0862 - Ssacahs Rückkehr

Ssacah-Diener.
    Zamorra hatte den Blaster auf Betäubung geschaltet. Das verkürzte die Reichweite zwar auf maximal 20 Meter, aber er wollte Kernavon lebend, und Monica hatte den Rolls-Royce nahe genug herangebracht.
    Zamorra schoss.
    Im gleichen Moment trat Kernavon das Gaspedal voll durch. Der Koenigsegg jagte in einem aberwitzigen Spurt davon. Durch den Beschleunigungsruck wurde das Mädchen vom Wagen weg geschleudert, flog durch die Luft. Prompt, trat Monica auf die Bremse. Wenig standesgemäß kam der Rolls-Royce mit protestierend kreischenden Pneus zum Stehen, hinterließ schwarze Striche auf dem Asphalt.
    Bevor jemand etwas sagen konnte, machte sie klar: »Den hätten wir doch nicht mehr eingeholt.«
    Zamorra hörte kaum hin. Er flanktebereits über die Bordwand und lief um den Wagen herum zu der Skaterin. Dir anderen folgten ihm.
    Das Mädchen stöhnte und versuchtesich aufzurichten. Nicole kniete nieder und untersuchte die Hübsche rasch. »Scheint nichts gebrochen zu sein. Die Kleine hat mehr Glück als Verstand.«
    »Die Kleine poliert dir die Presse, wenn du sie noch mal so nennst«, presste die Skaterin mühsam hervor.
    »Viel Spaß dabei«, wünschte Nicole.
    Unterdessen hatte Zamorra mit Hilfe des Amuletts festgestellt, dass die Messingkobra noch nicht zugebissen hatte.
    »Die Kleine hat wirklich mehr Glück als Verstand«, grinste er.
    Die »Kleine« fauchte böse. Sie erholte sich erstaunlich schnell. Hätte das Amulett nicht das Gegenteil angezeigt, hätte Zamorra doch eine Ssacah-Infektion diagnostiziert.
    Eine Polizeisirene heulte kurz auf, dann stoppte ein Streifenwagen der Stadtpolizei direkt hinter dem Rolls-Royce. Einer der Uniformierten sprach kurz in sein Funkgerät, dann stiegen die beiden Beamten aus und kamen auf die kleine Gruppe zu.
    »Sie sind die Verursacher des Unfalls?« Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.
    »Wer hat Sie Schlaumeier denn gerufen?«, fragte Nicole aggressiv zurück.
    »Werden Sie nicht frech!«
    Zamorra schob sich zwischen Nicole und die Cops, ehe die Sache eskalieren konnte. »Ich denke, wir sollten alle mal den Ball flach halten. Der Unfallverursacher ist flüchtig. Wir sind nur Zeugen.«
    »Wir auch«, blaffte einer der beiden Cops. Der Aufnäher an seiner Uniform wies ihn als Johnson aus. »Wir haben gesehen, wie Sie versuchten, den Sportwagen zu rammen. Dabei wurde dieses Mädchen«, er deutete auf die Skaterin, die sich gerade mit Hilfe der Zwillinge bemühte, aufzustehen, »aus dem Sportwagen geschleudert.«
    »Und Sie fragen nicht mal, ob sie dabei verletzt wurde«, mäkelte Nicole.
    »Sie haben falsch gesehen, Officer«, sagte Zamorra. »Der gelbe Sportwagen beschleunigte plötzlich wie verrückt, und die junge Lady flog raus. Das Kennzeichen des Flüchtigen ist KERN 01.«
    »So eine blöde Ausrede habe ich lange nicht mehr zu hören bekommen«, knurrte Johnson. »Sie sind festgenommen.«
    Zamorra hob die Brauen. »Über Blödsinn und Festnahmen entscheiden bestimmt nicht Sie, Officer. Rufen Sie Ihren Boss, Sheriff Bancroft, an. Der wird Ihnen etwas zu diesem Thema erzählen.«
    »Was ist das denn jetzt für eine Tour, Mann? Wie käme ich dazu…«
    »Augenblickchen, mein Bester«, säuselte Nicole. Sie zog ihr Mobiltelefon hervor und rief eine Nummer aus dem Speicher ab. Es dauerte nur ein paar Sekunden, bis sie die Verbindung bekam. Kurz schilderte sie den Vorfall, lauschte und hielt Johnson dann das kleine Gerät entgegen. »Ihr Boss bittet höflichst darum, mit Ihnen sprechen zu dürfen, Mister!«
    Widerwillig nahm Johnson das Gerät und wurde dann von Sekunde zu Sekunde unruhiger. Schließlich presste er ein »Ja, Sir« hervor und warf das Gerät so, dass es Nicole am Kopf getroffen hätte, hätte sie still gehalten. Sie hielt aber nicht, beugte sich leicht zur Seite, und während sie mit der einen Hand das Mobiltelefon auffing, verpasste sie Johnson mit der anderen eine Ohrfeige.
    Er nahm, was kam, und stapfte wütend zum Polizeiwagen zurück. Sein Kollege wandte sich an das Skatergirl. »Ist alles in Ordnung, oder sind Sie verletzt und brauchen einen Arzt?«
    »Mir geht's prächtig. Schnappen Sie den Mistkerl im Sportwagen. Machen Sie ihn fertig. Der Aushilfsneandertaler hat versucht, mich zu beißen!«
    »Er hat was?«
    »Beißen, Mann! Mich! Maul, Zähne! Happ! Du verstehen mir? Ich fast tot! Du einsperren Beißer in große Käfig oder schießen tot!«
    »Hä? Ja, gut…« Der Polizist wandte sich ab und folgte seinem Kollegen. Augenblicke