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086 - Und nachts kam der Vampir

086 - Und nachts kam der Vampir

Titel: 086 - Und nachts kam der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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tastete zur Nachttischlampe.
    Dann drehte er sich zu ihr. Zum wiederholten Male stellte er fest, daß seine Frau nicht nur angezogen, sondern auch im Nachthemd eine miserable Erscheinung abgab. Das steigerte seine Bereitschaft, zuzuhören, kaum.
    »Das war ein Schrei!« flüsterte sie, kaum daß es noch ein Flüstern zu nennen war. »Im Zimmer unseres Kindes war ein Schrei. Ich habe ihn ganz deutlich gehört. Ein richtig gurgelnder Schrei.«
    »Nun hör doch endlich auf«, stöhnte Theo Ballier. »Nimm deine Schlaftabletten und laß mich in Ruhe! Ich will schlafen.«
    Er wälzte sich nochmals hin und her und begann sofort wieder zu schnarchen.
    »Theo!« sagte sie, diesmal lauter. »Da war wirklich etwas. Ich schwöre es.«
    Theo Ballier war eben dabeigewesen, wieder in seinen Traumwald zurückzukehren, in dem er noch viele Bäume abzusägen hatte.
    Jetzt setzte er sich im Bett auf »Ich habe schon geglaubt, du hättest mir sämtliche Nerven geraubt«, bellte er unwirsch, »aber du findest immer noch welche. Soll ich jetzt aufstehen und ans Fenster gehen, um nachzuschauen, ob eine Leiter ans Nebenzimmer gelehnt ist? Trauerst du alten Zeiten nach?«
    »Theo!«
    Ihre Stimme war voller Angst. Er bemerkte das erst jetzt.
    »Es war ein röchelnder Schrei...«
    Theo Ballier horchte in das Dunkel.
    Da war wirklich etwas.
    Ein schabendes Kratzen.
    Und es kam aus dem Nebenzimmer.
    Aus dem Zimmer, in dem seine Tochter schlief. 1
    Er sprang aus dem Bett und zog sich die Pyjamahose hoch.
    »Vielleicht ist es besser, wenn ich doch einmal nachsehe.«
    »Das sage ich doch die ganze Zeit.«
    Frieda Ballier zog die Bettdecke bis unters Kinn. Sie wußte nicht, warum sie plötzlich fröstelte.
    Theo Ballier knipste die Deckenbeleuchtung an.
    Die Geräusche waren lauter geworden. Hatte die Tochter tatsächlich einen Mann im Zimmer?
    Der Bankangestellte schnaubte wie ein Roß, das in die Schlacht geht, und drückte die Tür zur schmalen Diele auf.
    Er würde sich vergewissern.
    Die Geräusche verstärkten sich, als er auf den schmalen Gang trat. Aus der Türritze zum Zimmer seiner Tochter fiel kein Licht. Ein kreischendes Pfeifen drang heraus.
    Theo Ballier versuchte die Tür zu öffnen. Sie war verschlossen.
    »Sandrina?« fragte er zuerst zaghaft, dann lauter:
    »Sandrina!«
    Niemand öffnete ihm. Auch das Kreischen und die Schabgeräusche waren verstummt.
    »Sandrina!«
    Die Tür hatte nur ein einfaches Schloß und war auch sonst nicht besonders massiv; es würde seinem Gewicht nicht standhalten können.
    Mit einem Male glänzten Perlen kalten Schweißes auf dem Gesicht des Bankangestellten. Es roch süßlich in dem Gang. Er war einmal zu einem Autounfall gekommen. Dort hatte es auch so gerochen.
    Es roch nach Blut.
    Theo Ballier nahm Anlauf und rammte mit den Schultern gegen die Tür. Beim zweiten Mal wurde das Schloß aus der Halterung gerissen und brach splitternd heraus. Die Tür schwang auf und knallte gegen die Wand im Zimmer, federte wieder zurück.
    Doch Theo Ballier stand schon im Türrahmen und fing die zurückschwingende Tür ab.
    Sein erster Eindruck war, daß die Gardinen im Wind flatterten, der durch das offene Fenster hereinströmte.
    Dann machte er auch den undeutlichen Schatten aus, der auf dem Bett seiner Tochter kauerte. Regungslos. Von seiner Tochter sah er nichts. Die Kissen im Bett waren zerwühlt.
    Theo Ballier wollte zum Lichtschalter greifen, doch jetzt kam urplötzlich Bewegung in den schwarzen Schatten. Flügel mit Krallen daran breiteten sich aus, verdunkelten das Fenster. Drohend kam der Schatten auf ihn zu.
    Der Bankangestellte wollte schreien, doch er brachte keinen Ton heraus. Nur ein klägliches Stöhnen entrang sich seiner Brust.
    Er wollte fliehen, wich zurück, doch ^seinen zurücktastenden Fersen stellte sich ein Hindernis in den Weg: die Türschwelle.
    Theo Ballier stolperte, ruderte verzweifelt mit den Armen und krachte auf die Dielenbretter.
    Dann war der Schatten heran, wälzte sich über ihn.
    Schmerz grub sich in seine Kehle.
    Das unheimliche Wesen wollte soeben seinen Kopf hinunterbeugen und die scharfkantigen Zähne in die Adern schlagen, als hell die Deckenbeleuchtung aufflammte.
    Der Vampir hob den Schädel und schloß geblendet die knopfrunden, jettschwarzen Augen.
    Frieda Ballier stand im Nachthemd in der Tür, die eine Hand immer noch am Lichtschalter.
    Sie hatte den Mund geöffnet und starrte auf das Wesen, dessen Pelz seidig schimmerte, an einigen Stellen jedoch rötlich

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