0857 - Erbe der Aphilie
miteinander zu tun haben."
„Zum Beispiel?"
„Die seismischen Erschütterungen, die NATHAN im Bereich Germyr verursacht, und die Leistungsverbrauch-Kurve der sublunaren Kraftwerke. Die Erschütterungen rühren allein von NATHANs Aktivität im Germyr-Sektor her, die Leistungsverbrauch-Kurve dagegen reflektiert die Gesamtheit von NATHANs Tätigkeiten - in und außerhalb Germyr."
„Richtig beobachtet!" lobte Payne Hamiller. „Was schlagen Sie also vor?"
„Man muß von der Leistungsverbrauch-Kurve den Teil abziehen, der von bekannten Ak-tivitäten NATHANs herrührt. Was dann noch übrigbleibt, ist allein der Tätigkeit im Bereich Germyr zuzuschreiben."
Payne Hamiller nickte.
„Logisch gedacht", meinte er. „Nur übersehen Sie eines: NATHAN überlagert die seismi-schen Erschütterungen, die seine Aktivität verursacht, durch künstlich erzeugte Seismik-Impulse, die uns daran hindern sollen, seiner Tätigkeit auf die Spur zu kommen.
Wie wol-len Sie eine echte Leistungsverbrauch-Kurve und eine verfälschte seismische Impulsserie miteinander in Bezug bringen?"
Er sah Pemmo aufmerksam an. Anscheinend hatte er erwartet, daß der junge Mann bei dieser Frage kapitulieren werde. Aber Pemmo erging es ganz merkwürdig. Ohne lange über das Problem nachgedacht zu haben, sprudelte er Ideen nur so hervor! Es bedurfte anscheinend nur eines schlecht überstandenen Katers, eines unter normalen Umständen ungenießbaren Getränks und des freundlichen Lächelns einer schönen Frau, um einen jungen Wissenschaftler kreativ explodieren zu lassen. So dachte Pemmo Kalaainen in diesem Augenblick, und als er zur Seite sah und Salis bewundernden Blick bemerkte, da rieselte ihm ein Schauer über den Rücken.
„Die Sache ist nicht ganz hoffnungslos, Sir", beantwortete er Hamillers Frage. „Die Serie der seismischen Impulse muß genau untersucht werden. Es besteht die Möglichkeit, daß man echte und künstliche Impulse anhand der Impulsform voneinander unterscheiden kann. Ist das der Fall, dann muß mit der Impuls-Serie ebenso verfahren werden wie mit der Leistungsverbrauch-Kurve. Alles, was nicht hineingehört, wird subtrahiert. Als Ergeb-nis bleibt die echte Impulsserie, die sich mit der echten Leistungskurve in Bezug setzen läßt."
„Sie rechnen nicht damit, daß NATHAN darauf geachtet hat, Pseudoimpulse mit echter Impulsform zu erzeugen?"
„Nicht im Ernst, Sir", antwortete Pemmo. „Seismische Impulsformen sind sehr schwer zu beeinflussen. Ich will nicht sagen, daß NATHAN nicht die Fähigkeit besitzt, eine solche Manipulation vorzunehmen. Aber ich meine, er hat nicht genug Zeit."
Hamiller war überrascht. „Nicht genug Zeit? Sie meinen, NATHAN hat es eilig?"
„Ja, Sir. Der Leistungsverbrauch im Sektor Germyr ist derart gewaltig, daß man daraus zwei Schlüsse ziehen muß. Erstens: Es handelt sich um ein großes Projekt. Und zweitens: Es wird in aller Eile abgewickelt."
Payne Hamiller antwortete nicht sofort. Er starrte eine Zeitlang vor sich hin und wirkte äußerst nachdenklich. Schließlich sagte er: „Junger Mann, Sie haben sich soeben selbst Ihre Aufgabe gestellt. Wählen Sie sich einen Mitarbeiter und gehen Sie an die Arbeit!"
Pemmo Kalaainen sah sich um. „Ein Statistiker eignet sich dafür am besten, Sir", erklär-te er. „Ich werde Sali nehmen."
*
Kurze Zeit später unterhielt sich Payne Hamiller mit Resu Redfern.
„Ich brauche Verstärkung von der Erde", erklärte er.
„Noch mehr Leute?" fragte Redfern verwundert.
„Zwei. Spezialisten. Einen davon kannst du nicht einmal zu den Leuten zählen!"
„Wer ist das?"
„Augustus, der ehemalige Ka-zwo."
Redfern musterte ihn mißtrauisch.
„Das soll ein Spezialist sein? Nach allem, was ich von ihm gehört habe, hat er ein paar Schrauben locker!"
Seine Ausdrucksweise amüsierte Hamiller.
„Man erzählt sich eine Reihe Anekdoten über ihn, die alle wenig schmeichelhaft sind", gab er zu. „Aber ich habe ein paar Mal mit ihm zusammengearbeitet und muß sagen, daß er einen ausgezeichneten Partner abgibt."
„Du? Hast mit ihm zusammengearbeitet?"
„Ja. In den ersten Wochen des Wiederaufbaus. Es gab ein paar Probleme mit Kolonnen von Räum- und Reparaturrobotern. Wenn Augustus nicht gewesen wäre, hätte ich ihrer nicht Herr werden können. Er ist einerseits eine Maschine, auf der anderen Seite hat er sich durch steten Umgang mit Menschen soviel Kenntnisse menschlicher Belange ange-eignet, daß er über ein einzigartiges Kenntnispotential
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