086 - Und nachts kam der Vampir
redet irre.«
»Was hat sie dabei gesagt?«
»Sie redet von einer Riesenfledermaus, die ihren Gatten töten wollte, aber so große Fledermäuse gibt es nicht.«
»Und die Art der Verletzungen? Spricht sie auch dafür, daß die Frau irres Zeug daherredet?«
»Das ist es ja eben, was mich so verwirrt. Der Art der Verletzungen nach wäre es durchaus möglich, daß die Wunden von einem Vampir gerissen wurden. Wir müssen erst die Wund-ränder noch genauer untersuchen. Ich neige zu der Ansicht, daß irgendein Verrückter die Beißwerkzeuge und auch die Krallen einer Fledermaus in Stahl nachgebildet hat und sowohl in diesem wie auch im letzten Fall die Opfer damit getötet hat.«
»Und das Blut müßte mit einer mobilen Absaugvorrichtung entfernt worden sein?«
»Glauben Sie, was Sie wollen«, sagte der Arzt mürrisch. »Darüber den Kopf zu zerbrechen ist nicht meine Aufgabe. Das ist allein Ihr Bier. Sie bekommen von mir einen detaillierten Sektionsbericht, und damit hat sich meine Aufgabe an dieser Geschichte auch schon erledigt. Gute Nacht, meine Herren.«
»Einen Augenblick noch, Doktor«, hielt Högl den Arzt zurück. »Wäre es feststellbar, wenn ein Tier diese Wunden gerissen hat?«
Dr. Brunner widmete dem Beamten einen Blick, als wollte er ihm Schizophrenie diagnostizieren.
»Als ob ich nicht auch so schon genug Arbeit hätte«, brummte er unfroh. »Aber wenn ihre Seligkeit davon abhängt, dann werde ich auch noch nach Spuren einer überdimensionierten Fledermaus suchen, die es gar nicht gibt.«
Damit verließ er das Zimmer.
»Was halten Sie davon?« fragte Högl den Reporter, nachdem der Arzt außer Hörweite war.
»Wurden Fingerabdrücke genommen?«
»Das habe ich schon überprüft. Nur Abdrücke von Leuten aus dem Haus. Ganz sind wir mit der Auswertung natürlich noch nicht fertig.«
»Man wird auch keine finden«, sagte Ferdy Wilkin. »Halten Sie mich meinetwegen für verrückt, aber ich glaube an einen großen Vampir.«
»Dann glauben wir das gleiche. Ich darf mir nur nicht das Gesicht von meinem Dienststellenleiter vorstellen, wenn ich ihm von diesem Verdacht erzähle. Dem fallen glatt die Augen aus dem Kopf.«
»Sie haben doch Pläne, wie Sie weiterarbeiten?«
»Sagen wir besser, ich habe ein paar vage Vorstellungen. Ich muß dieses Biest finden, und wenn mein Leben davon abhängt.«
»Und wo wollen Sie mit Ihrer Suche anfangen?«
»Sie erinnern sich doch an das, was der kleine Junge erzählt hat. Ich suche fieberhaft nach einem Zusammenhang zwischen seinem Bericht und dem, was passiert ist.«
»Also wollen Sie die Höhlen im Hirtenberg untersuchen lassen?«
»Ich werde diese verdammten Höhlen notfalls in die Luft sprengen. Ihre Kollegen von anderen Zeitungen werden mich in der Luft zerreißen, wenn auch nur ein einziger weiterer Mord passiert. Sie wissen ja selbst am besten, wie schnell Ihre Freunde mit Adjektiven wie »unfähig« und ähnlich Schmeichelhaftem bei der Hand sind.«
»Sie haben noch einen Tag Schonzeit. Für die morgigen Zeitungen ist es schon zu spät, noch etwas über diesen neuen Fall zu bringen.«
»Gott sei Dank, wenigstens ein Lichtblick. Jedenfalls haue ich mich jetzt einmal in die Falle. Morgen ist ein harter Tag. Sie brauchen mich nicht zurückzubringen. Ich fahre mit den Leuten von der Spurensicherung. Wollen Sie dabeisein, wenn wir morgens den Hirtenberg auf den Kopf stellen?«
»Das wäre nett von Ihnen.«
»Gut. Seien Sie um zehn Uhr vor dem Gasthof.«
»Einverstanden.«
Ferdy Wilkin schaute noch einmal in das Mordzimmer und wandte sich dann ebenfalls zur Treppe.
Unten hatte Fred Mertens den Polizeikordon um das Haus durchbrochen. Seine Augen flackerten heftig, als er Högl erkannte, und die Worte, die er hatte sagen wollen, blieben ihm im Halse stecken, als er Wilkin sah.
»Gehen Sie mir aus dem Wege«, sagte Högl, und als der andere nicht sofort reagierte, fügte er hinzu:
»Haben Sie nicht verstanden? Wie sind Sie überhaupt hierhergekommen?«
»Was macht der hier?« fand Mertens seine Sprache wieder und deutete auf Wilkin.
»Ich wüßte nicht, was Sie das angeht!«
»Das werden Sie spätestens dann bemerken, wenn Sie meinen nächsten Artikel gelesen haben. Auskünfte geben Sie sicher keine?«
»Heute nicht mehr. Und Ihnen schon gar nicht. Wollen Sie mir jetzt endlich aus dem Weg gehen, oder soll ich Sie abführen lassen, weil Sie unsere Ermittlungen stören?«
»Feine Ermittlungen sind das«, giftete Fred Mertens. »Sie wollen mich doch
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