0858 - Die Basis
nicht allzu weiter Ferne tatsächlich ein von Terra aus geleitetes Imperium geben, das die gesamte Milchstraße umfaßte.
Der Herr dieses Imperiums jedoch würde niemand anders als Boyt Margor sein.
Das durfte Boyt Margor seinen Anhängern vorläufig auch noch nicht sagen. Sie wären sonst womöglich trotz der psionischen Beeinflussung stutzig geworden. Margor nutzte die Zeit, um einen Kult um seine Person aufzubauen. Er ließ keine Gelegenheit verstreichen, seinen Leuten die Macht zu demonstrieren, die in ihm wohnte. Gleichzeitig war und blieb er der stets freundliche Mann, zu dem jeder Zutritt hatte und der jedem seine Aufmerk-samkeit schenkte. Er hatte an diesem Nachmittag von einer der zahlreichen Unterkünfte aus, die er allein in Terrania City unterhielt, zwei weitere Umschreibungen getätigt, die seinen Besitz über die Zwölfmillionengrenze hinaushoben.
Er war eben im Begriff, das Quartier zu verlassen, da er es sich zur Angewohnheit gemacht hatte, sich an keinem Ort länger als eine Stunde aufzuhalten. Diesmal wurde er gezwungen, gegen sein Prinzip zu verstoßen. Er erhielt einen Anruf. Der Anruf kam von Payne Hamiller. Und wenn es in die-sen Tagen um Nachrichten vom Mond ging, dann war Boyt Margor immer und unter allen Umständen zu sprechen.
Er schaltete den Empfänger ein und sagte, wie es seine Art war, kein Wort.
*
Payne Hamiller begann zu sprechen. Seine Stimme klang verdrossen wie immer, wenn er ein Gespräch mit Boyt Margor führte. Die Bildübertragung war ausgeschaltet.
„Sie sind über die zweitletzte Entwicklung bereits informiert", tönte die Stimme des Wis-senschaftlers aus dem Empfänger. „NATHAN hat die Einzelteile zu einem Raumfahrzeug ungeheuren Ausmaßes zusammengefügt."
„Das ist mir bekannt", antwortete Margor. „Aber ich wußte nicht, daß es sich dabei um die zweitletzte Entwicklung handelte. Was gibt es Neues?"
„NATHAN hat begonnen, die BASIS zu bestücken. Ein zweiter Schacht hat sich geöffnet, der unmittelbar aus dem Germyr-Sektor an die Mondoberfläche führt. Durch diesen Schacht, der eine lichte Weite von vier Kilometern hat, bewegen sich seit kurzer Zeit Raumfahrzeuge aller Art. Sie treten mit mäßiger Geschwindigkeit aus dem Mondinnern aus und nehmen geradesten Kurs auf die BASIS. Sie landen entweder auf der Oberfläche der BASIS oder steuern Hangars an, die sich in dem Ringwulst der Konstruktion befin-den."
Boyt Margor zeigte selten Erregung. Aber in diesem Augenblick verließ ihn die Ruhe.
„Mensch! Wissen Sie, was Sie da sagen?" schrie er voller Begeisterung.
„Ich weiß es", antwortete Hamiller mürrisch.
„Wie viele Fahrzeuge sind es? Was für Typen? Größenklassen? Wie sind sie bewaffnet?"
„Es ist noch nichts Genaues bekannt. Auf jeden Fall handelt es sich um Hunderte von Fahrzeugen. Darunter befindet sich wenigstens eine Einheit der Galaxis-Klasse, Durchmesser 2500 Meter. Dieses Schiff ist auf der Plattform im Scheitelpunkt der BASIS gelan-det."
Boyt Margor schwieg eine Weile. Er mußte seiner Erregung Herr werden.
„Was wird weiter?" fragte er dann mit gepreßter Stimme.
„Wir erwarten NATHANs Erklärung."
„Wieso? Hat er gesagt, daß er eine abgeben wird?"
„Das hat er. Er wird sich zur BASIS und zum Plan der Vollendung äußern."
„Ich brauche den Text der Erklärung, sobald NATHAN das letzte Wort gesprochen hat!" stieß Margor hervor.
„Dazu bedarf es keiner Anstrengung. NATHAN spricht über Terravision. Sämtliche Nachrichtennetze haben sich bereit erklärt, die Sendung zu übernehmen."
„Wann?"
„Das weiß man nicht. Jedenfalls noch im Lauf des Tages."
Boyt Margor überlegte kurz.
„Sie müssen der Sache auf den Fersen bleiben!" sagte er. „Ihr Amt versetzt Sie in eine Lage, in der Sie es sich leisten können, hartnäckig zu sein. Man wird die BASIS inspizieren wollen, sobald NATHAN sie freigegeben hat. Ich will, daß Sie der Inspekteur sind!"
„Das bereitet keine Schwierigkeiten", erklärte Hamiller.
„Sie erstatten mir als erstem Bericht!" forderte Margor. „Noch bevor Sie den Ersten Ter-raner benachrichtigen, verstanden? Es ist von unerhörter Wichtigkeit, daß ich als erster informiert werde!"
„Das wird geschehen, Margor", antwortete Payne Hamiller.
*
Eawy ter Gedan wachte auf, als sie Bran und Dun zurückkehren hörte. Sie sah auf die Uhr. Sie hatte knapp zwei Stunden geschlafen - viel zur wenig für ihren Zustand. Trotzdem fühlte sie sich einigermaßen erfrischt und
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