0856 - Treffpunkt Totenwelt
akzeptierte er diese Tatsache jedoch. Schließlich war ein Name wie der andere - und der Geist konnte leichter mit etwas umgehen, das mit einem Namen versehen war, der alles in sich einschloß, was dieses Etwas ausmachte.
Am Ende dieser Überlegungen angelangt, fühlte Vanne sich zum zweitenmal von den Fesseln befreit, und wieder hoben drei Roboter ihn vom Rücken seines Trägers.
Kershyll Vanne sah sich um und erkannte, daß er in eine Schaltzentrale gebracht worden war. Große Bildschirme und kleine Monitoren bedeckten die Wände. Darunter gab es grobschlächtig wirkende Schaltkonsolen mit einer Unzahl von großen Tasten, Hebeln und Stellschrauben.
Die Roboter, die sich hinter Vanne und seinen unmittelbaren Begleitern in die Schaltzentrale gedrängt hatten, stießen wieder die primitiven Laute aus, die sich als „Lavallal" zusammenreimen ließen. Mit ihren Greiforganen fuchtelten sie in der Luft herum.
Zweifellos wollten sie irgend etwas von ihrem Gefangenen. Aber sie bedienten sich der Zeichensprache so unbeholfen, daß Vanne nicht erriet, was sie eigentlich von ihm erwarteten. Sicher, er sollte irgendwelche Schaltungen vornehmen, aber dazu hätte er erst einmal wissen müssen, zu welchem Zweck, um sich – mit oder ohne Erfolg - nach und nach an die richtigen Schaltungen heranzutasten.
Seine Versuche, mit Hilfe des Translators eine akustische Verständigung aufzubauen, scheiterten. Das Gerät war nicht in der Lage, dem eintönigen Lallen einen Sinn abzugewinnen.
Plötzlich spürte Vanne, wie etwas sich an sein Bewußtsein anschmiegte (in übertragenem Sinne).
Völlig klar, Kershyll! vernahm er wenig später die Gedanken von Albun Kmunah.
Wozu, glaubst du, hat man dir die Schläfer im See und anschließend diese Schaltungen vorgeführt? Zwischen beiden Demonstrationen kann es nur eine Verbindung geben: Die Roboter wollen, daß du mit Hilfe dieser Schaltungen die Schläfer aufweckst!
Einigermaßen frustriert erkannte Kershyll Vanne die glasklare Logik dieses Gedankengangs. Natürlich war der Alpha-Mathematiker des Teams am ehesten dazu prädestiniert, Sinnzusammenhänge aus fremdartigen Verhaltensweisen herauszulesen, aber im Nachhinein erschien seine Schlußfolgerung so zwingend logisch, daß Vanne sich schämte, weil er nicht von selbst darauf gekommen war.
Du scheinst dich gar nicht zu freuen, daß ich wieder präsent bin! teilte das Kmunah-Bewußtsein ihm mit. Seit wann beschäftigt sich ein Psycho-Mathelogist mit selbstquälerischen und frustrierenden Rückblicken?
Das brachte Vanne zu sich selbst zurück.
Ich war lange allein! dachte er zurück und schloß damit das Thema ab, um sich den Anforderungen der Situation zuzuwenden.
Er kannte das Ziel - und er wußte, wie er sich in seiner Lage zu diesem Ziel vorzutasten hatte. Es würde zahllose Schwierigkeiten geben, aber alle Schwierigkeiten ließen sich überwinden, wenn genügend Zeit zur Verfügung stand.
Kershyll Vanne war sicher, daß auf Lavallal eine Notlage herrschte. Es wäre unlogisch gewesen anzunehmen, die Hilfe Außenstehender wäre zur Erweckung der Schläfer eingeplant gewesen. Zweifellos hätte eine Automatik dafür sorgen sollen, daß die Schläfer erwachten, wenn etwas Bestimmtes erreicht war.
Doch etwas war schiefgegangen. Die Weckautomatik konnte ihre Aufgabe nicht erfüllen - und die Roboter, die offenbar wußten, daß eine rasche Erweckung der Schläfer erforderlich war, konnten ebenso offenbar nicht mit den Schaltungen umgehen.
Folglich hatten sie den ersten Besucher Lavallals mit Beschlag belegt, damit er mit seinem Wissen und Können half. Wobei sie sein Wissen und Können wahrscheinlich danach einschätzten, daß der Besucher mit einem hochkomplizierten maschinellen Komplex, nämlich einem Raumschiff, auf ihren Planeten gekommen war.
Albun Kmunah verhielt sich wieder schweigsam. Vanne wußte, daß der Alpha-Mathematiker erst wieder eingreifen würde, wenn seine Fachkenntnisse gebraucht wurden. Mit Schaltungen aller Art konnte Kershyll Vanne besser und folgerichtiger umgehen als er; folglich mußte ihm die Initiative überlassen werden.
Der einzige, der auf diesem Gebiet - vor allem, was die Funktionsprinzipien artfremder Geräte anging - besser war als Vanne, war der Totalenergie-Ingenieur Hito Guduka.
Aber da er sich nicht rührte, litt er offenbar noch unter den Auswirkungen des mentalen Schocks.
Entschlossen und ganz auf seine Aufgabe konzentriert, trat Kershyll Vanne vor die größte Schaltkonsole und drückte
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