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086 - Und nachts kam der Vampir

086 - Und nachts kam der Vampir

Titel: 086 - Und nachts kam der Vampir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank deLorca
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Erzählen aufgelegt war.
    »Wenn er volljährig ist, kann er bestimmen, ob er weiter bei mir bleiben will oder nicht«, .fuhr Breitinger fort. »Bis dahin ist er mein Mündel. Das Jugendamt und das Vormundschaftsgericht haben mich dafür bestimmt, daß ich auf ihn aufpasse.«
    Das konnte zwar keinesfalls den Tatsachen entsprechen, doch der Reporter widersprach dem Bauer nicht, dem es anzusehen war, daß er dieses Thema nicht besonders schätzte. Trotzdem bohrte Ferdy Wilkin weiter.
    »Dann haben Sie doch sicher von seinen Eltern gehört. Können Sie mir etwas darüber sagen?«
    Andreas Breitinger hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.
    »Was soll ich da schon groß erzählen? Viel weiß ich nicht. Die Mutter ist Anfang der 50er Jahre bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Für den Herrman war das besonders tragisch, weil sein Vater nicht für ihn sorgen konnte. Die Nazis hatten Markus Kreger in ein Konzentrationslager gesperrt, müssen Sie wissen. Und er hat das Lager als kranker Mann verlassen. Er ist nie wieder richtig gesund geworden. In dem Lager, in dem er untergebracht war, hat irgend so ein verrückter Arzt Experimente mit den Insassen angestellt.
    »Experimente welcher Art?« fragte Wilkin sofort.
    »Woher soll ich das wissen?« fragte Breitinger zurück. »Man hat es mir nicht erzählt.«
    Ferdinand Wilkin stand auf.
    »Nur eine einzige Frage hätte ich noch.«
    »Und die wäre?«
    »War Herrman schon immer so — so komisch, oder haben Sie in letzter Zeit erst eine Veränderung bei ihm festgestellt?«
    »Der war schon immer komisch. Ich habe Ihnen doch schon gesagt, daß er nicht ganz richtig im Kopf ist. Aber jetzt bin ich müde. Ich werde mich hinlegen.«
    Das sollte ein Hinauswurf sein, doch der Reporter war noch nicht ganz zufrieden.
    Wissen Sie, ob Herrman sich bei den Höhlen am Hirtenberg auskennt?«
    »Herrman? Bei den Höhlen? Und ob er sich dort auskennt! Ich weiß auch nicht, was er an diesen Löchern im Stein findet, aber er verbringt praktisch jede freie Minute dort. Warum fragen Sie das?«
    »Nur so«, tat Ferdy ab. »Es ist mir nur so in den Sinn gekommen. Aber jetzt möchte ich wirklich nicht länger stören, Herr Breitinger. Haben Sie vielen Dank für die Einladung. Bei Gelegenheit werde ich mich revanchieren.«
    »Ach lassen Sie nur. Sie brauchen sich nicht zu bedanken. Man hat ja so selten Gelegenheit, sich mit einem Menschen zu unterhalten, der schon etwas von der Welt gesehen hat. Wenn Sie wieder Fragen haben, dann kommen Sie ruhig wieder zu mir. Und vergessen Sie auch nicht, mir zu erzählen, wenn die Polizei etwas Neues heraus-gebracht hat. Sie sollen mit dem Kriminaler ja dick befreundet sein.«
    »Wir kennen uns von früher«, meinte Ferdy Wilkin. »Aber es ist wirklich spät geworden. Ich werde mir draußen noch ein wenig die Beine vertreten, und dann nichts wie ab ins Bett!«
    ***
    Ferdy Wilkin dachte daran, wie gut im Grunde genommen Zigaretten schmecken, wenn man sie sich erst einmal abgewöhnt hat und in einer lauen Sommernacht auf der Straße auf und ab geht. Er vergrub die Hände in den Hosentaschen.
    Seine Gedanken kreisten um Herrman Kreger. Warum hatte er versucht, ihn und Klaus Högl zu belügen, als er sie zu der Stelle führte, an der der Junge verunglückt war? Was hatte Herrman Kreger zu verbergen?
    Ferdy Wilkin hatte den Jungen mit den strohblonden Haaren und den grobschlächtigen Gesichtszügen nicht auf dem Anwesen gesehen, auf dem der Vampir zugeschlagen hatte, obwohl sonst das gesamte Dorf auf den Beinen war.
    Der Reporter stand gerade auf der Straßenseite des Geräteschuppens, über dem Herrman Kreger seine vermutlich nur mit dem Notwendigsten ausgestattete Kammer hatte. Das quadratische Fenster mit dem altertümlichen Fensterkreuz war dunkel.
    Ob Herrman Kreger nicht aufgewacht war?
    Ferdy Wilkin verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Er hatte den Mannschaftswagen der Polizei gehört, als der mit Blaulicht und Martinshorn in das Dorf gerast war. Auch der Sanitätswagen und die anderen Beamten dürften sich schwerlich in das Dorf hineingepirscht haben.
    Herrman Kreger mußte von diesem Lärm aufgewacht sein!
    Der Reporter blieb unter dem Fenster stehen und schaute hinauf.
    Es war nicht hoch über dem Boden. Zweieinhalb Meter vielleicht. Und der eine Fensterflügel war nur angelehnt.
    Ferdy horchte hinauf. Seine Ohren waren so empfindlich, daß er sich zutraute, einen ruhig atmenden Schläfer aus dieser Entfernung zu hören.
    Doch da oben waren

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