0853 - Die vier aus der Totenwelt
und?«
»Sie hat zwar ihre ertrunkenen Kinder nicht als Geister erlebt, aber ihre Träume haben sich in letzter Zeit immer um die beiden gedreht.«
»Das ist ganz natürlich, Mutter.«
»Laß mich ausreden, John. Es geht hier um andere Dinge. Es waren keine normalen Träume. Sie hat immer wieder Bruchstücke von Informationen als Botschaften empfangen.«
»Was denn?« Ich bemerkte den etwas vorwurfsvollen Blick meiner Mutter, doch etwas zu essen.
Meine Mutter war zufrieden, als ich zu dem Gebäck griff, und sie sprach auch weiter. Dabei schaute sie ihren Mann an, als wollte sie sich die Worte bestätigen lassen. »Man hat immer wieder von einer Gestalt gesprochen.«
»Wer ist man, Mutter?«
»Gordon und Kate Travers.«
»Die toten Kinder?«
»Sie müssen Kontakt aufgenommen haben. Sie waren… na ja, ich weiß es auch nicht, jedenfalls hat sie etwas von einer Gestalt gehört, und auch von Gräbern wurde gesprochen. Und so etwas Ähnliches hat auch Alida Wayne erlebt, John. Nur sind ihre Kinder erschienen im Gegensatz zu den Nachkömmlingen der Travers.«
»Und das glaubt ihr?«
»Natürlich.«
»John«, sagte mein Vater. »Wir kennen die beiden Familien. Sie sind wirklich glaubwürdig. Die Travers ebenso wie die Waynes. Wäre es anders gewesen, hätten wir dich auch nicht angerufen. Das ist hier wohl kein Hirngespinst.«
»Ja, Dad.«
Er fuhr fort. »Auch das Verschwinden der vier jungen Menschen ist schon rätselhaft genug. Da paßte alles zusammen, und es paßt wiederum überhaupt nicht. Wir wollen Klarheit, und deshalb haben wir dich hergebeten. Schon wegen der beiden Familien, die nicht wissen, wie es weitergehen soll. Sie schwanken zwischen Hoffnung und Bangen. Für sie ist die Ungewißheit am schlimmsten. Sie fragen sich, ob ihre Kinder nun tot sind oder nicht. Das alles kommt zusammen, John, und ich finde, daß wir es auch aufklären sollten.«
Ich leerte meine Tasse. Auch das Gebäck hatte ich gegessen und fragte: »Was sagen die beiden Familien denn dazu, daß ihr mich…?«
Meine Mutter unterbrach mich. »Da brauchst du dir keine Sorgen zu machen, Junge, das geht schon klar. Schließlich haben sie sich an uns gewandt. Jeder hier in Lauder weiß wohl, wer du bist. Schließlich ist auch hier im Laufe der Jahre genug Rätselhaftes passiert, das du dann aufgeklärt hast. Du brauchst dir da wirklich keine Sorgen zu machen. Sie stehen voll und ganz auf deiner Seite.«
»Das ist gut.«
»Du wirst auch selbst mit Ihnen reden können. Sie warten auf unseren Anruf. Wenn du zustimmst…«
»Ja.«
»Wunderbar, dann rufe ich bei ihnen im Geschäft an.«
»Aber vorher trinkst du noch eine Tasse Kaffee!« erklärte meine Mutter sehr bestimmt.
Wenn sie so redete, dann widersprachen weder mein Vater noch ich. Wir ließen sie werkeln.
Ich betrachtete die grünen Fliesen des herrlichen Kachelofens und fragte mit leiser Stimme: »Sag mal ehrlich, Dad, ist wirklich alles getan worden, um die Leichen zu finden?«
»Alles.« Auch er aß noch etwas. »Die Männer der Rettung haben den See wirklich durchwühlt. Wäre nur eine Person ertrunken, hätte man davon ausgehen können, daß sie irgendwo im Schlamm begraben liegt. Aber es sind vier junge Leute nicht mehr aufgetaucht, überleg mal!«
»Das ist in der Tat rätselhaft.«
»Und dann erscheinen der Mutter zwei Kinder in der Nacht.«
Ich nickte. »So etwas kann es geben. Seelen, die keine Ruhe finden. Menschen, die tot sind und die während ihres Todes in eine Falle gerieten oder was auch immer.«
Meine Mutter hatte die Küche verlassen, um sich etwas anderes anzuziehen. Dad und ich waren allein. Dennoch senkte mein Vater die Stimme, als er sprach. »Mal ganz ehrlich, Junge. Ich weiß, daß es so etwas wie Dimensionstore gibt. Ich habe selbst schon vor Jahren mit dir zusammen eine andere Welt erlebt, könnte es denn sein, daß sich hier so etwas wiederholt hat?«
»Denkst du an den Friedhof damals?«
»Ja.«
Ich hob die Schultern. »Das weiß ich nicht. Es ist möglich, daß durch den Tod der vier jungen Menschen ein Tor aufgestoßen wurde. Doch darauf festlegen möchte ich mich nicht.«
»Wir werden sehen. Außerdem ist es wichtig, daß du mit den beiden Familien sprichst.« Mein Vater lächelte. »Wenn das vorbei ist, weißt du dann schon, was du tun wirst. Die Frage ist hypothetisch, das weiß ich. Sie brennt mir trotzdem auf der Seele.«
»Kann ich mir denken.«
Er sah mein Grinsen und tat unschuldig. »Wieso kannst du dir das denken,
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