0862 - Ssacahs Rückkehr
Hölle:
Ssacah tobte vor Zorn. Warum nur war er so närrisch gewesen, der Fürstin der Finsternis einen Pakt anzubieten? Er hätte doch wissen müssen, wie sie reagierte! Wer war er denn schon? Ja, vor langer Zeit war er groß, stark und mächtig gewesen. Aber jetzt?
Jetzt war er ein Niemand!
»Ssstygia!«, zischte er voller Hass. Er zweifelte keine Sekunde lang daran, dass sie tatsächlich Astaroth fragen würde, ob er bei ihm gewesen war! Und wenn Astaroth verneinte, war er erledigt…
Also musste er sich entsprechend erniedrigen. Fieberhaft überlegte er, wie er das für sich am schmerzlosesten gestalten konnte.
Und noch während er zu dem Erzdämon kroch, kam ihm die rettende Idee.
Diesmal drang er nicht einfach ins Zentrum der Macht vor. Er bat ganz offiziell um eine Audienz. Das würde ihm sicher eine Menge Ärger ersparen.
Er hatte damit gerechnet, einige Zeit warten zu müssen. Um so erstaunter war er, als der Erzdämon ihn sofort zu sich bat. Ssacah kroch in den Thronsaal, richtete sich halb auf und verneigte sich ehrerbietig.
Astaroth winkte ihm huldvoll zu.
»Du hast meine Erlaubnis, mir dein Begehr vorzutragen«, sagte er.
»Gebieter, ich komme nicht auss eigenem Antrieb sssu dir«, zischelte Ssacah. »Ess isst die Fürsstin der Finssterniss, die mich sssu dir schschickt.«
»Wie interessant«, sagte Astaroth ernst. »Warum schickt sie dich vor, statt mir selbst zu sagen, was sie will?«
»Ich weisss ess nicht«, seufzte Ssacah. »Vielleicht, weil ich sssu ihrem Plan gehöre.«
»Was ist das für ein Plan?«, fragte Astaroth. »Sprich schnell, fasse dich kurz und stiehl mir nicht meine kostbare Zeit.«
»Meine Diener ssollen den verhasssten Feind Sssamorra einfangen, und die Fürsstin und ich wollen ihn dir dann sssum Geschschenk machen, Gebieter.«
Astaroth legte den Kopf schräg. »Du bist sicher, dass das Stygias Plan ist?«
»Natürlich«, brachte Ssacah etwas verunsichert hervor.
Da begann der Erzdämon schallend zu lachen. »Du elender Wurm«, stieß er hervor. »Glaubst du im Ernst, du könntest mich vergackeiern? Natürlich hat Stygia mir mitgeteilt, dass sie dich zu mir schickte. Und du kommst wahrhaftig angekrochen und erzählst mir nur die halbe Wahrheit! Wohin sind wir nur gekommen? Es gibt keine Ehrlichkeit mehr unter den Dämonen! Du bist sehr, sehr tief gesunken, Kobragezücht! Du ignorierst sogar-deine Feindschaft mir gegenüber, die entstand, als du erfuhrst, dass ich meine Hände nach deinem einstigen Machtbereich ausstreckte… Und das alles, weil du ein erbärmlicher Feigling geworden bist! Geh mir-aus den Augen, Wurm, so schnell du kannst! Wage es nie mehr, mir über den Weg zu kriechen. Denn dann werde ich dich vernichten, und zwar so, dass du niemals wiederbelebt werden kannst, weil es dann auch keine deiner Diener und Messing-Ableger mehr geben wird. Verschwinde, sofort!«
Zu Tode erschrocken kroch der Kobradämon hastig davon. Sein Plan, den Kopf noch einmal aus der Schlinge zu ziehen, war noch kläglicher gescheitert als sein Vorstoß zu Stygia!
Er hasste sie beide.
Noch ehe er das Tor erreichen und den Saal des Erzdämons verlassen konnte, rief der ihn noch einmal an.
»Noch etwas, Schlange - du solltest unbedingt etwas gegen deinen albernen Sssprachfehler tun!«
Am liebsten hätte Ssacah ihn dafür getötet. Aber dazu fehlte ihm die Macht. Es blieb ihm nur, still zu leiden und zu hassen.
***
Florida, Miami:
Rick Kernavon hatte es nicht eilig, nach Hause zu kommen. Wie es dort aussah, wusste er ja. Und es gab Wichtigeres, als dort die Beine hochzulegen und sich von der langen Urlaubsreise zu erholen.
Nämlich Ssacahs Keim zu verbreiten.
Unmittelbar bevor er den Gepäckträger beauftragte, die Koffersammlung zu seinem Haus zu bringen, hatte er blitzschnell und unauffällig die Messingkobra herausgenommen und in seinen Aktenkoffer gelegt. So trug er den Ssacah-Ableger nun bei sich im Wagen.
In gemütlichem Tempo fuhr er durch die Stadt, immer knapp unter dem Tempolimit von 35 mph. Der Koenigsegg war zwar ein superschneller Sportwagen, aber man musste das Tempo ja nicht ausreizen. Kernavon gehörte nicht zu den Rasern. Es reichte ihm, die gewaltige Kraft zu haben, die die Maschine notfalls entfesseln konnte. Schnelles Spurten hieß, Überholvorgänge schneller durchführen zu können, den Kreuzungsbereich schneller freimachen können, also mehr Sicherheit. Wenn er wirklich einmal richtig schnell fahren wollte, machte er das auf der Rennstrecke. Ansonsten
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