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0857 - Amoklauf der Werwölfe

0857 - Amoklauf der Werwölfe

Titel: 0857 - Amoklauf der Werwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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um ihm Bericht zu erstatten. Der war etwas exakter als das, was die hier ermittelnden Polizisten in ihre Berichte schreiben würden. Die kauten vermutlich jetzt an ihren Kugelschreibern und überlegten. Auf die Idee, bei den Tätern handele es sich um Werwölfe, kamen sie natürlich nicht. Und selbst wenn einer diese Idee hatte - Werwölfe gab es nicht, weil es sie nicht zu geben hatte. Sie passten nicht in das rationale Denken von Polizisten, Staatsanwälten und Richtern, und wer mit einer solchen Fantasterei kam, wurde als Spinner abgefertigt und nicht ernst genommen.
    Nicole quetschte sich auf den Beifahrersitz.
    »Jetzt stehen wir da und warten auf ein mittelgroßes Wunder«, sagte sie. »Diesen Garamond hätten wir ködern können…«
    »Und wie, bitte? Wen hätten wir ihm zum Fraß vorgeworfen?«
    »Mich«, schlug Nicole vor. »Ich hätte versucht, mit ihm in Kontakt zu kommen, und dann hätten wir ihn unschädlich gemacht.«
    »Das haben wir auch so, ohne Köder«, sagte Zamorra, dem nicht gefiel, dass Nicole sich vielleicht tatsächlich als Werwolf-Köder angeboten hätte. Wenn sie solche Ideen aufbrachte, pflegte sie das für gewöhnlich ernst zu meinen.
    »Ja, der stellt für niemanden mehr eine Gefahr dar. Bleibt das Rudel«, grübelte sie. »Da fällt mir beim besten Willen nicht ein, wie wir diese Wölfe in eine Falle locken können. Wie es aussieht, machen sie alles gemeinsam. Da dürfte es zu viele unterschiedliche Interessen geben, um die alle unter einen Hut zu bekommen. Wir müssten jeden einzeln ködern, nur was, wenn wir sie nicht trennen können?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. Dazu fiel ihm auf Anhieb auch nichts ein.
    ***
    Sie hatten sich in der Kirche getroffen, wie immer, seit sie in Charbonnières les Bains waren. Die vielen christlichen Symbole störten sie nicht. Es gab im Dachgewölbe einen Raum, in dem sie den größten TeiL des Tages ungestört ruhen konnten, um dann am Abend und in der Nacht mörderisch aktiv zu werden.
    Auch jetzt schliefen sie. Nur Charles hielt Wache. Er glaubte aber nicht daran, dass man sie ausgerechnet hier suchen würde. Die wenigen Menschen, die in der heutigen Zeit noch an die Existenz von Werwölfen, Vampiren und anderen Geschöpfen der Dunkelheit glaubten, waren so tief in ihren alten Überlieferungen entstammenden Vorurteilen verwurzelt, dass sie niemals auf eine solche Idee gekommen wären.
    Aber auch für die Werwölfe war die Zeit nicht stehen geblieben, und zwei Jahrtausende des Überlebenskampfes gegen das Christentum hatten für Veränderungen und Anpassung gesorgt.
    Plötzlich witterte Charles Beute.
    Er schlich vorsichtig, um ein Knarren im Gebälk zu vermeiden, zu der Leiter, die vom Wolfsversteck nach unten führte, und pirschte sich an die Tür, die ins Kirchenschiff führte. Einige Kerzen brannten neben dem Opferstock. Da sah er ein hübsches Mädchen, das im Gang neben den vordersten Bänken kniete und zum großen Kruzifix hinter dem Altar hinaufschaute.
    Fressen, oder erst vergnügen und dann fressen, dachte Charles.
    Plötzlich war jemand hinter ihm und zog ihn zur Leiter. Die Tür glitt mit leichtem Klicken ins Schloss.
    »Bist du wahnsinnig?«, knurrte Alphonse. Er musste gemerkt haben, dass der Wächter seinen Platz verlassen hatte, und war ihm gefolgt, um nachzuschauen, warum Charles die anderen nicht weckte. Wenn Gefahr drohte, mussten sie bereit sein, ihr zu begegnen.
    »Du weißt genau, dass wir hier in unserem Versteck keine Opfer reißen, damit man uns nicht auf die Spur kommt!«, raunte Alphonse.
    Er zerrte Charles hinter sich her auf die Leiter. Seufzend folgte dieser ihm. Geifer troff nach unten.
    »Ich hörte unten Geräusche und dachte, der Einzelgänger sei gekommen«, flüsterte Charles. »Da bin ich hinunter, um ihn zu holen.«
    »Du redest Unsinn«, sagte Alphonse zornig. »Gehört hast du gar nichts, aber gewittert. Ich rieche das Mädchen ja auch bis hier oben. Du wolltest fressen. Hier, in der Kirche.«
    »Nein«, wehrte sich Charles. »Ich hätte sie nach draußen gebracht und irgendwohin gelockt, um dort…«
    »Still!«
    Unten wurde die Tür geöffnet. »Ist da jemand?«, fragte eine glockenhelle Stimme. »Hallo… wer ist denn da?«
    Die Werwölfe - auch die anderen drei waren wach, aufgeweckt durch den Streit, lauschten stumm. Dann wurde die Tür unten wieder geschlossen.
    »Ihr Narren«, knurrte Frederic, der Anführer des Rudels. »Sie muss euch gehört haben. Fast hätte sie uns entdeckt!«
    »Sicher

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