0853 - Heimat der Menschen
zukommt." Janok Kays hob ratlos die Hände. „Ich weiß es auch nicht", erwiderte er. „Wir müssen abwarten."
Das Rauschen wurde lauter. Das Raumschiff schwankte leicht, dann aber wurde es plötzlich still. Aus den Lautsprechern klang unterhaltsame Musik. Wieder erhellte sich der Interkomschirm. Dieses Mal zeichnete sich das Gesicht eines freundlich lächelnden Mädchens darauf ab. „Wir sind auf der Erde gelandet", erklärte sie. „Wir befinden uns im Süden der ehemaligen Provinz Frankreich in einer sehr schönen Landschaft. Sie wird Ihnen gefallen, weil sie eine gewisse Ähnlichkeit mit jener Landschaft hat, in der die meisten von Ihnen auf Trao gelebt haben. Es ist warm und trocken. Der Himmel ist klar, und wie wir erfahren, ist auch in den nächsten Tagen mit gutem, sonnigen Wetter zu rechnen. Wir haben jetzt 10.36 Uhr Ortszeit am 10. Dezember 3585. Wir befinden uns auf der nördlichen Halbkugel der Erde. Das heißt, daß es normalerweise in dieser Jahreszeit kälter ist. Doch jetzt zeigt sich die Natur von ihrer besten Seite - dank NA-THAN. Das positronische Riesenhirn auf Luna kontrolliert das Wetter auf der Erde. Die Lage hat sich weitgehend stabilisiert.
Wir bitten nun die Passagiere im Hangar 12, die QUARTOR zu verlassen."
„Hangar 12? Das sind wir", sagte Jandra erregt. Sie sprang von der Kiste. Ihr Vater erhob sich. Die anderen Passagiere begannen, miteinander zu diskutieren. Ein weiblicher Offizier betrat den Hangar und öffnete das innere Schleusenschott. Es glitt lautlos zur Seite. Der Offizier betrat die Schleuse und legte seine Hand gegen eine Kontaktscheibe. Das äußere Schleusenschott öffnete sich. Licht strömte in den Hangar, und frische, würzige Luft wehte herein. „Kommen Sie", sagte der weibliche Offizier. „Unsere Reise ist zu Ende. Sie haben Ihr Ziel erreicht."
Janok Kays schluckte. Er fühlte, daß seine Augen feucht wurden.
Mit einem Schlag begriff er, was die Männer und Frauen von Trao be-wogen hatte, zur Erde zu fliegen. Es war die Sehnsucht nach der Urheimat, in der die Lebensbedingungen in jeder Hinsicht ideal für den Menschen waren. Keine Schutzvorrichtungen mußten beachtet werden. Medikamente, die vor schädlichen Umwelteinflüssen schützten, waren überflüssig.
Dies war die Welt der Menschen. Dies war die Geburtsstätte des Menschen. Hier war er frei.
Janok Kays wußte plötzlich nicht mehr, warum er sich geweigert hatte, Trao zu verlassen.
Wie im Traum verließ er den Hangar und betrat die Schleuse. Er blickte auf weites Land hinaus, das von den Farben des Herbstes geprägt wurde. Das Raumschiff war in der Nähe eines Meeres gelandet, das im Licht der Sonne silbern schimmerte. Der Jäger stieg auf eine Antigrav-plattform. Jandra folgte ihm. Der weibliche Offizier schickte noch etwa fünfzig weitere Passagiere hinaus, dann setzte sich die Plattform in Bewegung und schwebte auf eine Stadt zu, die direkt an der Küste lag. „Wie heißt diese Stadt?" fragte Jandra den Offizier, der die Plattform lenkte.
„Ich weiß nicht genau", antwortete dieser. „Es könnte Marseiile sein. Jedenfalls heißt der Raumhafen Marseiile Port."
Das Fluggerät landete auf einem mit Steinen ausgelegten Platz zwischen den Häusern. Roboter von humanoider Gestalt warteten unter entlaubten Bäumen. Jandra hörte ihren Namen. „Dorthin, Pa", sagte sie und deutete auf einen der Roboter. Zusammen mit ihrem Vater ging sie zu ihm. „Du hast meinen Namen gerufen."
Der Roboter wiederholte ihre Namen und führte sie, als sie bestätigt hatten, zu einem bungalowartigen Haus. „Hier werden Sie vorläufig wohnen", erklärte er. „Das Haus ist weitgehend eingerichtet, so daß Sie es beziehen können. Wenn Sie sich informieren wollen, schalten Sie bitte das Videogerät ein. Es läuft eine ständige Informationssendung, aus der Sie alles erfahren, was Sie wissen müssen."
„Eine Frage beantwortet mir diese Sendung bestimmt nicht", sagte Janok Kays. „Ich habe gehört, daß eine der Korvetten der QUARTOR nicht eingeschleust worden ist. Sie soll sich in einer Kreisbahn um die Erde befinden. Ist das richtig, und warum wurde so etwas befohlen?"
„Darüber bin ich nicht informiert", antwortete der Roboter.
*
Kommandant Yesgo Damlander lenkte das Beiboot in die Schleuse der Korvette und schaltete die Systeme aus, als sich das Schleusenschott geschlossen hatte. Das Innenschott öffnete sich, und Jon Piesty, der Kommandant der Korvette, betrat die Schleuse. Er öffnete das Schott des
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