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0857 - Amoklauf der Werwölfe

0857 - Amoklauf der Werwölfe

Titel: 0857 - Amoklauf der Werwölfe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W.K. Giesa
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er wurde »der Prophet« genannt, während Robin als »der Berg« galt. Nach dem Motto: Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, muss der Berg zum Propheten kommen. Das hieß, dass Robin nicht in die Gerichtsmedizin ging, wenn er etwas über »seine« Leiche erfahren wollte, sondern Dr. Renoir zu sich ins Büro bestellte.
    Der Gerichtsmediziner verzog das Gesicht, als er Robin sah. »Der schon wieder«, murmelte er. Ohne darum gebeten zu werden, zog er ein Stück des Tuches zurück und gab den Blick auf das Gesicht der Toten frei.
    Robin gab einen würgenden Laut von sich und wandte sich ab. Auch in Zamorra bildete sich das unangenehme Verlangen, sich die letzte Mahlzeit noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Nur Dr. Renoir blieb ruhig und gelassen.
    Dass das Mädchen einmal hübsch gewesen war, ließ sich nicht mehr erkennen. Das halbe Gesicht war zerstört, bestand nur noch aus Blut und Knochen, und der Schädel war teilweise aufgeknackt wie eine Walnuss. Auch Hals und Schultern waren zerfetzt, und teilweise waren nur noch die Knochen da.
    Den Rest ersparte sich Zamorra.
    Er zwang seinen Magen, den Inhalt in sich zu behalten, und sah Wisslaire an.
    »Ich habe den gleichen Verdacht wie Sie, Jo«, sagte er.
    »Woher wollen Sie wissen…«
    »Ich bin Telepath«, sagte Zamorra. »Und der Mörder ist ein Werwolf.«
    ***
    »Eher ein Wirrwolf, was? Blödsinn!«, knurrte Dr. Renoir und rückte seine Brille zurück. »Das war ein ganz normaler Mensch - das heißt, normal ist so was ja nicht gerade. Es ist ein verdammter Psychopath. Wahrscheinlich hat die Ärmste noch gelebt, als er sie zerlegt…«
    »Seien Sie still, Mann!«, brüllte Robin ihn an. »Oder befleißigen Sie sich einer anderen Wortwahl! Sonst finden Sie sich in Ihrer eigenen Abteilung auf dem Tisch wieder!«
    »Nun regen Sie sich wieder ab, Robin!«, blaffte der Polizeiarzt zurück. »Ich wollte…«
    »Die Klappe halten!«, befahl Robin. »Nehmen Sie Ihre Plünnen mit, verschwinden Sie hier und nehmen Sie die Obduktion vor, aber flott!«
    »Trotzdem ist dieser Quatsch mit dem Werwolf höherer Mumpitz«, murrte der Mediziner.
    »Dann beweisen Sie mir das!«
    Als Dr. Renoir zur Tür strebte, kam ihm ein dürrer Mann im schwarzen Anzug entgegen. »Man sagte mir, der Chef ermittler wäre hier anzutreffen.«
    Robin schob ihm Zamorra entgegen. »Klagen Sie ihm Ihr Leid.«
    »Pierre«, begann Zamorra finster drohend. Aber er wurde unterbrochen. Der Anzugträger verstand das, was Zamorra sagen wollte, wohl falsch. »Äh, Kommissar Pierre! Welcher von Ihren Trotteln hat seinen Wagen so vor der Haustür geparkt, dass wir nicht mit dem Sarg hindurch kommen?«
    »Der hier«, sagte Zamorra und schlug Robin kräftig auf die Schultern. »Parken Sie Ihre Hämorrhoidenschaukel um, aber schnell!«
    »Das können Sie machen, Renoir, Sie sind doch eh gerade auf dem Weg nach draußen«, sagte der Chefinspektor und warf dem Polizeiarzt den Schlüsselbund zu. Bevor Dr. Renoir protestieren konnte, ergriff ihn der Bestatter am Arm und zog ihn mit sich.
    Zamorra sah ihnen nach. »Jetzt haben wir den ›Berg‹ gar nicht nach dem vermutlichen Todeszeitpunkt gefragt.«
    »Er hätte ohnehin nur seinen üblichen Spruch aufgesagt: ›Alles Weitere nach der Obduktion‹.«
    »Trotzdem lässt sich doch der ungefähre Zeitpunkt festlegen«, meinte Zamorra. »Es gibt da doch Kriterien…«
    »Die alles, was du herauszufinden glaubst, über den Haufen wirft. Wenn der Tote im warmen Wasser der Badewanne liegt, ergibt sich eine ganz andere Zeit, als hätte man ihn in die Kühltruhe gelegt. Und so weiter. Du kannst dich auf nichts verlassen als darauf, dass du verlassen bist, wenn du dich auf etwas verlässt.«
    »Mann, ich liebe deine dummen Sprüche. Du bist heute wohl besonders gut drauf«, seufzte Zamorra.
    »Du hast doch im Präsidium nach der Simulation mit den Sprüchen angefangen«, tadelte Robin nicht ganz zutreffend. »Weshalb fragst du eigentlich nach dem Todeszeitpunkt?«
    »Zeitschau.«
    »Ich würde es an deiner Stelle einfach versuchen«, sagte Robin. »Wenn du zu weit in die Vergangenheit zurück musst, kannst du ja abbrechen. Ansonsten haben wir vielleicht eine Spur, der wir folgen können.«
    Er kratzte sich am Hinterkopf. »Wie bringe ich das alles bloß dem Staatsanwalt bei? Der glaubt doch ebenso wenig an Werwölfe wie Renoir.«
    »Gaudian?« Das wunderte Zamorra. Jean Gaudian hatte im Lauf der Zeit gelernt, dass es seltsame Dinge gab, und akzeptierte sie inzwischen. Er

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