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0857 - Amoklauf der Werwölfe

0857 - Amoklauf der Werwölfe

Titel: 0857 - Amoklauf der Werwölfe
Autoren: W.K. Giesa
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nicht«, beschwichtigte Charles. »Vorsichtshalber werde ich…«
    »Hierbleiben wirst du!«, fuhr Frederic ihn an. » Ich werde dem Mädchen folgen und prüfen, ob und was es gesehen oder gehört hat.«
    »Und dann rufst du uns«, geiferte Charles gierig. »Wir werden unseren Spaß haben und danach fressen.«
    Frederic schlug ihm die Pranke ins Wolfsgesicht; ein paar Zähne flogen davon. Wimmernd sank Charles in sich zusammen.
    »Wir werden das Mädchen laufen lassen«, sagte Frederic. »Sicher weiß jemand, dass es hierher gegangen ist. Vergiss die Dämonenjäger von gestern nicht! Da hast du schon einmal versagt! Statt sie mit dem Auto alle drei zu töten, sind zwei davon gekommen. Sie sind garantiert hinter uns her!«
    »Den Wagen finden sie nie. Ich habe ihn in Lyon in der Saône versenkt. Deshalb bin ich auch etwas später zurück gekommen«, sagte Alphonse.
    »Schön, dass ich das auch mal erfahre«, sagte Frederic. »Es nützte uns, deshalb sage ich diesmal nichts weiter dazu. Aber der Nächste, der etwas unternimmt, ohne es mit mir abzusprechen, verlässt das Rudel - für immer!«
    ***
    Lucille Deveraux war in die Kirche gegangen, um eine Kerze für ihre verstorbene Mutter anzuzünden und ein Gebet zu sprechen. Als die allein erziehende Mutter bei einem Autounfall ums Leben kam, war Lucille 16. Seither schlug sie sich allein durch. An einer Heimunterbringung war sie gerade noch vorbeigekommen, von ihrem Vater kam ein wenig Geld, das gerade mal ausreichte, und als sie Arbeit fand, stellte er die Zahlungen ein.
    Jeden Monat an Mutters Todestag suchte Lucille die Kirche auf, um eine Kerze zu entzünden. Das warme Licht gab ihr Kraft. Später pflegte sie dann zum Grab zu gehen, um Zwiesprache mit der Toten zu halten und das Grab von Unkraut zu beseitigen. Es gab sonst niemanden, der sich darum kümmerte. Von sich aus hätte sie die Wildpflanzen wachsen lassen, aber Mutter hatte Unkraut nie gemocht. Manchmal brachte Lucille ihr Blumen mit, manchmal auch nicht. Einmal gepflückt, waren sie so vergänglich…
    Heute war Lucille ohne Blumen hier. Nur die Kerze und ein Gebet.
    Aber auf seltsame Weise fühlte sie sich heute unbehaglich. Das hatte sie noch nie zuvor erlebt. Ihr war, als würde jemand sie beobachten. Jemand, von dem etwas Dunkles ausging. Etwas Bedrohliches…
    Was war das für eine Drohung, und warum galt sie ihr? So stark, dass sie sich von etwas berührt fühlte!
    Wieder sah sie zu dem beinahe lebensecht bemalten, kunstvoll geschnitzten Kruzifix hinauf. Aber der Gekreuzigte gab ihr auf die lautlos gestellte Frage keine Antwort.
    Stattdessen vernahm sie das leise Klicken einer Tür, die langsam ins Schloss glitt.
    Erschrocken sah sie sich um. Aber niemand hatte das Kirchenschiff betreten. Das große Portal klang auch ganz anders. Aber da war die Tür, die in einen nie benutzten Raum neben der Sakristei führte. Wenn sich da nicht in jüngster Zeit etwas geändert hatte, stand der Raum immer noch leer. Welchem Zweck er einst gedient hatte, wusste sie nicht.
    War es diese Tür, die Lucille gehört hatte?
    Etwas verunsichert erhob sie sich. Mit ihrem Gebet war sie ohnehin fertig. Langsam näherte sie sich der Tür. Sie zögerte, dann drückte sie die Klinke nieder. Vorsichtig schob sie die Tür auf, wagte einen Schritt in den Raum.
    »Ist da jemand?«, fragte sie. »Hallo… wer ist denn da?«
    Niemand ântwortete. Wie denn auch? Der Raum war leer, wie es zu erwarten war.
    Lucille schluckte. War sie einer Täuschung erlegen?
    Aber das eigenartige Gefühl der Bedrohung war immer noch vorhanden. Es schien jetzt sogar stärker zu sein als vorher.
    Sie zog die Tür wieder zu - ja, es war genau dieses Klicken gewesen! - und hastete zum Portal. Sie hoffte, die Drohung werde verschwinden, sobald sie wieder draußen war. Aber das war nicht der Fall, sie wurde nur etwas schwächer.
    Lucille Deveraux atmete tief durch. Sie hatte Angst.
    Und diese Angst wurde von Minute zu Minute größer.
    ***
    Zamorra und Nicole fuhren etwas ziellos durch den Lyoner Vorort. Zamorra hoffte auf eine Inspiration, die er zu einem Plan weiterentwickeln konnte. Aber diese Inspiration wollte sich nicht einstellen.
    Auch Nicole grübelte, kam aber zu keinem Ergebnis.
    Am Ortsrand befand sich eine relativ große Kirche, der sich ein Friedhof anschloss. Und gerade verließ ein Mädchen die Kirche, dunkel gekleidet und sehr hübsch. Das perfekte Werwolfopfer, dachte Zamorra.
    Das Mädchen bewegte sich sehr hastig und machte den Eindruck,
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