0856 - Treffpunkt Totenwelt
erleichtert, als er die Roboter Laute ausstoßen hörte, die für ihn zwar unverständlich waren, aber immerhin bewiesen, daß die Roboter ihn gehört hatten und prinzipiell in der Lage waren, sich mit ihm auf akustischer Basis zu verständigen.
Er beabsichtigte, zu warten, bis sein Translator die Sprache der Roboter analysiert hatte und in der Lage war, sie ins Interkosmo zu übersetzen und umgekehrt.
Doch er hatte die Rechnung ohne den Wirt beziehungsweise die Roboter gemacht.
Die seltsam plumpen Maschinenwesen gaben ihm jedenfalls durch unbeholfene Gesten zu verstehen, daß sie keine Gespräche, sondern Aktionen von ihm erwarteten.
Sie deuteten dabei mit ihren unterschiedlichen Greifwerkzeugen immer wieder in eine bestimmte Richtung - in die Richtung des Sees.
Vanne beschloß, ihnen den Gefallen zu tun. Während er sich dem künstlichen Rand des Sees näherte, redete er allerdings weiter auf die Roboter ein, um sie ihrerseits zu weiteren Lautäußerungen zu verleiten. Nach einer Weile bekam er den Eindruck, daß ihre Sprache äußerst einfach beschaffen sein mußte. Jedenfalls klang fast alles, was sie akustisch von sich gaben, auf eigentümlich lallende Weise nach „lallal", „vallal" oder „lavallal".
Kershyll Vanne konnte sich jedoch nicht lange damit aufhalten, über diese primitiven Lautäußerungen nachzudenken, denn inzwischen hatte er das Ufer des Sees erreicht und konnte einen Blick in das unglaublich klare Wasser werfen.
Was er sah, erschreckte ihn.
Auf dem völlig ebenen Grund des flachen Sees lagen zahlreiche unterschiedliche Lebewesen. Sie bewegten sich nicht, sondern wirkten, als lägen sie in tiefem Schlaf.
Das Wesentliche aber war für den Psychomathelogisten sofort klar erkennbar: Die Unterschiedlichkeit dieser „Schläfer". Sie führte zu der Analyse, daß diese Wesen von unterschiedlichen Welten stammten - was Vanne unweigerlich zu dem Schluß verführte, daß sie - wie er - aus dem Weltraum gekommen, von den Robotern überwältigt und in den See geworfen worden waren, um dort im Tiefschlaf oder einer anderen Art der Lebendkonservierung auf etwas zu warten.
Vanne zweifelte nicht daran, daß die Roboter ihn nur deshalb hier hergebracht hatten, damit er sich den Schläfern zugesellte. Daran war er begreiflicherweise nicht interessiert.
Er blickte sich gehetzt um und versuchte, eine Lücke in der Phalanx der Roboter zu entdecken, durch die er fliehen konnte ...
*
Die Roboter schienen zu wissen, daß ihr Gefangener sich nicht widerstandslos in sein Schicksal ergeben würde. Sie rückten dichter zusammen.
Mit dem Mut der Verzweiflung riß Kershyll Vanne seinen Impulsstrahler aus dem Gürtelhalfter, entsicherte die Waffe und feuerte auf einen der ihm am nächsten stehenden Roboter. Der Energiestrahl ließ die Stahlplastikhülle der Maschine kirschrot aufglühen, dann erstarb er. Rasch verblaßte die Lademarke des Energiemagazins. Es wurde von Robotern angezapft und leergesaugt.
Vanne resignierte. Untätig sah er zu, wie die drei sattsam bekannten Roboter auf ihn zukamen, ihn ergriffen und - nicht etwa in den See warfen, sondern abermals auf dem Rückenteil des Transportroboters ablegten.
Wollten sie ihn nicht...?
Sie wollten ihn offenbar nicht in den See befördern, denn nachdem die Stahlplastikbänder Vanne wieder gefesselt hatten, setzte sich der Roboter in Bewegung und stapfte vom See fort.
Vanne gönnte sich den emotionalen Luxus, tief aufzuatmen. Was immer die Roboter mit ihm vorhatten, alles erschien ihm weniger bedrohlich als das Versetzen in die völlige Willenlosigkeit eines tiefschlafartigen Zustands.
Nach einiger Zeit bemerkte Kershyll Vanne, daß sein Träger ihn in ein Gebäude brachte. Er merkte es zuerst an dem Wechsel von rotem Sonnenlicht zu tiefblauem Kunstlicht. Danach sah er über sich die graue Decke eines Korridors. Tiefblau leuchtende Halbkugeln ragten aus der Decke und verbreiteten die künstliche Helligkeit.
Vanne wunderte sich darüber, daß das Kunstlicht blau und nicht rot war wie die Sonne, die diesen Planeten beschien. Dann erinnerte er sich an seine Überlegungen hinsichtlich der Entstehung des Planeten - und er wurde sich klar darüber, daß Lavallal nicht das Kind von Porpoulo-Danger, sondern das einer tiefblau leuchtenden Sonne war.
Lavallal...?
Erheitert stellte Kershyll Vanne fest, daß er den Planeten soeben auf die denkbar simpelste Weise nach den eintönigen Lautäußerungen der Roboter benannt hatte. Nach einigem Nachdenken
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