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0853 - Die vier aus der Totenwelt

0853 - Die vier aus der Totenwelt

Titel: 0853 - Die vier aus der Totenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte, drückte sie sich in die Höhe, saß im Bett und streckte den Kindern die Arme entgegen. Mochten sie vor dem Gesetz auch erwachsen sein, für sie blieben es noch immer Kinder.
    Es war eine hilflos anmutende Geste. Alida konnte damit nichts erreichen, nicht, wenn die beiden ihr nicht entgegenkamen und ihr dabei halfen.
    Sie wollten nicht.
    Sie schüttelten die Köpfe. Dabei zeichnete sich auf ihren Gesichtern die Gefühle von tiefer Trauer und tiefem Schmerz ab. Sie schauten ihre Mutter verzweifelt an, die etwas sagen und die beiden gleichzeitig festhalten wollte.
    Das gelang ihr nicht mehr.
    Ihre Kinder hatten die eigenen Regeln aufgestellt und handelten auch danach.
    Wehten sie zurück? Oder war es nur die Gardine, die sich bewegte? Möglicherweise auch beides. Jedenfalls gingen sie ineinander über, und ein letzter Hauch von Kälte tanzte über das Bett hinweg und hüllte Alida Wayne ein.
    Dann war es vorbei.
    Sie sah weder Nelly noch Jimmy. Beide hatten sich aufgelöst und waren zu dem geworden, was ihnen zustand.
    Zu unsichtbaren Wesen, zu echten Geistern eben…
    Zurück blieben ein leeres Schlafzimmer und eine Frau, die nicht mehr wußte, was sie noch denken sollte, denn sie war mit dem übersinnlichen konfrontiert worden. Mit Dingen, die sie vor einer Woche noch mit einem überheblichen Lächeln abgetan hätte, die sie jetzt aber völlig aus der Bahn geworfen hatten.
    Sie konnte auch nicht mehr sprechen. Hätte man ihr jetzt Fragen gestellt, es wäre ihr nicht möglich gewesen, irgendwelche Antworten zu geben.
    Sie saß im Bett und kam sich vor wie auf einer Insel, die mitten aus dem normalen Leben herausgeschnitten worden war. Ihr Blick glitt ins Leere, sie sah und konnte trotzdem nichts erkennen, und sie hatte auch nicht gemerkt, daß Fred neben ihr erwacht war.
    Er stieß sie an.
    Alida reagierte nicht.
    Fred berührte sie noch einmal. »Ist was? Du bist wach und sitzt im Bett? Ist etwas gewesen?«
    Sie nickte.
    »Was denn?« Auch Fred richtete sich auf. Er schaute seine Frau an und sah deren starres Profil. »Willst oder kannst du nicht reden, Alida? Sag es doch!«
    »Die Kinder…« Sie stockte.
    »Ja, ja, ja…«
    »Sie waren hier. Nelly und Jimmy waren hier. Sie haben uns besucht. Sie standen vor dem Fußende, und ich habe mit ihnen gesprochen. Ich habe mit ihnen geredet, ich habe…« Ihre Stimme versagte.
    Sie senkte den Kopf und fing an zu weinen.
    Fred Wayne wußte nicht, was er sagen und wie er überhaupt reagieren sollte. Er war aus einem unruhigen Schlaf gerissen worden und hatte es noch nicht geschafft, sich zurechtzufinden. Diese Nachricht hatte ihn gewissermaßen überfallen. Er kam sich überflüssig vor und starrte dorthin, wo sich das Fußende des Betts als Umriß abhob. Dahinter sah er schwach das Fenster. Er warf einen Blick auf die Uhr, nur um überhaupt etwas zu tun oder um sich abzulenken.
    Dann fragte er mit einer kaum hörbaren Stimme: »Was hast du gesagt?«
    Alida wiederholte die Worte langsam. Auch sie kam sich dabei vor, mit einer fremden Stimme zu sprechen.
    »Das kann ich nicht glauben.«
    »Ich auch nicht, Fred.« Sie faßte nach seiner Hand und fühlte die Kühle. »Aber es stimmt. Ich habe es nicht geträumt. Beide waren hier. Nelly und Jimmy. Sie… sie sind hineingeschwebt. Sie waren Geister und sahen trotzdem aus wie Menschen, Fred.«
    Er stieß die Luft aus. »Wie Menschen?«
    »Ja.«
    Wayne strich über sein Gesicht. Er wußte nicht, was er glauben sollte. Er brachte es einfach nicht fertig, seine Frau auszulachen oder ihr auch nur zu widersprechen. Zwischen ihnen beiden hatte sich eine unsichtbare Barriere aufgebaut. Er drehte den Kopf und schaute Alida an. Sie machte auf ihn einen völlig normalen Eindruck, soweit er das bei dieser Beleuchtung erkennen konnte. Sie saß ruhig im Bett, und deshalb begann er ihr zu glauben.
    »Ich denke, du solltest mir erzählen, wie es wirklich gewesen ist, Alida?«
    »Möchtest du es hören?«
    »Ja. Ich muß es wissen.«
    »Laß mich dich anfassen, Fred. Ich bitte dich. Ich muß jetzt Halt haben. Ich möchte auch Licht…«
    Er schaltete die Lampe an seiner Seite ein. Alida rückte näher an ihren Mann heran. Fred hörte sie seufzen, dann suchte sie nach Worten, und schließlich gab sie stockend ihren Bericht. Immer wieder durch Pausen unterbrochen, in denen sie den Kopf schüttelte, als wollte sie die eigenen Bilder der Erinnerung verscheuchen. Fred hörte zu, ohne einen einzigen Kommentar zu geben. Als sie schließlich

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