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0859 - Höllenliebe

0859 - Höllenliebe

Titel: 0859 - Höllenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zwischen Scheibe und Gesicht. Pierre nahm wieder Platz. Sie würden kurz nach dem Frühstück in Calais einfahren. Dort ging es dann auf die Fähre, die sie hinüber auf die Insel brachte.
    Bisher hatte alles geklappt. Daß er trotzdem unruhig wurde, lag an dieser Begegnung mit dem Mann, der ihm Rätsel aufgab…
    ***
    Sechs Seiten umfaßte der Bericht. Als Suko und ich ihn lasen, waren wir regelrecht fasziniert, denn dieser Malcolm Worriner hatte sich tatsächlich Gedanken gemacht. Er hatte geforscht, er war eingetaucht in die Vergangenheit, und er hatte sich mit dem beschäftigt, was man als christliche Mystik bezeichnete.
    Es ging um die Begriffe Hölle, Engel und um den Anfang vom Ende, außerdem um das Fegefeuer.
    Dies allerdings nur im allgemeinen. Speziell wurde es in der Mitte des Aufsatzes, als der Begriff Engel plötzlich eine andere Wertigkeit erhielt.
    Da schrieb der Priester von Höllenwesen. Von Engeln, die auch Dämonen waren.
    Er führte aus, daß es diese Wesen gab, daß sie in ihren Welten existierten, und daß sie dort nicht mehr länger bleiben wollten, weil die Erde und damit die Menschen einfach zu interessant für sie geworden waren. Sie besannen sich auf ihre Stärke und hatten vor, sich die Welt untertan zu machen.
    Als Engel.
    Denn das betonte der Schreiber immer wieder. Mich beeindruckte es so sehr, daß ich die Broschüre sinken ließ.
    »Hast du was?« fragte Suko, der sicherlich ähnliche Überlegungen anstellte wie ich.
    »Ja, es sind die letzten Sätze.«
    »Richtig.«
    »Es ist der Stolperstein für uns. Wenn wir das wörtlich nehmen, würde so einiges auf den Kopf gestellt werden.«
    »Kannst du dich genauer ausdrücken?«
    Ich verdrehte die Augen. »Gut, dann antworte ich dir jetzt mit einer Frage. Haben wir uns in den Engeln getäuscht?«
    Suko schwieg.
    Auch der Bischof hatte meine letzte Frage gehört. Sie war laut genug ausgesprochen worden. Er hob den Kopf und starrte uns über den Schreibtisch hinweg an. Hinter den Gläsern zwinkerte er mit den Augen. »Wieso in den Engeln getäuscht? Was soll das bedeuten?«
    »Es könnte durchaus sein, daß der Mörder der drei Geistlichen ein Engel ist.«
    »Was? Wie bitte?«
    »Ja, ein Engel.«
    Der Bischof knetete seine Nase. Dann schüttelte er den Kopf. Sein Blick wurde beinahe böse. »Hören Sie, meine Herren. Ich habe ja viel Respekt vor Ihrer Arbeit. Aber die Behauptung scheint mir doch ein wenig in Richtung Gotteslästerung zu gehen. Sie können die Helfer Gottes auch nicht als Mörder darstellen.«
    »Pardon, Exzellenz«, sagte ich, »das haben nicht wir getan. Wir lasen es in diesem Bericht. Pfarrer Malcolm Worriner ging davon aus, daß es Engel gibt, die auf die Erde kommen, um zu töten. Zunächst diejenigen, die zuviel wissen. Da reagieren sie nicht anders als die Mitglieder irgendwelcher Mafiabanden.«
    Der Bischof atmete schwer. »Für diesen Vergleich sollten Sie sich schämen, Mr. Sinclair.«
    »Das ist Ansichtssache. Gestatten Sie, daß wir den Artikel ganz lesen?«
    »Bitte.«
    Es ging weiter. Klar und nüchtern hatte der Verfasser die ihm bekannten Tatsachen zusammengefaßt. Er schrieb über Engel, doch es war fraglich, ob er es auch so meinte. Möglicherweise meinte er einen Dämon und hatte den Begriff nicht ausgeschrieben. Das konnte auch sein. Im letzten Absatz wurde er noch einmal konkret. Er mußte diesen Engel oder wen auch immer gesehen haben, denn er beschrieb ihn als einen sehr schönen Menschen, fast zu schön für einen Mann, der gleichzeitig auch etwas anderes war, ein Neutrum.
    Ich dachte während des Lesens an das Gespräch, das ich mit Abbé Bloch geführt hatte. Auch er hatte von einem Abtrünnigen gesprochen, der unterwegs war. Aber er hatte ihn nicht beschreiben können. Der Würfel hatte ihm nicht zuviel verraten. Wir wußten nicht, wie er aussah und wie er sich nannte.
    Ich klappte die Broschüre wieder zusammen. Der Bischof schaute auf, als ich sie auf den Tisch legte. Er hatte sich wieder beruhigt und entschuldigte sich für seine Worte, wobei er noch hinzufügte: »Ich hatte für einen Moment vergessen, wer Sie beide wirklich sind. Hier sitzen zwei Männer vor mir, die genau wissen, was sie sagen. Ich werde mir den Aufsatz natürlich durchlesen.«
    »Es wäre sinnvoll, Exzellenz.«
    »Natürlich.«
    »Die Tatsache allerdings bleibt, daß diese Gestalt, wie sie auch immer sein mag, ein Mörder ist. Sie hat drei Menschen auf dem Gewissen, das sollten Sie nicht vergessen. Sie müssen sich wohl von

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