0853 - Die vier aus der Totenwelt
startete. Es war ihr anzusehen, daß sie Mühe hatte, ihre Tränen zurückzuhalten, denn immer wieder wurde sie von den Erinnerungen überschwemmt.
Der Weg in den Ort war nicht sehr weit. Eine schmale Straße führte in Kurven abwärts. Rechts und links der Fahrbahn standen kleine Häuser auf den leichten Hängen, umgeben von Gärten und Bäumen. Eine sehr klare Frühlingsluft zeichnete den Tag, und in der Sonne war es schon angenehm warm. Diese Wärme hatte auch zahlreiche Menschen aus den Häusern hervorgelockt, sie hielten sich im freien auf, und es war zu spüren, daß Lauder von einer besonderen Stimmung erfaßt worden war, in die Begriffe wie Tod und Sterben einfach nicht hineingehörten.
Das Geschäft der Travers lag günstig an der Hauptstraße, und an der Seite des flachen Baus war ein Gelände als Parkplatz freigelassen worden. Die Kunden konnten an einer Seite hinauffahren und an der anderen wieder abbiegen. Auf dem Platz stoppte Alida Wayne den Wagen und ließ Mrs. Sinclair aussteigen.
»Wenn es etwas Neues gibt, rufe ich Sie an, Mrs. Wayne. Sie sind bis zum Abend im Haus?«
»Ja, ich warte.«
»Gut, grüßen Sie bitte Ihren Mann.«
»Danke.«
Mary schaute dem Wagen nach. Ihr Gesicht zeigte Sorgenfalten. So optimistisch, wie sie sich Alida Wayne gegenüber gegeben hatte, war sie nicht. Die Sorgen saßen doch tief, und sie hoffte nur, daß Mann und Sohn früh genug zurückkamen.
Zudem rechnete sie damit, daß die folgende Nacht die entscheidende werden würde. Einen Beweis dafür hatte sie nicht. Da ließ sie sich einfach von ihrem Gefühl treiben.
Mary Sinclair betrat den Supermarkt. Wie immer wurde sie auch von anderen Kundinnen erkannt, grüßte, mußte zurückgrüßen, aber sie war an diesem Tag nicht dazu aufgelegt, einen Schwatz zu halten. In ihr kribbelte es. Da war ein Gefühl in ihr, als sollte sehr bald etwas passieren und nicht erst am Abend.
Das Geschäft war nicht groß. Man konnte es als einen kleinen Supermarkt ansehen, einen etwas erweiterten Laden, in dem es jedoch alles gab, was der Mensch brauchte.
Mary nahm immer denselben Weg.
Nachdem sie den Eingang durchschritten hatte, wandte sie sich nach rechts. Die beiden Kassen ließ sie liegen. An einer von ihnen saß die Inhaberin persönlich, während deren Mann mehr im Lager zu tun hatte und auch die Waren auszeichnete. Er räumte sie auch ein, zusammen mit einem Helfer.
Einen Einkaufswagen hatte sich Mary ebenfalls besorgt. Sie schob ihn vor sich her, vorbei an den ersten Regalen, denen sie nichts entnahm. Sie geriet in den Bereich der langen Kühltheke. Dort wurde die leicht verderbliche Ware aufbewahrt. Käse, Joghurt, Butter und ähnliche Lebensmittel.
Sie hielt an.
Butter wollte sie kaufen, auch Milch.
Es war wie immer.
Sie streckte den Arm aus und stellte fest, daß sich in ihrer unmittelbaren Nähe kaum Kunden aufhielten. Es herrschte nur wenig Betrieb im Laden.
Zuerst dachte sie, daß ihr die Kälte aus dem vorn offenen Kühlregal entgegenströmte. Das allerdings erwies sich als Irrtum, denn der Hauch kam von links.
Sie drehte den Kopf.
Im selben Augenblick kam sie sich vor, als wäre sie schockgefrostet worden.
Trotz der hellen Leuchtstoffröhren unter der Deck sah sie nicht weit von ihrem Platz entfernt die Umrisse zweier Personen.
Ein junger Mann und ein junges Mädchen!
Die Kinder der Familie Travers. Und sie waren tatsächlich als Geister erschienen…
ENDE des ersten Teils
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