0855 - Kalis Würgertruppe
sagte ich. »Es wäre möglich, daß eine Zelle auf Sie wartet. Dafür sind Sie viel zu hübsch.«
Ob Sie sich an meine Anweisungen hielt, wußte ich nicht, ich hoffte es zumindest. So freundlich wie ich mich gab, sah es in meinem Innern nicht aus. Daß dieser Adsam Rasani nicht gestört werden wollte, konnte darauf schließen lassen, daß er sein eigenes Süppchen kochte, und die Todesgöttin Kali so etwas wie das Salz darin war.
Ich machte mir plötzlich Sorgen um Mandra Korab…
***
Suko und die Journalistin hatten die gleichen Probleme mit dem Verkehr, aber sie schafften es auch, und sie konnten sogar auf dem Hof des Senders parken.
»Endlich«, sagte Carol, als sie aus dem BMW stieg.
»Fühlen Sie sich jetzt besser?« Suko schloß den Wagen ab.
Über das Dach hinweg schaute Carol ihn an. »Im Prinzip schon. Der Sender ist praktisch so etwas wie meine Heimat. Ich habe hier meine größten Erfolge erlebt. Sie glauben gar nicht, Inspektor, wie gut es tun kann, wenn man erlebt, wie man selbst gewisse Dinge durch seine Berichte und Recherchen beeinflußt.«
»Doch, das nehme ich Ihnen ab.«
»Da Sie mir ja als Schutz zugeteilt sind und an meiner Seite bleiben, werden Sie als erster Fremder sehen können, wie brisant die Bilder sind, die ich in Indien geschossen habe.«
Suko glaubte ihr jedes Wort. Carol war eine gute Journalistin und von ihrem Beruf besessen. Er traute ihr auch eine Portion Fairneß zu, die derjenige haben mußte, der sich mit hochbrisanten Themen beschäftigte. Und sie riskierte alles, vielleicht sogar etwas zu viel, aber das mußte sie wissen.
Sie steckte wieder voller Dampf. Mit langen Schritten eilte sie auf den Eingang zu. In der Halle standen einige Personen beisammen und waren in ein Gespräch vertieft. Suko erkannte einen bekannten Nachrichtensprecher, der in Jeans und Pullover ganz anders aussah als abends auf dem Bildschirm.
Der Portier grüßte, winkte sie durch, und sie liefen auf die Fahrstühle zu.
»Wie hoch müssen wir denn?« fragte Suko.
»Nur bis in den vierten Stock. Dort liegen unsere Büros und Senderäume.«
»Hat dieser Rodney schon alles vorbereitet?«
Sie nickte heftig. »Darauf können Sie sich verlassen, Inspektor. Er ist ein guter Assistent und ein Technik-Freak. Der hat die Kassetten längst eingelegt und sie möglicherweise schon durchlaufen lassen. An den Panzerschrank kommt er sowieso.«
»Da sind Sie aber auf Nummer Sicher gegangen.«
»Und ob ich das bin. Ich fühlte mich bedroht. Ich dachte immer daran, daß jemand plötzlich erscheint und die Unterlagen raubt. Eines ist sicher. Dieser Rasani wird alles daransetzen, um das Material zu vernichten. Wenn dieser Bericht über den Sender läuft, kann er seinen Laden dichtmachen, was natürlich zu wünschen wäre.«
Sie hatten sich während der Fahrt nach oben unterhalten, stiegen in der vierten Etage aus und mußten sich nach rechts wenden. Ein normaler Flur nahm sie auf. Allerdings waren die Wände mit schallschluckendem Material beklebt worden.
Daß er einen kleinen Irrgarten vorfinden würde, hätte Suko nicht gedacht, denn es blieb nicht nur bei einem Flur, es zweigten an verschiedenen Stellen mehrere ab, und schließlich gelangten sie in den Bereich der Vorbereitungstechnik.
Und dort wartete auch Rodney.
Ein noch junger Mann, Mitte Zwanzig. Er hatte sich eine Mütze auf den Kopf gesetzt, deren Schirm nach hinten zeigte. Er trug helle Jeans und ein schwarzes T-Shirt mit dem Aufdruck ›Woouuhhh‹ darauf. Er drang als Sprechblase aus einem weit geöffneten Maul.
»Hi, Rodney!«
»Da bist du ja, Traum meiner schlaflosen Nächte.« Der junge Mann sprang auf und umarmte Carol. Er bekam zwei Küsse auf die Wangen, verdrehte die Augen, und seine zahlreichen Sommersprossen auf der Haut bekamen mehr Farbe.
Plötzlich starrte er Suko an. »Wen hast du dir denn da aus Asien abgeschleppt?«
»Nicht aus Asien, Rod, und ich habe Suko auch nicht abgeschleppt. Er kommt aus London und ist Inspektor bei Scotland Yard.«
»Hä?«
»Du hast richtig gehört. Jetzt sei brav und sage schön guten Tag.«
»Na ja, dann herzlich willkommen in der Klapsmühle.«
Suko mußte grinsen. Er schaute zu, wie Carol dem Assi auf die Schulter klopfte. »Wie ich dich kenne, hast du alles vorbereitet, mein Lieber.«
»Sicher.«
»Und?«
»Was und?«
»Hast du dir den Film schon angesehen?«
Rodney drehte die Mütze, damit der Schirm zur rechten Seite zeigen konnte. »Nur ein Stück?«
»Und? Was sagst du?«
Er
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