0853 - Heimat der Menschen
applaudierten ihm, um damit zu unterstreichen, daß er exakt ausgedrückt hatte, was sie dachten.
Juljan Tifflor wurde von seinen Worten nicht überrascht. Er hatte bereits vermutet, daß die Völker der GAVÖK die Rückkehr der Menschen in die freie Galaxis voller Mißtrauen beobachten würden. „Die Menschheit hat keinerlei Ambitionen, zu einer galaktischen Großmacht zu werden", antwortete er. „Sie will nichts weiter, als Gleicher unter Gleichen in der GAVÖK sein. Wir wollen eine Einheit aller galaktischen Völker, in der keiner dominiert und niemand beherrscht wird. Und ich möchte daran erinnern, daß wir die GAVÖK nötiger denn je brauchen. Die Gefahr der Molekularverformer besteht nach wie vor, und sie ist ernstzunehmen."
Julian Tifflor führte im einzelnen aus, welche Pläne die Menschheit auf der Erde verfolgte, und er beschrieb mit großem diplomatischem Geschick, welche Vorteile die GAVÖK hatte. Er pries die Gründung der GAVÖK als geschichtliches Ereignis von zukunftsweisender Bedeutung.
Mutoghmann Scerp zu überzeugen, war nicht weiter schwer. Der Neuarkonide lag ohnehin auf der gleichen Wellenlänge wie Tifflor und verfolgte die gleichen Ideen. Schwieriger war es, das Mißtrauen der Vertreter anderer Völker abzubauen. Hier prallten grundverschiedene Mentalitäten aufeinander. Die Verständigung untereinander war schon so schwierig, daß Stunden vergingen, bis endlich alle Fragen geklärt waren und niemand mehr fürchtete, getäuscht worden zu sein.
Am Ende der Konferenz waren alle Teilnehmer vollkommen erschöpft, aber alle hatten das Gefühl, daß alle wichtigen Fragen gründlich ausdiskutiert worden waren.
Julian Tifflor war fest davon überzeugt, daß richtig war, was er den Delegierten gesagt hatte.
Er konnte nicht wissen, daß es Gruppen gab, die ganz anders über die zukünftige Rolle der Menschheit in der Galaxis dachten.
*
Als Julian Tifflor nach einem ausgedehnten Abendessen mit den Delegierten der GAVÖK in sein Arbeitszimmer im Ministerium zurückkehrte, zeigte der Videoaufzeichner an, daß verschiedene Gespräche eingegangen waren.
Müde schaltete Tifflor das Gerät ein. Nach einem relativ unwichtigen Anruf folgte eine Aufzeichnung von Kershyll Vanne und Vario-500. „Wir haben alle Arbeiten abgeschlossen", teilte Anson Argyris mit. „Wir werden jetzt mit einer Flotte nach Olymp fliegen, um dort die 'Containerstraße zur Erde wieder zu eröffnen. Ich bin überzeugt davon, daß es keine Schwierigkeiten mehr gibt. Die Laren sind abgezogen, und die Molekülverformer sind vertrieben worden."
Unter dem Druck der Arbeiten, die er zu erledigen gehabt hatte, hatte Tifflor Kershyll Vanne und Anson Argyris fast vergessen. Rasch stellte er eine Verbindung mit dem Raumhafen her. Er hoffte, die beiden Unzertrennlichen noch zu erreichen. Es war jedoch schon zu spat. Die Flotte war bereits gestartet und hatte die Dunkelwblke verlassen.
Julian Tifflor blickte auf sein Chronometer. Es zeigte den 10. Dezember des Jahres 3585 an. Zwei Tage lang würde Tifflor noch auf Gäa bleiben, dann würde er mit dem letzten Raumschiff und den letzten Rückkehrern zur Erde fliegen.
*
„Ich freue mich auf die Erde", sagte etwa zur gleichen Zeit Jandra Kays. Sie hockte auf einer Kiste in einem Hangar. Ihr Vater ruhte auf einer Liege. Der Jäger hatte zu sich selbst gefunden. Trao mit seinen Problemen lag weit hinter ihm. Trao war eine versunkene Welt, mit der sie nun nichts mehr verband. „Ich auch", erwiderte Janok Kays. „Auch auf der Erde kann man jagen, wie ich gehört habe. Wir werden also nicht viel vermissen."
In ihrer Nähe erhellte sich der Bildschirm des Bordinterkoms. „Hier spricht Kommandant Yesgo Damlander", sagte der Mann, dessen Gesicht sich auf dem Schirm abzeichnete. „Unsere Reise durch den Kosmos ist beendet. Wir befinden uns bereits im Landeanflug auf Terra. Wir werden im Südwesten des europäischen Kontinents landen, wo umfangreiche Robotkommandos Wohnanlagen für Sie errichtet haben. Instrukteure werden Ihnen behilflich sein, sich in der für Sie neuen Welt zurechtzufinden. Ich wünsche Ihnen für die Zukunft alles Gute."
Commander Damlander lächelte freundlich und schaltete ab. Kurz darauf veränderten sich die Geräusche, die das Schiff verursachte.
Die anderen Passagiere im Hangar unterbrachen ihre Gespräche. Sie horchten angespannt. „Was werden wir tun, wenn wir gelandet sind?" fragte Jandra. „Ich habe keine Vorstellung von dem, was auf uns
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