0859 - Ring der Gewalt
einer Stunde sind wir da. Ich bitte um rechtzeitigen Rückruf."
Aufgeregt fragte der Funker zurück: „Sind die Eingeborenen auch angegriffen worden? Und wie ist es mit dir, Borl? Wie rea-giert der Dschungel?"
„Es sieht alles sehr niederschmetternd aus. Ende", meinte Hytawath und schaltete ab.
Er nickte Rrussu zu, der Hetman griff nach einigen seiner Speere und folgte dem Jäger die ausgetretenen Bimssteinstufen abwärts. Sie schlossen sich den Trägern an und wink-ten zu den Frauen zurück, die sich inzwischen mit den Fellen und den anderen Fleischab-fällen beschäftigten.
Konzentriert, die Hand am Griff der Waffe, beobachtete Borl unausgesetzt den freien Raum zwischen den Baumkronen und die Waldränder. Er sah Hunderte von Vögeln, Insektenschwärme und ab und zu einen der brüllenden Primatenaffen, die sich von Ast zu Ast hangelten und die weißen Gebisse fletschten, als sie den Hetman und den Jäger sahen.
Wieder zogen Wolken auf. Es war eine halbe Stunde nach Sonnenaufgang. Von jedem Blatt und jedem Zweig troff in riesigen Tropfen das Wasser. Der Dschungel roch betäu-bend nach unzähligen Blüten und den Blumen, die sich öffneten.
Der Lärm, den die Träger machten, verscheuchte die meisten Tiere. Gleichzeitig wurden aber die Raubtiere durch den stechenden Geruch des frischen, feuchten Fleisches ange-zogen. Hin und wieder donnerte ein kurzer Schuß aus Hytawaths Waffe auf, riß Äste von den Bäumen oder sengte schmale Brandspuren in Gras und Buschwerk. Die Eingebore-nen bewegten sich ziemlich schnell; sie kannten den Ring der Gewalt und dessen Prob-leme.
„Jäger er sich fürchten?" fragte der Hetman von der anderen Seite der Kolonne.
„Ja. Ich weiß, daß mich der Ring der Gewalt früher oder später töten will. Und es wird ein Gegner sein, den ich nicht kenne. Eine neuartige Pflanze oder ein verändertes Tier."
„Rrussu dies nicht glauben, kah!"
„Du wirst meine entstellte Leiche finden", versicherte Hytawath düster. Noch befanden sie sich alle in der unbeeinflußten, aber keineswegs ungefährlichen Zone. Die ersten Trä-ger jedoch näherten sich bereits dem äußeren Ring-Bezirk. Hytawath beschleunigte seine Schritte und lief langsam an den Männern vorbei, die ihm unverständliche Scherzworte zuriefen. Hinter dem Zug schlug völlig unerwartet ein Blitz in den Wald ein, der Donner erschreckte sie alle. Aber noch regnete es nicht; es war nur heiß und stickig.
Zwei leopar-denähnliche Tiere schnürten parallel zu der Kette der Träger, und der Jäger blieb stehen.
Er zog die Waffe, zielte über die Köpfe der Männer hinweg und feuerte zweimal dicht vor den Bestien ins nasse Gras. Augenblicklich erschienen dort drüben, keine vierzig Meter entfernt, zwei weiße Säulen aus hochgewirbelter brennender Materie. Die Tiere flüchteten mit großen Sprüngen in den Schutz des Waldes zurück.
Hytawath beobachtete schweigend die Umgebung, half einem Träger, dessen Last ver-rutscht war, feuerte einen Sauriervogel aus der Luft, der sich auf eine junge Frau stürzen wollte, zog den Speer des Hetmans aus einem Raubaffenkörper heraus, der ihm vor die Füße gefallen war. Der Jäger schwitzte ununterbrochen und rannte am Waldrand entlang.
Jetzt war er an der Spitze des Zuges, und der schmale Moraststreifen jenseits der kleinen Savannenfläche lag vor ihm. Der erste Mann der Karawane sagte laut: „Ich Weg finden. Nicht Schlamm." Hytawath lächelte und nickte. Die Eingeborenen kann-ten mehr und sicherere Wege als er. Er ließ einige Männer an sich vorbeigehen und reihte sich dann in den Zug ein. Auf einem kaum erkennbaren Pfad, der im wesentlichen aus modernden Baumstämmen, rätselhaften Steinen und trockenen Flächen inmitten der gur-gelnden, stinkenden und blasenwerfenden Masse bestand, tasteten sich die Männer des Hetmans in Schlangenlinien durch das Moor.
Ein Regenguß rauschte herunter und erzeugte ein Geräusch wie ein gigantischer Was-serfall. Binnen Sekunden war Hytawath durchnäßt. Inzwischen begann er sich nach dem Innern der KARMA zu sehnen, nach seiner ruhigen Kabine.
Die Wölbung des Schiffes schob sich hinter dem nächsten Waldstreifen hervor. Der Re-gen prasselte auch auf das glänzende Metall des Schiffes, wurde aufgefangen und gerei-nigt und diente als Trinkwasser. Eintausend Meter hoch, wie ein stählerner Hügel, be-herrschte die Terkonitstahlkugel die Umgebung.
Hytawath blieb stehen, als er die Fläche aus Kies, Sand und Büschen erreicht hatte, die sich annähernd
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