.«
    Harry war etwas enttäuscht. »Auch keine Andeutung gemacht?«
    »Nichts, mein Freund. Es ging einzig und allein um dein berufliches Schicksal, wenn ich das mal so sagen darf. Aber das Licht ist eingeschaltet worden. Es muß nur heller gedreht werden.«
    »Daran glaube ich auch, John.«
    »Du hältst uns auf jeden Fall auf dem laufenden.«
    »Ich rufe dich sogar an. Bist du in deiner Wohnung?«
    »Für dich bleibe ich sogar am Abend zu Hause.«
    Stahl freute sich. »Dann nimm schon einen Drink für mich mit.«
    »Werde ich tun, Harry. Viel Glück. Suko und ich drücken dir nicht nur die Daumen.«
    »Das ist nett, bis später.« Stahl legte auf und atmete durch. Es tat gut, Freunde zu haben. Gerade in der Not stellte sich heraus, wer ein Freund war und wer nicht. Auf John Sinclair und Suko konnte er sich hundertprozentig verlassen, die gingen für einen Freund durchs Feuer.

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