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0859 - Höllenliebe

0859 - Höllenliebe

Titel: 0859 - Höllenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Pierre war natürlich bekannt, welchen Kurs der Abbé und er fuhren.
    Sie waren nicht unterwegs, um eine Urlaubsfahrt zu machen, sie wollten einen brutalen Killer stellen.
    Und der stand vor ihm.
    Daran hegte Pierre keinen Zweifel mehr. Schon im Zug hatte er diesen Kälteschauer gespürt, als der andere plötzlich vor ihm erschien. Jetzt hatte sich dieser Schauer sogar verdichtet und war zu einem regelrechten Ansturm geworden.
    Pierre bewegte sich nicht vom Fleck. Er rollte nur mit den Augen, weil er schauen wollte, ob er auf diesem Deck Hilfe erwarten konnte, wenn es hart auf hart kam. Er selbst war ausgebildet, er konnte sich wehren, auch mit der Waffe, aber er sah und hörte nichts. Es war ungewöhnlich still geworden.
    Und so wartete er.
    Der Fremde tat nichts.
    Er beobachtete nur und verzog dabei die Lippen zu einem seltsam wissenden Lächeln.
    Der junge Templer räusperte sich. »Darf ich vorbeigehen?« fragte er höflich.
    Der Fremde überlegte. Zumindest hielt er sich mit seiner Antwort zurück. Schließlich schüttelte er den Kopf. Diese Geste wiederum sagte Pierre, daß er an einer Auseinandersetzung nicht vorbeikommen würde. Darauf wollte er es nicht anlegen. Er dachte auch an den Abbé, den er zu beschützen hatte. Dieser Mensch durfte nicht an den Templer-Führer herankommen. Nicht noch weitere Tote. Da war es schon besser, wenn er es mit einer Flucht versuchte.
    Er ging einen Schritt zurück.
    Nicht sehr hastig, sondern langsam und mit einer genau gezielten Bewegung. Er wollte auch die Reaktion des Fremden erleben, der zudem noch kein Wort gesprochen hatte.
    Er tat nichts.
    Pierre versuchte es erneut.
    Diesmal ging der andere vor. Ein großer Schritt brachte ihn in Pierres Nähe, der diese Bewegung als Drohung einstufte. Er wußte genau, was er von dieser Gestalt zu halten hatte, und er tat in seiner Lage das einzig richtige.
    Er zog seine Waffe. Die flache Pistole hatte gut unter seine Kleidung gepaßt. Sie sah wirklich nicht aus wie eine dieser Filmwaffen, aber sie war tödlich.
    »Es ist kein Spaß mehr«, warnte Pierre und richtete die Waffe auf den Fremden.
    »Für mich auch nicht!«
    Zum erstenmal hatte Pierre die Stimme des anderen gehört. Und er wunderte sich darüber, während gleichzeitig ein kalter Schauer über seinen Rücken lief. Diese Stimme hatte weder männlich noch weiblich geklungen, eher neutral, aber auch leicht schrill und vibrierend, als wäre sie aus dem Mund eines Roboters gedrungen, dessen Stimm-Elektronik noch nicht völlig in Ordnung war. So konnte kein Mensch sprechen, es sei denn, er litt an einem Defekt an den Stimmbändern.
    Hinzu kam die Sicherheit, die diese Person ausströmte. Sie machte Pierre zu schaffen. Sie war einfach zu viel für ihn. Er kam damit nicht zurecht, er fühlte sich so verdammt klein und schwach.
    Trotz der Waffe überkam ihn eine große Unsicherheit.
    Mit dem nächsten Schritt zurück brachte er noch mehr Distanz zwischen sich und dem Fremden.
    Der aber hob die Arme.
    Es war eine schnelle und gleitende Bewegung gewesen. Sie hatte Pierre zugleich irritiert. Im ersten Moment wußte er nicht, was er unternehmen sollte. Sein Zeigefinger berührte den Abzug. Er zuckte, und der Schuß löste sich.
    Es war zum Glück keine laute Waffe, dennoch schrak Pierre zusammen, und der Schütze befürchtete, daß dieser Knall gehört worden war.
    Zugleich aber lenkten ihn die eigentlichen Vorgänge ab, denn er mußte mit ansehen, wie der Fremde zusammenzuckte und für einen Moment in die Knie ging.
    Er preßte seine rechte Hand dorthin, wo ihn die Kugel erwischt hatte. Das war der Bauch, und einen Bauchschuß überlebte niemand so leicht. Zumindest mußte er schwer angeschlagen sein.
    So wirkte er nicht.
    Er kam Pierre nur ein wenig erstaunt vor und schüttelte auch den Kopf, um dieses Erstaunen zu unterstreichen. Eine Hand nur hielt er gegen die Wunde gepreßt. Er nahm sie auch nicht fort und bewegte nur seine Finger.
    Pierre schaute gebannt zu.
    Er wußte, daß er vor einer Situation stand, die er noch nie zuvor erlebt hatte. Seine Augen weiteten sich, obwohl nichts Außergewöhnliches passierte.
    Nur die Finger blieben in Bewegung.
    Um die Wunde herum kneteten sie die Haut, als wollten sie diese dort wieder zusammendrücken, damit das Einschußloch nicht mehr zu sehen war. Der Fremde ging dabei planvoll vor, er schaute selbst auf seine Hand hinunter, er war voll konzentriert, und die Waffe in Pierres Hand kümmerte ihn nicht.
    Die beiden blieben allein.
    Niemand

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