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0853 - Die vier aus der Totenwelt

0853 - Die vier aus der Totenwelt

Titel: 0853 - Die vier aus der Totenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ausgedrückt, sie sind vom Regen in die Traufe geraten.«
    »Noch einen Whisky?«
    »Gern.«
    Diesmal schenkte mein Vater ein. Er stopfte seine Pfeife und zündete sie an. Ich gönnte mir eine Zigarette, und Dad kam wieder auf das Thema zu sprechen. »Wer könnte ihnen das angetan haben?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Man müßte forschen.«
    »Stimmt. Deshalb frage ich doch noch einmal, ob sich um diesen rätselhaften See irgendwelche Legenden ranken?«
    »Nein, nicht daß ich wüßte. Vielleicht weiß ich auch zu wenig. Ich wüßte auch nicht, wen wir fragen könnten. Das ist doch alles etwas komplizierter.«
    »Da hast du recht.«
    »Uns bleibt eben nur der Besuch am Zielort.«
    »Morgen, Dad.«
    »Du willst mit, Horace?« Meine Mutter betrat das Zimmer und wedelte den würzigen Tabakrauch zur Seite. »Willst du dich tatsächlich in Lebensgefahr begeben, und das in deinem Alter?«
    »Moment mal, Mary. Einer muß dem Jungen ja den Weg zeigen.«
    »Den wird er auch ohne deine Kommentare finden. Du kannst ihm eine Zeichnung anfertigen.«
    »Aber Mutter, laß ihn doch. Wenn ich dich höre, denke ich immer an Sheila Conolly.«
    »Frauen sind eben besorgt!«
    »Das ist ja schon eine Unterdrückung.«
    O je, da hatte ich ins Fettnäpfchen getreten. Meine Mutter bewies, wie temperamentvoll sie sein konnte. Und sie redete dabei, gestikulierte mit den Händen, sprach wild auf uns beide ein, erzählte von der Besorgnis einer Ehefrau und Mutter, und ihr Monolog endete mit dem Satz: »Macht doch, was ihr wollt, ihr beiden Starrköpfe!«
    Sie nickte uns noch einmal heftig zu und verließ das Zimmer.
    »Das war das Wort zum Abend«, sagte mein Vater. Er lächelte und hob sein Glas. »Cheers.«
    »Auf dich und Mutter, Dad.«
    Wir kannten sie ja beide. Ihr Zorn würde rasch wieder verraucht sein. So war es denn auch. Diesmal konnte ich vor dem Abendessen nicht kneifen. In der Küche duftete es verführerisch. Ich lobte allein schon den Geruch, was meine Mutter wieder strahlen ließ. Dad bekam noch immer strenge Blicke, aber als ich dann den Eintopf sah, Lamm, Bohnen und Kartoffeln, da kriegte auch ich Hunger.
    Es wurde ein Essen, in dem ich mich vollstopfte. Drei Teller mußte ich leeren, erst dann war meine Mutter zufrieden.
    Ich wollte mich nach dem Essen unbedingt bewegen und fragte Dad, ob er mitging.
    »Geh mal allein, John.«
    »Okay, bis gleich.«
    »Wann kommst du denn zurück, Junge?«
    An der Küchentür drehte ich mich um. »Mutter, ich werde bestimmt nicht in einer Kneipe versacken.«
    »Und der Nachtisch?«
    Ich flüchtete aus dem Haus!
    ***
    Es war kühler und feuchter geworden. Nebel hatte sich gebildet, der in dünnen Schwaden über dem Boden lag und sich kaum bewegte, weil wenig Wind herrschte.
    Ich hatte das Haus meiner Eltern durch die Hintertür verlassen und auch den Garten durchquert. Jenseits des Grundstücks lag ein flaches Stück Wiese, durchschnitten von einem schmalen Trampelpfad. Im spärlichen Licht der Dämmerung schienen die Berge näher gerückt zu sein, zumindest schickten sie ihre Schatten, die sich grau und dunkel auf die Wiesen legten und sich auch als Schleier über den Hausdächern zusammenballten.
    Ich schlug einen Bogen und bekam einen herrlichen Blick auf Lauder, diesen kleinen Ort am südlichen Hang der Grampian Mountains, der immer ein wenig verschlafen wirkte. Hier lief das Leben ruhig ab, ob am Tage oder am Abend. Es tat gut, die frische Luft einzuatmen, die meine Lungenflügel mit einer wunderbaren Würze füllten. In einigen Häusern brannte noch das Feuer in den Kaminen, und aus den Schornsteinen quollen zittrige Rauchwolken in den Himmel.
    Es war tatsächlich so etwas wie eine Idylle, in der ein Mensch wie ich die Seele baumeln lassen konnte. Und trotzdem kam es mir nicht in den Sinn. Eigentlich war es Quatsch, aber ich schaffte es einfach nicht, die innere Nervosität zurückzudrücken. Sie war da, sie lag dort wie eine Spannung, die noch immer zunahm und sich auch erhöhen würde, wenn ich an den nächsten Morgen dachte. Sehr wohl war mir bei diesem Gedanken nicht.
    Plötzlich kam mir die Gegend nicht mehr ruhig und romantisch vor. Allerdings auch nicht gefährlich, mehr bedrückend und lauernd. Genau, als wäre sie dabei, mich zu beobachten.
    Ich bewegte mich auch nicht mehr so langsam wie sonst. Die innere Spannung ließ es einfach nicht zu. Es war schon eine gewisse Kälte vorhanden, die innen und außen an mir klebte und mich umgab wie ein Gefängnis. Ich wußte nicht, was mich

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