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0859 - Höllenliebe

0859 - Höllenliebe

Titel: 0859 - Höllenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schrecklich, die Welt nicht mehr so sehen zu können, wie sie sich darstellt. Ich mußte sie immer aus meiner Erinnerung hervorholen.«
    »Das glaube ich Ihnen.«
    Der Abbé reckte sich. »Ich denke, es ist Zeit für ein gutes Frühstück. Würdest du so freundlich sein und mal nach dem Schaffner schauen? Er kann auch schon damit anfangen, hier wieder umzubauen. Ich will nicht mehr schlafen.«
    »Wird erledigt, Abbé.«
    »Danke.«
    Pierre verließ das Abteil. Er trug, ebenso wie der Abbé, einen dunklen Anzug. Sein Haar war strohblond, und er gehörte nicht eben zu den zarten Personen. Von kräftiger Gestalt, auch sportlich auf der Höhe, wußte er schon, sich zu wehren, und deshalb war er auch mitgenommen worden. In gewisser Hinsicht fungierte er als Leibwächter für den Templer-Führer.
    Der Gang war noch leer. Die meisten Reisenden schliefen, aber Pierre wußte, wo er den Schaffner finden konnte. Der Schaffner hockte in einem kleinen Abteil am Ende des Wagens. Sein Gesicht sah so zerknittert aus wie die Kopfkissen der meisten Fahrgäste, auf denen sie die Nacht über geschlafen hatten. Die Haut war voller Knitterfalten. Er döste vor sich hin. Sein Körper bewegte sich im sanften Rhythmus des fahrenden Zugs, und er schaute kaum auf, als Pierre die Abteiltür öffnete. Erst als sich der Fahrgast räusperte, gähnte der Schaffner.
    »Bonjour«, grüßte Pierre.
    »Wie bitte?«
    »Ich habe nur einen guten Morgen gewünscht.«
    Der Schaffner schaute auf. Er war noch ziemlich jung, streckte sich und blickte auf die Uhr. Dann fluchte er und schnellte hoch. »Verdammt, ich bin eingeschlafen.« Er griff zu seiner Mütze. »Danke, daß Sie mich geweckt haben.«
    »Keine Ursache. Da Sie schon einmal wach sind, wäre es nett von Ihnen, wenn Sie sich schon um unser Abteil kümmern könnten. Wir wollen nicht mehr schlafen.«
    »Klar, verstehe, ich fange bei Ihnen an. Und Sie bekommen auch als erste das Frühstück.«
    »Das ist sehr nett von Ihnen.«
    »Keine Ursache. Alles läuft wie geschmiert.«
    Pierre folgte dem Mann, der die Abteiltür nach dem Klopfen öffnete und sich sofort an die Arbeit machte.
    Die beiden Fahrgäste warteten im Gang. Sie beobachteten den Schaffner bei der Arbeit.
    »Soll das Waschbecken noch bleiben, oder soll ich es in die Höhe klappen?«
    »Klappen Sie es ruhig hoch. Wir werden uns im Hotel frischmachen.«
    »Wie Sie wünschen.«
    In weniger als vier Minuten war der Mann fertig, wobei er den beiden Reisenden erklärte, daß es mit dem Frühstück leider noch etwas dauern würde.
    Der Abbé lächelte. »Keine Sorge, wir werden schon nicht verhungern.«
    »Dafür sind die Croissants auch besonders gut.«
    »Das hoffen wir doch.«
    Der Schaffner verschwand, die beiden Männer kehrten zurück in ihr Abteil und setzten sich gegenüber. Sie hatten am Fenster ihre Plätze gefunden und mußten sich eingestehen, daß das Wetter nicht so bleiben würde, wie es den Anschein gehabt hatte. Von Westen her zogen gewaltige Wolkenbänke heran und verdüsterten die Landschaft. Sie nahmen ihr den Zauber und gaben ihr statt dessen etwas Drohendes, Unheilvolles, das beiden nicht gefiel.
    »Es ist wie eine Vorahnung auf die düstere Zukunft«, murmelte der Abbé.
    »Sehen Sie die so dunkel?«
    »Ja.«
    »Seinetwegen?«
    Bloch nickte. »Es stimmt. Ich habe es damals geahnt, aber jetzt weiß ich es. Der Abtrünnige ist unterwegs. Er ist ein Vorbote, ein Tester, und wenn er Erfolg hat, werden andere folgen. Deshalb darf er keinen Erfolg haben. Wir müssen ihn aufspüren und vernichten, so schlimm es sich auch anhört, aber es gibt keine andere Möglichkeit. Er ist so gut wie nicht zu töten, doch selbst ist er mit Kräften ausgestattet, die bei näherem Nachdenken Angst machen können.«
    »Und Sie wissen Bescheid?«
    Bloch hob die Schultern. Dann rieb er seine Augen, die leicht gerötet aussahen. »Zum Glück wußte ich Bescheid. Der Würfel hat mich schon vor langer Zeit gewarnt. Da spürte ich, daß etwas nicht stimmte. Ich habe es mit dem Knochensessel versucht, aber auch er konnte mir keine Antwort geben. Er brachte mich nicht dorthin, wo ich gern gewesen wäre. Ich kam also nicht zu ihm durch, er aber hat seine Sphäre verlassen und hat sich unter die Menschen begeben.«
    »Um zu morden.«
    »Richtig. Er schafft diejenigen aus dem Weg, die von ihm wissen und auch nur ahnen.«
    »Dann sind wir ebenfalls in Gefahr.«
    »Ich kann es nicht bestreiten.«
    Diese schlichten Worte hinterließen bei Pierre ein kurzes

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