Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0859 - Höllenliebe

0859 - Höllenliebe

Titel: 0859 - Höllenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Lächeln. Natürlich wußte er Bescheid, er hatte nur noch einmal nachgefragt, um sich zu vergewissern. In der Tat fühlte er sich als Leibwächter. Unter seiner Jacke trug er eine flache Pistole, die er sicher durch den Zoll bringen würde, davon ging er aus.
    Er hatte auch die einzelnen Wagen durchsucht, ohne allerdings etwas Auffälliges feststellen zu können. Es gab keinen Reisenden, der ihm aufgefallen wäre. Zudem wäre es schlecht möglich gewesen, denn der Abbé hatte den Abtrünnigen auch nicht beschreiben können. Allerdings ging Pierre davon aus, daß Bloch mehr wußte, als er bisher ihm gegenüber zugegeben hatte, und gerade jetzt machte er den Eindruck eines Mannes, der ebenfalls nicht mehr reden wollte, denn Bloch saß am Fenster und war eingeschlafen.
    Pierre lächelte. In der Tat würde es noch dauern, bis das Frühstück serviert wurde. Die Zeitspanne wollte er nutzen, sich abermals ein wenig umzuschauen und der Toilette einen Besuch abzustatten.
    Er hatte Glück, denn er war der einzige, der dorthin wollte. Das grüne Licht zeigte ihm an, daß die Toilette frei war. Hinter den geschlossenen Abteiltüren herrschte auch nicht mehr die Ruhe der Nacht. Viele Reisende waren erwacht und bereits aufgestanden.
    Auf dem Weg zur Toilette begleitete ihn der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee, und der Wunsch nach einem Frühstück wurde beinahe zur Sucht.
    Viel Platz hatte er nicht. Er wusch auch sein Gesicht mit kaltem Wasser. An einem Papierhandtuch trocknete er sich ab, während der Zug weiterhin in den immer älter werdenden Tag hineinrollte.
    Auch Pierre machte sich seine Gedanken. Er fragte sich, wie die Zukunft aussehen würde und welch ein Mensch dieser John Sinclair war, den sie in London treffen würden. Der Abbé und auch andere Templer hielten große Stücke auf ihn. Pierre konnte da nicht mitreden, denn er hatte mit diesem Geisterjäger, wie Sinclair auch genannt wurde, zu wenig zu tun gehabt. Er wollte sich eben überraschen lassen.
    Nach dem Abtrocknen knüllte er das Papier zusammen und warf es in den Korb. Er entriegelte das Schloß, zog die Tür nach innen auf und drückte sich über die Schwelle.
    Da sah er den Mann.
    Im ersten Moment des Sichtkontakts zuckte Pierre zusammen. Auch deshalb, weil der Mann noch größer war als er. Es mochte an dem hellen Hut liegen. Die Krempe war leicht nach vorn gebogen, so daß ein Schatten über das Gesicht fiel, von dem nicht viel zu erkennen war.
    »Pardon, wenn Sie sich erschreckt haben«, sagte der Reisende. »Es lag nicht in meiner Absicht.«
    »Nein, nein, das ist meine Schuld. Ich war einfach zu sehr in Gedanken.«
    »Nett von Ihnen.« Der Mann drückte sich an Pierre vorbei und betrat die kleine Kabine. Bevor er die Tür ganz hinter sich schloß, schaute er noch kurz hoch.
    Pierre erwischte einen Blick aus den Augen, und für einen Moment war er durcheinander. Diese Augen waren… ja, was waren sie eigentlich? Er schaffte es nicht, den Ausdruck zu beschreiben. Sie waren eben anders gewesen. Er wollte noch einmal hinschauen, da aber hatte der Fremde die Tür geschlossen.
    Pierre ging einige Schritte in den Gang hinein und dachte über die Begegnung nach. Warum lag plötzlich der kühle Schweiß auf seiner Stirn? Nur weil er diesen so höflichen Menschen gesehen hatte?
    Er konnte es nicht glauben, aber diese Person hatte etwas an sich gehabt, das ihn schaudern ließ. Es war nicht mal eine Bösartigkeit festzustellen gewesen, es war etwas anderes, das ihn gestört hatte, und es hing mit diesem Blick zusammen.
    War er unmenschlich gewesen?
    Ja, das konnte hinkommen. Nein, doch nicht, er war eben anders gewesen. Pierre kannte keinen Menschen mit derartigen Augen. Ihm fiel plötzlich ein, daß sie auf der Jagd nach einem Abtrünnigen waren, nach einem bösartigen Mörder, der all diejenigen vernichtete, die von seiner Existenz wußten. Hatte er etwa diese Person gesehen?
    Pierre zweifelte. Er hatte sich in den Abteilen umgeschaut. Er hätte diese Person bei seinem Kontrollgang entdecken müssen, das war nicht der Fall gewesen. Unterwegs hätte er nicht zusteigen können, denn der Zug war durchgefahren.
    Ein Rätsel blieb zurück.
    Pierre überlegte, ob er den Abbé informieren sollte. Er entschied sich dagegen, denn er wollte den Templer-Führer nicht unnötig beunruhigen.
    Also ging er zu seinem Abteil zurück, darauf hoffend, daß Bloch noch schlief.
    Er hatte Glück. Mit geschlossenen Augen lehnte der Abbé mit dem Kopf am Fenster, einen Vorhang

Weitere Kostenlose Bücher